Lebenslauf von Werner Otto Trenkner

Bild von Werner Otto Trenkner Am 30. April 1902 wurde Werner Otto Trenkner in Calbe an der Saale geboren. Er stammt aus einer Musikerfamilie, der Vater Wilhelm Trenkner war Domorganist in Merseburg, die Mutter Martha Trenkner Sängerin. In frühester Jugend bekam er bereits Unterricht in Klavier- und Orgelspiel von seinem Vater. Zunächst jedoch stand bei dem jungen Werner Trenkner nicht die Liebe zur Musik, sondern die Malerei im Vordergrund. Erst verhältnismäßig spät - mit 13 Jahren - begeisterte er sich an der Musik und setzte sich insbesondere mit der Bachschen Musik auseinander. Durch seinen Vater, der sich mit dem Schaffen Max Regers sehr befasste, fand er schnell Zugang zu den Orgelwerken Regers. Schon als Sekundaner war sein Orgelstudium so weit gediehen, dass er längere Zeit die Organistenstelle am Dom zu Merseburg übernehmen konnte. Hier spielte er bereits in den Domkonzerten die großen Orgelwerke von Reger. Nach dem Willen seiner Eltern sollte Werner Trenkner keinen musischen Beruf ergreifen, sondern sie legten ihm nahe, Studienrat zu werden. Doch als er 1921 am staatlichen Dom-Gymnasium zu Merseburg sein Abitur machte, setzte der hochbegabte junge Mann seinen Willen durch und ging ans Leipziger Konservatorium, wo er bei Prof. Stephan Krehl Theorie und bei Prof. Weinreich Klavier studierte. Gleichzeitig war er Student der Friedrichs-Universität in Halle, wo er die Fächer Musikwissenschaften und Philosophie belegte. Von 1923 bis 1928 war er Studierender der Staatlichen Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, wo er bald Glanzschüler dieser Hochschule wurde. Er war Meisterschüler vom Prof. Bruno Hinze-Reinhold in Klavier, und von Prof. Richard Wetz in Komposition. Seine Dirigentenausbildung bekam er durch GMD Prof. Dr. Ernst Prätorius, den musikalischen Leiter des Nationaltheaters Weimar.

Das Abgangszeugnis der staatlichen Hochschule in Weimar vom 1. März 1928 bescheinigt dem jungen Musiker seine großen künstlerischen Fähigkeiten. In allen Fächern wird ihm ein "sehr gut" attestiert, in der Schlussbemerkung heißt es: "Im allgemeinen kann Herr Trenkner als ein Talent bezeichnet werden, wie es nicht oft anzutreffen ist." Bereits während seiner Studienzeit wurden am 27. Oktober 1927 seine Variationen und Fuge über ein eigenes Thema für großes Orchester op.2 in Aachen durch das Städtische Orchester unter der Leitung von GMD Peter Raabe uraufgeführt

In den zwanziger Jahren gehörte Werner Trenkner dem "Elsa Reger-Kreis" in Weimar an. Die Witwe Elsa - Frau Max Reger, wie sie sich selber gerne nannte - wohnte im selben Haus in Weimar wie die Familie Trenkner.

Werner Trenkners erstes Engagement war in Stolp, wo er als Dirigent ans dortige Staatstheater ging. Neben einer Anzahl von Spielopern und Operetten dirigierte er dort bereits die Oper "Tiefland" von Eugen d'Albert. Ab der Spielzeit 1929/30 wurde er musikalischer Leiter des Staatstheaters Stralsund und übernahm die Städtischen Sinfoniekonzerte. Hier hatte er Gelegenheit, u.a. die großen Opern von Giaccomo Puccini (La Boheme, Tosca) und Georges Bizet (Carmen) zu dirigieren. 1932 ging er ans Greifswalder Stadttheater, wo er ebenfalls die Stelle des GMD übernahm. Neben dein üblichen Repertoire dirigierte er hier mit großem Erfolg u.a. "Macht des Schicksals" (Giuseppe Verdi), "Ein Maskenball" (Giuseppe Verdi) und "Tannhäuser" (Richard Wagner). Während seiner Tätigkeiten in Stolp, Stralsund und Greifswald dirigierte er Konzerte in München, Berlin, Aachen Meiningen, Sondershausen, Weimar u.a. Neben seinen Verpflichtungen als Dirigent war Trenkner auch weiterhin erfolgreich kompositorisch tätig. In dieser Zeit entstanden die Werke bis op.18.

