Lebenslauf von Iannis Xenakis

Bild von Iannis Xenakis Seine frühe Kindheit verbrachte Iannis Xenakis in der Donau-Stadt Brăila. Mit 10 Jahren zog er mit seinen Eltern von Rumänien fort nach Griechenland. Der Krieg brach aus, und der Jugendliche beteiligte sich in den Jahren 1940-1945 am antifaschistischen Widerstand. Zum Tode verurteilt und wieder begnadigt, war es sein Los, einige Zeit in Haft zu verbringen.

Nachdem er am Polytechnikum von Athen sein Examen als Diplom-Ingenieur bestanden hatte, verließ Xenakis seine griechische Heimat im Jahre 1947. Als politischer Flüchtling emigrierte er nach Paris und erwarb bald darauf die französische Staatsangehörigkeit. Mit dem Star-Architekten Le Corbusier freundete er sich an und war in der Zeit von 1948-1960 sein enger Mitarbeiter. Beide verband eine tiefe Liebe zur Musik mit ihren kompositorischen Möglichkeiten.

Bei Arthur Honegger und Darius Milhaud studierte Xenakis Komposition und absolvierte in der Zeit von 1950-1952 einen Analysekurs am Conservatoire bei Olivier Messiaen. Die Kurse von Hermann Scherchen in Gravesano trugen wesentlich zu seiner musikalischen Entwicklung bei.

Ärgerlicherweise vernichtete er im Jahre 1952 alle seine Kompositionen, die auf griechische Volksmusik aufgebaut waren, um sich ausschließlich der experimentellen Musik zu widmen und den Errungenschaften der Avantgarde zu huldigen. Ab etwa 1960 widmete er sich nur noch der Musik und schöpfte alle Möglichkeiten der Komposition aus, wozu auch die synthetische Klangerzeugung und der Einsatz musikfremder Mittel gehörte.

An der Pariser Universität gründete er 1966 die Equipe de mathématique et d’automatique musicales. Den Rastlosen trieb es über den Atlantik, und in der Zeit von 1967-1972 ließ er sich in Bloomington / Idiana nieder. Zurückgekehrt nach Frankreich wurde er Professor an der Universität von Paris und Mitglied des Centre National de la Recherche Scientifique.

Die Welt sparte nicht mit Ehrungen und Abzeichen. So erhielt der die Golden Medaille von Maurice Ravel 1974 und die Beethoven-Medaille im Jahre 1977. Xenakis war Ehrenmitglied verschiedener Akademien in Deutschland, England und den USA.

Seine unterschiedlichen beruflichen Passionen als Komponist, Architekt, Logiker, Mathematiker und Philosoph weisen Iannis Xenakis als eine schillernde Persönlichkeit unserer Zeit aus. Kleine Ensembles oder ein Solist genügen oftmals, um seine musikalische Idee umzusetzen. Seine Techniken sind kalkulierbar. Experten sprechen von mathematischen Begriffen wie Mengenlehre, Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Gruppentheorie, und Kontinuitätslehre, die zur Schaffung seiner Kompositionen eine Rolle spielen. Es ist die Rede von Ton- und Geräuschpunkten, gehäuften Klangschichten, Pizzicatowolken und Glissandonetzen. Es sollte nicht übersehen werden, dass ein Humor individueller Ausprägung und nicht das Mischpult häufig das Fundament seiner Komposition bildet. Seine Zuhörerschaft weiß diese Eigenschaft besonders zu schätzen.

Auf komplizierte Theorie muss der unbefangene Zuhörer sich nicht einlassen und kann sich ganz zwanglos den vielfach kleinen Musikstücken widmen. Sehr populär und viel gespielt ist sein Solostück für Violoncello NOMOS ALPHA. Das Witzigste, was jemals für die Solovioline komponiert wurde, sind seine Stücke MIKKA und MIKKA „S“ aus den Jahren 1972 und 1976. Der Mathematiker ist in diesen Stücken nicht wiederzuerkennen. Es ist naheliegend, auf ein Hommage an seinen Lehrer Darius Milhaud zu schlussfolgern.

In seiner Vielseitigkeit und seiner Experimentierfreudigkeit und seinem Humor gehört Xenakis zu den faszinierendsten Erscheinung der Neuen Musik.



Beitrag Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 29. Mai 2008