Lebenslauf von Ernestus Weinrauch

Bild von Ernestus Weinrauch Weinrauch, Ernestus; deutscher Benediktinermönch und Kirchenmusiker, Taufname Faustinus (*getauft in Donauwörth 17.10.1730 †Zwiefalten 9.4.1793). Der älteste Sohn eines Glasermeisters erhielt wahrscheinlich in der Benediktinerabtei Zwiefalten, in deren Schule er schon als Kind gesteckt wurde, eine gründliche musikalische Ausbildung; über seine sonstige schulische und musikalische Ausbildung ist bisher nichts bekannt. Am 1.1.1748 legte Weinrauch die Profess ab und erhielt am 6.1.1755 die Priesterweihe. Einer Quelle zufolge soll Weinrauch bereits mit sieben Jahren in das Kloster Zwiefalten gekommen sein und es bis zu seinem Tod nicht mehr verlassen haben. In der Quelle heißt es: „Deshalb war er in der Welt so unbekannt[1], dass er selbst das Geld nicht kannte.“ Historisch belegt ist, dass Weinrauch das unter der Obhut der Zwiefaltener Benediktiner stehende Kollegium in Ehingen an der Donau besuchte und im Kloster selbst seine Studien abschloss.

Bis zu seinem Tod war Weinrauch als Subprior und als Ordenskapitulars tätig; als Chorleiter machte er es sich zur Aufgabe, den um die Mitte des 18. Jahrhunderts erbauten spätbarocken Kirchenraum des Zwiefaltener Münsters mit Musik zu füllen. In seinem Wirkungskreis war er als hervorragender Kontrapunktist, Orgelspieler und Komponist bekannt. Zu seinen Pflichten gehörte auch die musikalische Ausbildung der Klosterschüler. Weinrauch muss ein Lehrer von außergewöhnlichem Format gewesen sein, der den Schülern eine Ausbildung vermittelte, die das übliche Maß klösterlichen Musikunterrichts weit übertraf. So gingen der spätere Ottobeurener Komponist Conrad Bagg und der Opernkomponist Conradin Kreutzer, der seit 1789 Unterricht erhielt, aus seiner Schule hervor.

Sein überwiegend kirchenmusikalisches Werk ist in zahlreichen Abschriften aus ehemaligen oberschwäbischen Klosterbeständen überliefert. Darüber hinaus fanden seine Kompositionen Verbreitung bis nach Mariazell in der Steiermark, Sankt Peter im Schwarzwald, Regensburg, Schwäbisch Gmünd und in die Schweiz. Wahrscheinlich ist jedoch der größere Teil des Gesamtwerkes in den Wirren der Säkularisation und ihrer Folgen verloren gegangen. Sein Kompositionsstil ist dem des Salzburger Hok­omponisten und -kapellmeisters Johann Michael Haydn, dem Bruder Joseph Haydns, nahe. Aus stilistischer Sicht darf Weinrauch auf der Höhe seiner Zeit gesehen werden, italienische Einflüsse wie bei der Kirchenmusik Wolfgang Amadeus Mozarts sind deutlich. Vor allem bei liturgisch gebundenen Texten legt Weinrauch bei der Vertonung großen Wert auf Texttreue und Textverständlichkeit, wie dies von kirchlicher Seite gefordert wurde. Obwohl das begleitende Orchester in der Besetzung bisweilen symphonische Größe erreichen kann, stehen der Chor und etwaige Vokalsolisten immer im Zentrum des musikalischen Geschehens.

Er widmete sich - so der heutige Stand der Forschungen - ausschließlich der Kirchenmusik. Erhalten sind eine große Messe in C-Dur, das Oratorium „Kain und Abel“, eine Fülle kleiner Kompositionen, ein Requiem in c-moll und eine Messe in g-moll, die beide zu seinem Spätwerk gerechnet werden. Die Aufführung des Requiems und der Messe zu Lebzeiten Weinrauchs ist allerdings nicht nachgewiesen. Mit Sicherheit wurden die beiden Kompositionen nach der Säkularisation der Benediktiner-Reichsabtei im Jahre 1803 im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses bis zum Herbst 1997 nicht aufgeführt.

Beitrag von Claus-Dieter Sperber

[1] gemeint ist hier „unerfahren“, „weltfremd“
Letzte Änderung am 12. März 2009