Als man 1933 Werner Trenkner als Nachfolger von Paul van Kempens nach Oberhausen berief, war er als Komponist so angesehen, dass ihm die "Neue Zeitung für Musik" einige Jahre zuvor ein ganzes Heft gewidmet hat. 1933 wird er mit dein Mendelssohn-Staatspreis für Komposition in Berlin ausgezeichnet. Mit dem Beginn des Jahres 1934 entstanden ernsthafte Schwierigkeiten. Die Parteipresse und die Parteiführer sahen mit großem Missbehagen die Aufführungen kirchlicher Musikwerke wie der "Matthäus-Passion" von Johann Sebastian Bach, den Messen von Anton Bruckner und anderer geistlicher Werke. Es entstand eine heftige Pressefehde. Die Musikfreunde Oberhausens standen aber ganz auf der Seite Trenkners.

Das zeigte sich in den Konzerten - ihm wurden stürmische Ovationen entgegengebracht. Die NSDAP verbot ihrer Kulturorganisation den Besuch seiner Aufführungen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem Kreisleiter im Mai 1935 konnte Werner Trenkner trotz seiner vertraglichen Bindung in Oberhausen nicht gehalten werden. Er musste Oberhausen verlassen, ging nach Berlin, und arbeitete dort als freischaffender Musiker, wurde aber vom Rundfunk, wo er noch nicht als belastet galt, beschäftigt. Hier hat er im Auftrage des Rundfunks ein Variations-Werk über die Loewe-Ballade "Heinrich der Vogler" geschrieben. In dieser Zeit entstehen u.a. das Violinkonzert g-moll op.21, das Bläser-Trio op.22 und die Neubearbeitungen der Opern "Der Jahrmarkt" und "Malina".

1936 dirigierte er im Berliner Bach-Saal ein Sinfoniekonzert zum Gedenken an seinen Kompositionslehrer Richard Wetz. Bei diesem Sonderkonzert wurden auch die von Werner Trenkner instrumentierten Wetz-Lieder uraufgeführt. Nach Richard Wetz letztem Willen sollte das unvollendete Oratorium nach Goethe "Liebe, Leben, Ewigkeit", dreiteilig, durch seinen früheren Schüler Werner Trenkner instrumentiert und fertiggestellt werden (Z. für Musik 102.1, 1935, Seite 472). Wegen des Einspruchs von Dr. Hapke kam es nicht zu der von Wetz gewünschten Vollendung des Goethe-Oratoriums durch Trenkner. Das Notenmaterial gilt zurzeit als verschollen.

1937 wurde Trenkner Chefdirigent des Städt. Orchesters Berlin. Gleichzeitig leitete er von Berlin aus wieder die Sinfoniekonzerte in Oberhausen.

Ab der Spielzeit 1938/39 kehrte Werner Trenkner wieder nach Oberhausen zurück. Diesmal als Städtischer Musikdirektor und musikalischer Chef der Oper und Vertreter des Intendanten. Er leitete außerdem die Sinfonie-, Kammer- und großen Chorkonzerte. Sein Weggang 1935 hatte in der Bevölkerung großen Unmut hervorgerufen. Nach langen Kämpfen seitens musikalischer Kreise und mit Hilfe der Stadtverwaltung konnte die Rückkehr erreicht werden. Da sein politischer Standpunkt jedoch unverändert war, wurde er von der Partei nach wie vor abgelehnt. Mit großem Mut hat sich Trenkner den religionsfeindlichen Bestrebungen und den Gleichschaltungen der Partei widersetzt.

Im November 1939 fand in Köln die Uraufführung von Trenkners Variationen und Fuge op.30 statt. Es wurde die letzte in dieser schwierigen Zeit. Er wurde zu keinem Auslands-Gastspiel herangezogen, die Aufführungen seiner Kompositionen erschwert und seine Oper "Malina" sogar von der Reichskammer verboten unter dem Vorwand, es kämen darin Nicht-Arier vor und der Offizier einer uns verbündeten Macht spiele darin eine üble Rolle. Trenkners Requiem sowie sein Violoncellokonzert kamen in dieser Zeit auch nicht zur Aufführung.

