Vincenzo Bellini (1801-1835)

La sonnambula

(Die Nachtwandlerin)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: La sonnambula
Titel deutsch: Die Nachtwandlerin
Titel englisch: The Sleepwalker
Titel französisch: La Somnambule
Anlass: Auftragsarbeit
Entstehungszeit: spätestens 1831
Uraufführung: 6. März 1831 in Mailand (Teatro Carcano)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 135 Minuten
Erstdruck: Mailand: Ricordi, 1831
Verlag: New York: G. Schirmer, 1901
Mailand: Ricordi, 2010
Bemerkung: Ursprünglich hatte Bellini die Vertonung von Victor Hugos „Hernani“ ins Auge gefasst, rückte aber von seinem Plan ab, als er erfuhr, dass sein Berufskollege Donizetti in der gleichen Saison eine historische Oper „Anna Bolena“ an der Scala herausbringen würde. Felice Romani war hier ebenfalls als Librettist vorgesehen und Bellini wollte mit einem ähnlich gearteten Stoff mit dem prominenten Komponisten zu dieser Zeit noch nicht in unmittelbaren Wettstreit treten. Er disponierte um und siedelte die Handlung des bizarren Inhalts in der Schweizer Bergwelt an und mit „La Sonnambula“ gelang ihm ein Meisterwerk, welches von seinem Publikum wie Bienenhonig konsumiert wurde. Dabei war die Idee nicht einmal besonders originell, denn Eugène Scribe hatte bereits 1827 für Ferdinand Hérold ein abendfüllendes Ballett gefertigt, das den Titel „La Somnambule ou L'arrivée d'un nouveau seigneur“ trug. Doch was Bellini an Innigkeit und Schönheit der Melodie hervorbrachte, ist schier unvergleichlich und hat sich auf den Spielplänen der großem Häuser bis heute kontinuierlich durchgesetzt.
Zusatzinformationen: Libretto

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[Details]
La Sonnambula (CMajor, 2012)
Vincenzo Bellini (1801-1835)

Gabriele Ferro leitet das Orchester und den Chordes Teatro la Fenice und „betont durch einelangsame Interpretation die lyrischen undnachdenklichen Aspekte des Werkes, ohne dass esdem Orchester in dem dramatischeren Szenen anFlexibilität und Präzision mangelt“ (GBOPERA)

Zur Oper:

Art: Oper in zwei Akten
Libretto: Felice Romani (1788–1865) nach einer Ballett-Pantomime von Eugène Scribe und Jean-Pierre Aumer
Sprache: italienisch
Ort: ein kleiner Ort in der Schweiz
Zeit: zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Personen:

Amina: eine Waise, von Teresa adoptiert, verliebt in Elvino (Sopran)
Elvino: ein wohlhabender Gutsbesitzer (Tenor)
Graf Rodolfo: zurückgekehrter Feudalherr des Ortes (Bass)
Teresa: eine Mühlenbesitzerin (Mezzosopran)
Alessio: ein Bauer, abgewiesener Liebhaber Lisas (Bass)
Ein Notar: (Tenor)
Weitere: Bauern und Bäuerinnen

Handlung:

1. Akt: 1. Szene:

Eine quietschende Wassermühle und Lisas Dorfschenke bilden den Mittelpunkt eines malerischen Schweizer Gebirgsdorfes. Hier kommen die Leute gesellig zusammen, wenn es einen Grund zum Feiern gibt. Aminas Verlobung ist solch ein Anlass, denn den wohlhabenden jungen Bauern Elvino hat sie sich erkoren, zukünftig das Leben mit ihr gemeinsam zu verbringen. Die Gastwirtin Lisa macht gute Miene zum bösen Spiel, denn den schmucken Burschen hätte sie auch gern gehabt. Alessio bemüht sich lebhaft um sie, aber den will sie nicht. Und Elvino, obwohl mit ihr schon fest verbunden, ist abtrünnig geworden und hat sich für das adrette Waisenmädchen entschieden.

