Lebenslauf von Carl Bonaventura Witzka

Bild von Carl Bonaventura Witzka Witzka wurde am 2. November 1768 in Jettingen geboren, studierte Theologie und war seit 1792 als Marianer (Sänger bzw. Instrumentalist) und Lektor an der Augsburger Domstiftskirche tätig. Ab 1798 oder 1800 war er am Kollegiatsstift St. Moritz als Chorvikar und hatte bis 1822 die Chorregentenstelle inne. Dr. Joseph von Ahorner (1791-1874) bemerkt in seinen Reminiszenzen "Augsburger Musikzustände seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts" (veröffentlicht 1874): "Die beste Kirchenmusik besaß, so lange Witzka die Direktion führte, unstreitig in jeder Beziehung St. Moritz, wo zuerst ein geläuterter Geschmack Eingang fand und die großen Messen der damaligen Zeit von Haydn, Mozart..." aufgeführt wurden.

1822 wurde Witzka Nachfolger von Franz Bühler als Domkapellmeister. Sein Moritzer Repertoire kam nun auch dem Domchor zugute und führte zu einer deutlichen Steigerung der Kirchenmusik. Laut Ahorner war "früher die Auswahl der Musikstücke und der Geschmack der daselbst eingedrungen war kein glücklicher". Witzka sorgte für die "Beseitigung der unkirchlichen Compositionen von Bühler, Fischer, Pausch, Drexel etc.".

Mit 70 Jahren, am 15. Juli 1839, richtete Witzka an die Königliche Regierung von Schwaben und Neuburg - Kammer des Inneren - die wiederholte Bitte "um Entlassung von der Domkapellmeisterstelle und um Fortbezug seiner bisherigen Zulage". Sein geschwächtes Gehör und seine Altersgebrechlichkeit führte er u.a. als Grund für seine Pensionierung an.

Am 7. Dezember 1846 richtete er an den Bischof von Augsburg die Bitte, sein Ruhegehalt, welches jährlich 606 Gulden betrug, anzuheben, damit er über die Runden kommen könne. Zum Vergleich führte er das Ruhegehalt seines Vorgängers F. Bühler an, der bis zu seinem Tode 963 Gulden erhalten hatte. Der Hochwürdigste Herr Bischof entsprach "der unterthänigst gehorsamsten Bitte" und unterstützte Witzka großzügigst mit zusätzlich 50 Gulden jährlich.

Am 31. Oktober 1848 verstarb um ½ 11 Uhr der "freiresignierte Domkapellmeister und Jubelpriester" kurz vor seinem 80. Geburtstag. Das Leichenbegräbnis fand am 3. November auf dem katholischen Friedhof an der Hermanstraße statt. Eine verwitterte und verwaschene, in der Friedhofskapelle eingelassene, Grabtafel erinnert noch heute an ihn. Witzka war während seiner fast 49jährigen kirchlichen Dienstzeit 39 Jahre in der "Direktion der Kirchenmusik" tätig. Daneben trat er bei den "Hofconcerten am Churfürstlich Trier'schen Hofe", die mit dem Tode des letzten Augsburger Fürstbischofs, Clemens Wenzeslaus, im Jahre 1812 endeten, bei zahlreichen Konzerten als Klaviersolist bzw. -virtuose im Saale der bischöflichen Residenz (dem heutigen Rokokosaal bei der Regierung von Schwaben) auf.

1812/13 übernahm er die Direktion der Musikliebhaberkonzerte im damaligen "Fürstlich Fugger'schen Concertsaal". In jedem Winter wurden 12 Konzerte, und ein zusätzliches zum Wohle der Armen, gegeben. Es erklangen dabei die "gediegendsten Orchester-Compositionen, Oratorien, so wie Soloparthieen für Gesang und Instrumente". Dabei traten nicht "blos einheimische Dilettanten in Soloparthieen" auf, sondern es wurden auch nicht selten auswärtige und durchreisende Künstler beigezogen. Witzka führte die Direktion mit Einsicht, Geschmack und der erforderlichen Energie. Das Ende dieser Liebhaberkonzerte war 1829 gekommen, da "namentlich Damen von dem Auftreten in Soloparthieen sich immer mehr zurückzogen, weil einige Lokalblätter bei ihren Concertberichten mit Beiseitesetzung jeder Rücksichtnahme oft zu unzart sich äusserten und bei den immer sich steigenden Ansprüchen der Abonnenten der Concertdirektion die pekuniären Mittel nicht zu Gebote standen, um für jedes Concert fremde Künstler mit grossen Opfern herbeiziehen zu können." 1830 bildete sich ein größerer Männergesangverein "Liederkranz", in dem katholische Geistliche und Lehrer beider Konfessionen die Soloquartette bildeten. Neben Witzka leitete manchmal auch aushilfsweise der Verfasser der Augsburger Reminiszenzen, Joseph von Ahorner, diesen Liederkranz. Die kompositorischen Fähigkeiten Witzkas waren zu seiner Zeit hoch geschätzt, was sich durch die Vielzahl von Kopien seiner Werke in Klöstern und anderen kirchenmusikalischen Zentren des gesamten süddeutschen Raumes nachweisen lässt. Daneben wurden seine gedruckten Werke durch Andreas Böhm und Johann Carl Gombart verlegt.

Witzkas Schaffen umfasst zahlreiche Messen, Gradualien, Offertorien, Litaneien und Vespern. Daneben hat er aber auch weltliche Musik insbesondere Streichquartette, Serenaden für Bläser, große Orchesterwerke, Kantaten und Arien hinterlassen.

Auch das Stift bzw. die Wallfahrtskirche Hl. Kreuz gehörte mit Sicherheit zu den Orten, an denen Witzkas Kompositionen aufgeführt wurden. Die Partitur einer großen Vesper liegt als Autograph noch heute im Musikarchiv Hl. Kreuz vor.



Beitrag von Martin Hofelich (MUSICA SUEVICA Chor Augsburg e.V.)
Letzte Änderung am 27. Mai 2005