Nach dem Ende des Krieges gründete Werner Trenkner in Oberhausen ein neues Städt. Orchester, das sich im Laufe der Zeit zu einem führenden Kulturorchester West-Deutschlands entwickelte.

Am 14. April 1946 fand die Uraufführung seines Requiems statt. Werner Trenkner empfand diese Komposition als sein Hauptwerk.

1951 scheidet er aus dem städtischen Dienst aus und lebt als freischaffender Künstler. Zur Uraufführung gelangen neben kammermusikalischen Werken das erste und zweite Klavierkonzert. Unter dem Eindruck der zu dieser Zeit dominierenden "Modernen Musik" internationaler Prägung zieht er sich später ganz aus dem aktuellen Musikleben zurück, denn seine musikalische Heimat war die Welt an der Grenze zwischen Spätromantik und Moderne. Auch da, wo er moderne Mittel anwandte, hielt er an traditionellen Kompositionsprinzipien fest. Es folgte eine totale kompositorische Pause.

Im Jahre 1969 begann eine zunächst berufliche, später mehr und mehr freundschaftliche Beziehung zwischen Werner Trenkner und Harald Rummler, der durch Kornpositionsaufträge eine erneute Schaffensperiode bei Werner Trenkner anregte. In dieser Zeit entstehen das "Magnificat" und der 13. Psalm, das Konzert für Orgel und Orchester und eine Reihe kammermusikalischer Werke.

Werner Trenkner stirbt plötzlich am 9. September 1981 in Duisburg.



Harald Rummler
Solingen 1994

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Mit den sogenannten "Reger-Variationen" liegt ein Spätwerk Trenkners vor, das vor allem tiefe musikalische Reife spüren lässt. Im Verhältnis zum Thema des Walzers, den Trenkner in voller Länge darstellt, sind die Variationen ziemlich knapp angelegt. Jedoch zeigen sie einen höchst eigenwilligen Stil, der weder an musikalischer Raffinesse noch an technischer Virtuosität zu überbieten ist. Trenkners Klaviersatz ist vollgespickt mit technischen Knifflichkeiten bis hin zu Liszt-typischen Attitüden. Das Werk fand seine Uraufführung am 29. April 1977 beim NDR in Hamburg durch die hochbegabte Tochter und mittlerweile international angesehene Pianistin Evelinde Trenkner, die es auch auf Schallplatte eingespielt hat. Mit ihr bin ich seit Jahren durch die Scharwenka-Gesellschaft und das internationale Kammermusik-Festival in Lübeck, dessen Leiterin sie ist, bekannt. Evelinde Trenkner ist es zu verdanken, dass ich in Kontakt mit Harald Rummler gekommen bin, dem Besitzer und Verwalter des Nachlasses von Werner Trenkner. Nach ersten Kontakten war ich von der Musik Trenkners sehr angetan, was mich veranlasst, neben diesen Reger-Variationen auch die sieben Orgelstücke op.45 und das Konzert für Orgel und Orchester als Erstdruck herauszugeben.



Düsseldorf, im April 2000
Ulrich Rasche

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Trenkners "Sieben Stücke für die Orgel" op.45 und das Choralvorspiel über "Befiehl du deine Wege" ohne Opusangabe sind seine einzigen Orgelwerke, die überhaupt und dann auch erst in der späten Schaffensperiode geschrieben wurden. Der Zyklus op.45 ist im Juli 1975 vollendet worden. Es ist anzunehmen, dass beide Werke zur gleichen Zeit entstanden sind, da sie durch den Kontakt mit Harald Rummler, dem sie auch gewidmet sind, zustande gekommen sind. Harald Rummler spielte die Uraufführung am Neujahrstag 1976. Bis zum heutigen Tage sind sie nur wenig gespielt worden, und lagen bis dato nur in der Handschrift vor. - Die Klangwelt dieser Orgelstücke ist im wesentlichen durch Max Reger inspiriert, dessen unendliche Chromatik auch hier wiederzufinden ist. Durch die Weiterentwicklung der Musiksprache nach Reger erhalten diese Stücke einen spätimpressionistischen Zug. Dieser Stil ist gerade für die Orgel eine sehr reizvolle Angelegenheit, und ist für jeden Organisten ein dankbares Novum.
Letzte Änderung am 1. Mai 2004