Amina wurde von Teresa, der die Mühle gehört, adoptiert. Das Mädchen bedankt sich öffentlich bei ihr, bevor sie einen neuen Lebensabschnitt antritt. Sie wird zu ihrer Wahl beglückwünscht und alle stimmen in
ihren Gesang mit ein. Doch wo ist der Bräutigam? Er hat noch am Grab seiner Mutter verweilt, um ihren Segen zu erbitten. Die kleine Verspätung wird entschuldigt und der Notar hat den Heiratsvertrag bereits vorbereitet. Elvino schenkt Amina einen kostbaren Ring, ein Erbstück der Mutter. Ein Liebesduett dokumentiert das Wonnegefühl der Liebenden, an dem die Dorfgemeinschaft teilnimmt. Der Rausch der Melodie erfüllt die Abendstimmung und senkt sich über das Tal. Die Trauung ist für den morgigen Tag angesetzt.

Überraschend taucht ein Fremder auf, der sich nach dem Weg zum Schloss erkundigt. Da er aber unmöglich vor Eintritt der Dunkelheit sein Ziel erreichen kann, bietet ihm Lisa ein Nachtlager in ihrem Gasthof an. Man mutmaßt, dass der Ankömmling, der sich Rodolfo nennt, hier schon einmal gewohnt hat und die Leute machen sich Gedanken über seinen Stammbaum. Von der bevorstehenden Hochzeit erhält er Kenntnis, stellt fest, dass Amina mit der Frau Ähnlichkeit hat, die er einst geliebt hat und macht ihr im Bewusstsein ihrer Schönheit Komplimente. Lisas Neid und Elvinos Eifersucht werden geweckt. Allgemein nimmt man seine galanten Manieren und sein weltstädtisches Benehmen offenherzig zur Kenntnis.

Man gerät ins Plaudern und der Fremde lässt durchblicken, dass er als Knabe seine Kindheit mit dem Grafen auf dem Schloss verbracht hat. Der Graf sei schon seit vier Jahren tot und man suche vergeblich nach dem Erben, weiß Teresa der Unterhaltung beizusteuern. Rodolfo lässt durchblicken, dass er den Nachfolger des Grafen kennt, der gesund und munter ist und bald hier erscheinen werde. Welch geheimnisvolles Getue! Lautes Gebimmel verkündet sie Heimkehr der Herden von den saftigen Alpenwiesen. Teresa hält es für notwendig, die Leute daran zu erinnern, nach Hause zu gehen. Oder haben sie das furchtbare Gespenst vergessen, welches in der Regel ihr Dorf aufsucht - immer wenn der Vollmond aufgeht?

Selbst die Hunde schlagen an und sind beunruhigt, wenn die weiß gekleidete Gestalt sichtbar wird. „Wie, Gespenster gibt es hier auch?“ Rodolfo schüttelt mit dem Kopf über die Naivität der Einheimischen.

Elvino findet die übertriebene Aufmerksamkeit unangebracht, die der Fremde seiner Braut entgegenbringt, lässt sich aber von Amina beschwichtigen. Mit einem zünftigen Liebesduett verabschiedet das Paar sich voneinander.

2. Szene:

Lisa war vom Dorfschulzen bereits informiert worden, dass ihr Gast der gesuchte Erbe des verstorbenen Grafen ist. Sie betritt Rodolfos Zimmer, um noch ein paar Schnittblumen in die Vase zu stellen und um sich zu vergewissern, dass alles bestens hergerichtet ist. Er toleriert die Aufdeckung seiner Identität und erfährt, dass zu seiner Anwesenheit Feierlichkeiten angesagt sind. Zu ein paar oberflächlichen Späßchen mit der gutgelaunten Wirtin ist er immer aufgelegt, und sie sähe es gern, wenn mehr daraus würde. Doch ein Störenfried macht Geräusche am Fenster und eine weißgekleidete Gestalt mit einer brennenden Wachskerze in der Hand klettert zu seiner Überraschung ins ins Zimmer. Lisa verschwindet rasch im Ankleideraum und verliert in der Eile ihr Schnupftuch.

