Lebenslauf von Fritz Löhner

Bild von Fritz Löhner Die Familie Löwy übersiedelte 1888 nach Wien und änderte ihren Nachnamen in Löhner. Fritz besuchte das Landstraßer Gymnasium und studierte dann Rechtswissenschaften. Löhner war sportlich aktiv, u.a. beim jüdischen Fußballclub Hakoah, dessen Präsident er später wurde. Nach seiner Promotion 1905 arbeitete er nur kurz in einer Anwaltskanzlei; sein Interesse galt nämlich schon länger der "leichten Muse". Bereits während der Schulzeit veröffentlichte er kleinere literarische Arbeiten unter dem Pseudonym Beda. Beda ist die Verkürzung des tschechischen Wortes Bedrich (= Friedrich) für Fritz, wie er zu Hause gerufen wurde. Manche Texte veröffentlichte er Zeit seines Lebens unter Löhner, manche unter Löhner-Beda, andere unter Beda. 1919 wurde er zum ersten Mal Vater; sein Sohn Bruno Löhner konnte später als einziger der Familie nach Amerika emigrieren. 1925 heiratete er Helene Jellinek, mit ihr hatte er zwei Töchter. 1908 erschien sein erster Gedichtband "Getaufte und Baldgetaufte", in dem er als überzeugter Zionist das Assimilationsstreben vieler Juden mit satirischen Versen verurteilte, so auch in "Israeliten und andere Antisemiten". In der "Fledermaus" wurden seine ersten Stücke gespielt, seine Operettenlibretti von Leo Ascher, Richard Fall, Robert Stolz, Edmund Eysler vertont. Aber auch in der "Hölle" oder im "Simplicissimus" wurden seine Texte gespielt. Daneben schrieb Löhner Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften, Satiren, Gedichte, Sketches und Schlagertexte, wie "In der Bar zum Krokodil", "Du schwarzer Zigeuner", "Drunt' in der Lobau", "Ausgerechnet Bananen", "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren". Er wurde in den 20er Jahren zu einem der gefragtesten Librettisten und Schlagertexter Wiens und Chefdramaturg des auf dieses Genre spezialisierten "Wiener Bohéme-Verlages". Nach wie vor begeistert vom Sport, wurde er auch Präsident des Sportklubs "Hakoah". Das millionenschwere "Erfolgsgespann" schlechthin wurde Ende der 20er Jahre Fritz Löhner / Ludwig Herzer - Franz Lehár - Richard Tauber. 1928 schufen sie die Operetten "Friederike", 1929 "Das Land des Lächelns" und 1934 (mit Paul Knepler statt Herzer) "Giuditta", die Lehár später Benito Mussolini widmete. Mit Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als Komponisten entstanden "Viktoria und ihr Husar" (1930) und "Die Blume von Hawai" (1931), mit Jara Beneš seine letzte Operette "Gruß und Kuß aus der Wachau", erstaufgeführt am 17.2.1938 in der Volksoper.

Am 13.3.1938 wurde Löhner festgenommen, am 1.4. im "Prominenten-Transport Nr. 1" ins KZ Dachau verfrachtet, im September weiter ins KZ Buchenwald. Dort entstand der "Buchenwald-Marsch", zu dem Hermann Leopoldi die Musik schrieb. Löhner hielt auch die Geburtstagsrede anlässlich des 60. Geburtstages von Fritz Grünbaum im April 1940. Etwa zur selben Zeit feierte Lehár in der Wiener Staatsoper seinen 70. Geburtstag, er dirigierte unter Anwesenheit des Führers "Das Land des Lächelns" - die Librettisten wurden nicht mehr genannt. Lehár hatte sich rechtzeitig den NS-Machthabern angepasst, glaubte aber wegen seiner jüdischen Frau selbst befangen zu sein. 1942 wurde Löhners Frau, deren Mutter sowie die beiden Töchter nach Minsk deportiert, Löhner selbst wurde ins KZ Auschwitz-Monowitz verlegt, wo die IG-Farben ein Werk errichten ließ. Löhner arbeitete zu langsam, man schlug ihn tot oder vergaste ihn; offiziell ist er an Altersschwäche gestorben.



Beitrag von Andreas Sperlich
Letzte Änderung am 27. Juni 2004