Lebenslauf von Renata Zatti-Cicuttini

Bild von Renata Zatti-Cicuttini Renata Zatti wurde am 5. April 1932 in Casarsa della Delizia (Friaul, Italien) als zweites Kind des Arztes Carlo Zatti und dessen Ehefrau Ada Bortolozzi geboren. Sie wuchs mit vier Geschwistern (2 Schwestern, 2 Brüdern) auf. Mit 9 Jahren wurde sie Klavierschülerin von Wanda Malipiero, durch welchen sie die Liebe zur Musik entdeckte. Die Klavierlehrerin kam zu der Familie Zatti nach Padova, um Renata zu unterrichten. 

Im Jahr 1952 erhielt sie am „Conservatorio Cesare Pollini“ (Padova) ihr Klavier Diplom bei Prof. Tiberio Tonolli. Komposition lernte sie bei Prof. Bruno Coltro und Arrigo Pedrollo. 1953 heiratete sie den Ingenieur Amelio Cicuttini und führte fortan ein sehr turbulentes und abwechslungsreiches Leben. Das junge Paar lebte zunächst in einem kleinen Ort in der Poebene, wo ihr Mann als Ingenieur arbeitete. Es folgte ein einjähriger Aufenthalt in den USA, wo 1954 die erste ihrer vier Töchter, Maria-Teresa, geboren wurde. 1955 kehrte die Familie nach Italien zurück und fünf Jahre später siedelten sie mit ihren inzwischen vier Töchtern nach Zürich über. Beruflich bedingt musste die Familie 1966 Zürich verlassen und zog nach Buenos Aires. Die zwei Jahre, die Renata Zatti mit ihrer Familie in Argentinien verbrachte, waren eine harte Zeit und sie dachte mit Wehmut an ihre Freunde in Europa, die sie sehr vermisste. Aber sie versäumte es nicht, in Buenos Aires ihre pianistischen Fähigkeiten weiterhin zu verfeinern und nahm Unterricht bei Frau Ana Gelber, der Mutter des bekannten Pianisten Bruno Leonardo Gelber. 1968 zog die Familie dann nach Brüssel, wo sie sesshaft wurde. 

In den vergangenen Jahren hatte Renata Zatti sich vermehrt um ihre Familie gekümmert, aber auch immer Kontakte zu Musikern (u.a. in Zürich mit Luigi Favini, in Buenos Aires Anita und Bruno Gelber, in Brüssel mit Jenny Solheid, Frederik Van Rossum und Jacqueline Fontyn) gepflegt und ihre Studien fortgesetzt. Die musikalischen Aktivitäten von Renata Zatti nahmen immer mehr zu, sodass ihr Gesundheitszustand bedenklich wurde. Im Jahr 1972 schrieb sie über ihr wildes, nomadisches Wanderleben der letzten Jahre und verordnete sich mehr Ruhe. Aber ihre musikalischen Aktivitäten schraubte sie nicht zurück, wurde ihr doch viel Anerkennung für ihre Arbeit zuerkannt. Die Verfeinerung ihres Stils spornte sie zu weiterem Engagement an. Bei einem Recital 1976 äußerte sich Jenny Solheid über einige Klavierstücke von Renata Zatti: „Sie ist eine Pianistin mit einem sehr reichen Talent, aber sie ist auch eine begnadete Komponistin...“ Im Jahr 1983 schrieb Jenny Solheid zu dem Werk Vajont für Klavier: „ Es ist ein kleines Werk einer großen Komponistin...“ Und weiter, zum Klavierstück „Migrazioni:“ „Dieses Stück gehört zur reinen Poesie...“ Jacqueline Fontyn äußerte sich über „Esaltazione Musicale“ für Klavier im Jahr 1980: „Ur-Kräfte und neue Kräfte fließen zusammen und trennen sich wieder entlang der linearen Polyphonie, durchdrungen von frischen Timbrefärbungen ; eine Neue-Konsonanz- orientierte Musik.“ 

In den 80er Jahren studierte Renata Zatti in Brüssel Orgel bei Paul Barras, Kammermusik bei Frederik Van Rossum, Komposition für Gedichte-in-Musik bei Piotr Lachert, Orchestrierung und Analyse bei Piet Swerts. In den 90er Jahren komponierte sie hauptsächlich für Soloinstrumente und Kammermusik. Ihre Werke wurden von renommierten Interpreten aufgeführt, wie z.B. von der Harfenistin Alessandra Trentin. Auch durch ihre Freundin, die Flötistin Chiara Dolcini Gayatrii inspiriert, komponierte sie viele Werke für dieses Instrument. Renata Zatti war Mitglied bei „Donne in Musica“ (Fiuggi, Italien), « SuonoDonne Italia » (Mailand, Italien) und beim „Frauenmusik Forum“ (Bern, Schweiz). 

Im Oktober 2004, ein Jahr nach ihrem Tod, gaben die Suonodonne-Mitglieder Luisa Sello, Rose-Marie Soncini, Esther Flückiger und Giovanna Barbati ein Konzert zu Ehren von Renata Zatti im Schloss von Udine.

1995 hatte sich der Ehemann von Renata Zatti beruflich ganz neu orientiert. Er ging in eine Geigenbaulehre nach Cremona (Italien) und lernte bei Meister Francesco Bissolotti. Nach der Lehre baute er in Belgien eine Geigenbauwerkstatt auf und Renata Zatti unterstützte ihn bei seiner Arbeit indem sie die Feineinstellung der neuen Instrumente prüfte. Viele Musiker orderten bei ihm ihre Instrumente. Nach dem Tod von Renata Zatti 2003 fehlte es ihm an Enthusiasmus und Kraft, die Firma weiter zu führen. 

Didaktik und Jugendbildung waren auch ein großes Anliegen von Renata Zatti. So entstand das Buch „Invenzione Musicale“, in dem sie über die Grundlagen der Komposition schrieb sowie eine Einführung in die Harmonik und in die Musikgeschichte gab. Renata Zatti starb am 4. September 2003 und ist auf dem Friedhof in Palmanova (Friaul) beerdigt. Nach ihrem Tod wurde ihr musikalischer Nachlass der Abteilung für Bildende Kunst und Musik der Universität Padua (Italien) übergeben.



Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 16. Juni 2018