Lebenslauf von Hermann Wenzel

Bild von Hermann Wenzel Hermann Richard Wenzel wurde am 16.12.1863 als Sohn eines Damastwebers und begabten Laienmusikers in Großschönau geboren. Seine musikalische Begabung zeigte sich schon in frühesten Jugendjahren, als er mit elf Jahren in den Kirchenchor eintrat. Der Kantor seines Heimatortes erkannte diese Begabung und erteilte ihm Unterricht in Kontrapunkt und Orgelspiel. Bald konnte er seinen Lehrer an der Orgel vertreten. Zunächst besuchte er die sogenannte Webschule in Großschönau und erlernte so den Beruf seines Vaters. Jedoch war es ihm aus finanziellen Gründen erst mit 21 Jahren möglich, ein Studium der Musik zu beginnen. Somit trat er in das Dresdner Konservatorium ein. Dort erhielt er eine gründliche Ausbildung im Klavier- und Violinspiel, Gesang, Harmonielehre und Komposition. Letzteren erzielt er bei dem großen Felix Draeseke. Nach dem Studium kehrte er 1887 in seinen Heimatort zurück und ließ sich bis zu seinem Lebensende als freier Musiklehrer, Chorleiter und Komponist nieder. Seine erste Komposition für Klavier, die Salonfantasie "Frühlingsklänge", op. 12 war der Anfang einer langen Schaffensperiode. Seine anfänglich komponierten Salonstücke, Tänze und Märsche für Klavier erzielten großartige Erfolge. Mehrere Tausend solcher leicht fasslichen Klavierwerke schreib er. Darunter befindet sich die unausrottbare Gavotte "Veilchen aus Abbazia", op. 214, die sowohl für Salonorchester und auch als Chorwerk bearbeitet wurde. Zu nennen sind noch die 12 Bände des "Schweizer Salon Albums", das auch heute noch für den Anfangsunterricht im Klavierspiel als Nebenmaterial herangezogen wird. Daneben liegen eine Vielzahl von weltlichen und geistlichen Werken für Männerchor, Frauenchor und gemischten Chor vor. Auch einige Lieder und Arien für Singstimme und Klavier bzw. Orgel umfassen sein Werk. Herausragend sind seine Kompositionen für Harmonium, hier sind vor allem die Bände "Allerseelen", "Choralvorspiele", "Orgelzauber" mit Fantasien über verschiedene Choräle zu nennen. Vor allem in seinen Kompositionen für Harmonium zeigt er großen Einfallsreichtum. Neben einer Vielzahl pädagogischer Werke als Nebenmaterial für den Klavierunterricht schrieb er selbst eine Klavierschule und eine Harmoniumschule. Eine Violinschule blieb unveröffentlicht. Seine Werke erschienen ausnahmslos bis auf op. 2, "Jugendzeit" für Männerchor und Baritonsolo beim Verleger Fr. Portius, vormals in Leipzig heute in Österreich, Mauerkirchen. Seine Werke fanden weiteste Verbreitung und enorme Beliebtheit weltweit. Durch die gesellschaftlichen Veränderungen nach den beiden Weltkriegen, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, geriet sein Schaffen immer mehr in den Hintergrund. Eine Renaissance ist aber in den letzten Jahren spürbar.



Beitrag von Andreas Gmeineder
Letzte Änderung am 7. März 2006