Lebenslauf von Johann Rudolf Zumsteeg

Bild von Johann Rudolf Zumsteeg Der Zehnjährige Zumsteeg genoss das Privileg, Unterricht an der berühmten, aber wegen seiner Strenge auch gefürchteten Karlsschule in Stuttgart zu erhalten, denn der Vater hatte die Position eines herzoglich-württembergischen Kammerdieners inne. Der etwa gleichaltrige Friedrich Schiller wurde sein bester Freund. Der Musik mehr zugetan als der Bildhauerei, bekam er Unterricht in Violoncello und Komposition. Nach Verlassen der Schule 1781 wurde er Cellist an der Hofkapelle. Mit seiner Karriere ging es aufwärts. 1785 erhielt er die Position eines Cellolehrers. Hofkapellmeister wurde er im Jahre 1783 und war damit Nachfolger von Agostino Poli.

Zumsteeg galt als vorzüglicher Mozart-Dirigent. Er war seiner Zeit voraus und formte unter Betonung des Schaurigen, Bizarren und Gruseligen in seinen Balladenkompositionen die dunklen Seiten, die sich in der Romantik des 19. Jahrhunderts festsetzten. Seine erzählende Dichtung in Reimen bevorzugte historische Themen, in denen die alten Rittersleut’ ehrbesessen und radikal ihr Wesen und Unwesen zur Schau stellten. Dramatische Impulse, aber auch das Verweilen im Detail, kennzeichnen seinen bahnbrechenden Stil. Den Interpreten seiner Balladen war es überlassen, die vorhandenen Effekte stimmlich übersteigert in Szene zu setzen. Als Quelle für seine Kompositionen mit Klavierbegleitung bevorzugte er die Schauerromantik von Gottfried August Bürger (1747-94), Sohn eines Pfarrers aus dem Harz.

Auch zu seinem Freund Friedrich Schiller verhielt er sich liebenswürdig und vertonte ein paar Verse aus seinem Bühnenstück „Die Räuber“. Mit der Komposition von Opern hatte Zumsteeg wenig Glück. Die Nachwelt nimmt sie nicht zur Kenntnis. Bedeutendere Komponisten nehmen ihnen im harten Konkurrenzkampf die Überlebenschance, was nicht unbedingt bedeuten muss, dass das Blatt sich auch eines Tages wenden kann.

Musikhistorisch positioniert man Zumsteeg in die Zeit des Sturm und Drangs. Er gilt als Begründer der deutschen Balladenkomposition. Carl Loewe und Franz Schubert vertonten ebenfalls Balladen, hatten aber nicht das textliche Volumen ihres Vorgängers. Wirkliche Alternativen sind nur die Chorballaden von Robert Schumann. Ihm lieferte Ludwig Uhland die Texte.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 27. Oktober 2007