Gibt es etwa Gespenster im Dorf? Aber nicht doch! In der Gestalt der nächtlichen Besucherin erkennt der Graf die fest und tief schlafende Amina. Von Mondsüchtigkeit hat er schon gelesen, kann somit das Phänomen einordnen und denkt sich keine unlautere Absicht bei ihrem Auftritt. Offenbar weiß das Kind gar nicht, an welchem verhängnisvollen Ort es sich befindet. Ganz anders Lisa: Sie hat die Nebenbuhlerin sofort erkannt und macht sich auf den Weg, Elvino herbeizurufen, um ihm die angebliche Unehrenhaftigkeit seiner Braut vorzuführen.

Rodolfo verhält sich korrekt, macht sich sofort aus dem Staub, um Amina keinem falschen Verdacht auszuliefern und tritt die Flucht durch das Fenster nach draußen an. Es liegt ihm fern, die Situation des Mädchens auszunutzen, welches bestimmt gerade von der Hochzeit mit Elvino träumt.

Die Dörfler versammeln sich vor dem Fenster und schauen amüsiert auf das Bett auf dem eine weiß gekleidete Frauengestalt liegt. Lisa trifft mit Elvino ein, der sich sogleich die Situation so ausmalt, wie seine Phantasie es ihm eingibt und ist entsetzt.

Von Lisa kommentiert, glauben die Leute wahllos alles, was sich pikant ausmacht. Vollkommen verwirrt erwacht Amina, sieht sich vom Verlobten verstoßen und und dem allgemeinen Hohn und Spott ausgesetzt. Mutter Teresa ist die einzige, die noch zu ihr hält.
2. Akt: 3. Szene:

Zwischen Dorf und Tal liegt das gräfliche Schloss. Ein paar Tage sind vergangen und eine Gruppe von Bauern begibt sich zum Grafen, um bei ihm Fürsprache für Amina einzulegen. Dieser beruhigt sie, dass sich alles ganz anders verhalten habe, als es den Anschein hat. Er zückt ein Buch aus seiner Bibliothek und hält den Wissbegierigen einen Vortrag über den Mond und das Phänomen des Sonnambulismus. Diese sind erleichtert, dass kein Makel an dem allseits beliebten Maidli haftet und wollen nun auch Elvino überzeugen.

Todunglücklich glaubt dieser ihnen aber nicht und beharrt auf seinem Standpunkt. Amina, der er in Begleitung Teresas ein paar Tage später begegnet, macht er zum Vorwurf, dass sie ihn durch ihren Verrat zum Unglücklichsten aller Männer gemacht habe. Er plant, nunmehr Lisa zu heiraten, und macht Schluss mit der Vergangenheit. Den Verlobungsring zieht er ihr mit Gewalt vom Finger.

4. Szene:

Alessio, der glaubt, die widerstrebende Lisa zurückerobern zu können. Aber sieht sich erneut auf dem Holzweg, denn die Intrigantin hat Aussicht, dass nun die Verbindung mit Elvino klappt. Doch es erscheint Graf Rodolfo, der erneut Aminas Unschuld beteuert. Den Leuten lässt die Sache keine Ruhe. Sie lärmen, dass Seine Durchlaucht für seine Behauptung den Beweis antreten soll. Zum Glück ist Vollmond und ermöglicht somit Aminas kleine Demonstration. An der Mühle öffnet sich ein Fenster und Amina tritt vorsichtig heraus. Alle beobachten, wie das Mädchen auf dem Dachfirst balanciert und dann zum Steg überwechselt, unter dem ein reißender Gebirgsbach tost. Alle halten den Atem an und sind mucksmäuschenstill. Hoffentlich wird das Mädchen nicht durch etwas Unvorhergesehenes irritiert und begeht einen Fehltritt. Einmal strauchelt sie, fängt sich aber wieder und erreicht im Tiefschlaf schlafwandlerisch die andere Seite.

Nun hat auch Elvino sein Liebesglück wiedergefunden und die Ehre des Mädchens ist wiederhergestellt. Der Verlobungsring nimmt wieder seinen angestammten Platz ein und die Dörfler drängen das schmucke Paar zum Traualtar. Es wird Geld gesammelt um den baufälligen Mühlensteg zu reparieren, damit Amina ihre Sportart mit einem Höchstmaß an Sicherheit auch weiterhin ausüben kann. Lisa erhält von Teresa das verlorene Schnupftuch zurück.
Letzte Änderung am 25. August 2013
Beitrag von Engelbert Hellen

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