Tan Dun (geb. 1957)

The First Emperor

(Der erste Kaiser)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: The First Emperor
Titel deutsch: Der erste Kaiser
Entstehungszeit: 2006
Uraufführung: 21. Dezember 2006 in New York (Metropolitan Opera) unter der Leitung des Komponisten
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 180 Minuten
Erstdruck: New York: G. Schirmer, 2006
Bemerkung: Der Aufführung an der Met folgte schon im darauffolgenden Jahr am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken die deutsche Premiere. Obwohl sehr gelobt, brachte die Inszenierung doch einige kleine Einbußen, denn Tan Dun dürfte jenseits des Teichs selbst dafür gesorgt haben, dass alles nach seinen Wünschen lief. In New York stand wohl auch ein ganz anderer Etat zur Verfügung, um sich die besten Sänger zu leisten und die aufwändigen Bühnenbilder und Kostüme finanzieren zu können. Vor allem aber: Der Komponist dirigierte selbst und musste seine Version der Klänge nicht erst transportieren. Die Hauptrolle hatte Tan Dun Herrn Plácido Domingo auf den Leib geschneidert und dieser erledigte seine Aufgabe mit Bravour. Den Mut des kleinen deutschen Theaters muss man loben, sich den gewaltigen Dimensionen der Begegnung zwischen Ost und West gestellt zu haben. Chinesische Denkweise geht mit abendländischer Dramaturgie eine wundervolle Synthese ein und das berauschende Klangerlebnis haftet in den Ohren des begeisterten Theaterbesuchers.

Zur Oper:

Art: Oper in zwei Akten und fünf Szenen
Libretto: Ha Jin und Tan Dun in Anlehnung an historische Fakten zur Regierungszeit des Kaisers Qin nach den Drehbuch „The Legend of the bloody Zheng“ von Lu Wei
Sprache: englisch

Personen:

Qin: Kaiser von China (Tenor)
Prinzessin Yueyang: Qins Tochter (Sopran)
Gao Jianli: ein Musiker (lyrischer Tenor)
Wang Bi: General in des Kaisers Armee (Bass)
Gao Jianli: ein Musiker
Weitere: ein Schamane, der Erste Minister, ein Yin-Yang Master, Yueyangs Mutter, Soldaten, Wachen, Sklaven und weitere

Handlung:

1. Akt: SHADOW

Erste Szene

Mit traditionellen Gesängen und Tänzen in Anlehnung an die Peking-Oper beginnt Tan Duns Werk, um dann später in westliche Theater-Dramaturgien mit Belcanto-geschulten Stimmen hinüberzugleiten.

Der Kaiser ist missmutig, denn die Alte Musik seines Landes gefällt ihm nicht mehr. Er hat das zerstrittene Land vereinigt und eine Armee von Soldaten aus Terrakotta formen lassen, die sein Grabmal bewachen soll. Jetzt gibt er Befehl, eine starke Mauer zu errichten, welche das Reich vor den Angriffen feindlicher Nomadenüberfälle schützen soll. Kaiser Qin möchte, dass eine Lobeshymne späteren Zeiten seinen Ruhm verkünden soll. Der Einzige, der für dieses gewaltige musische Projekt infrage käme, wäre sein Jugendfreund Gao Jianli, von dem behauptet wird, dass er der Geist der Musik selbst sei.

Das Problem liegt nun darin, dass Jianli in einem Landesteil Chinas lebt, welchen Qin noch nicht unterwerfen konnte. General Wang sieht keine Probleme, das fremde Terrain gewaltsam zu erobern, um den Jugendfreund des Kaisers kurzerhand gefangenzusetzen. Der Hofschamane sieht die destruktive Seite des Krieges und rät ab, eine militärische Auseinandersetzung zu führen. Das Volk steht auf Seiten des Kaisers und probt bereits Schlachtengesänge. Dem General verspricht der Kaiser seine einzige Tochter zur Frau, obwohl sie verkrüppelte Beine hat. Als Bedingung muss er aber als Sieger und mit Jianli als Gefangenen zurückkommen, um mit ihr verbunden zu werden.

Zweite Szene

Zwecks Befriedung der Grenzen diskutiert Qin mit seinem Ersten Minister geeignete Pläne. General Wang war mit seinen militärischen Operationen erfolgreich und bringt den Gefangenen Jianli vor den Kaiser. Dieser begrüßt den Gefangenen wie einen Bruder, weil er ihn bewegen will, die neue Nationalhymne zu komponieren. Prinzessin Yueyang ist überrascht, dass wegen eines Sklaven soviel Aufhebens gemacht wird.

Jianli reagiert auf seine Gefangennahme mit Hass, beschuldigt den Kaiser der Zerstörung seines Dorfes und macht ihn für das gewaltsame Ende seiner Mutter verantwortlich. Deshalb erklärt er, dass er sich lieber die Zunge abschneiden würde, als den Herrscher seinen Bruder nennen. Der Kaiser vertritt die Ansicht, dass eine Hymne dem nationalen Zusammenhalt diene, und er bittet seinen ehemaligen Freund um das Versprechen, mit der Komposition zu beginnen. Erneute Weigerung Jianlis ist das Resultat seiner Bemühungen, obwohl die Argumente stichhaltig sind. Prinzessin Yueyang bewundert den Gefangenen ob seines Mutes, dem Kaiser zu widersprechen.

Dritte Szene

Jianli ist in den Hungerstreik getreten, um seiner Weigerung, die gewünschte Hymne zu komponieren, Nachdruck zu verleihen. Yueyang verspricht ihrem Vater, den Widerspenstigen umzustimmen, wenn sie ihn anschließend zum Gatten bekommen darf. Sie versucht, den geliebten Mann emotional für sich einzufangen und es gelingt ihr, ihn direkt aus ihrem Mund zu füttern. Die Herzen finden zueinander und beide entbrennen in wilder Leidenschaft zueinander. Diese ist so umwerfend, dass wie durch ein Wunder die Beine Yueyangs durchblutet werden und sich in Bewegung setzen. Zunächst ist der Kaiser überglücklich, dass die Tochter wieder laufen kann, aber was soll er nun seinem General erzählen, der sich auf eine Hochzeit mit der Prinzessin eingerichtet hat? Er droht der Tochter, sie zu verstoßen und Jianli umbringen, wenn sie von dem falschen Liebhaber nicht ablässt, aber wer soll dann die Nationalhymne schreiben?
2. Akt: LOBGESANG

Vierte Szene

In Liebe zueinander verstrickt, erteilt Jianli dem Mädchen eine musikalische Lektion. Zwischendurch legt er eine Pause ein, um dem Sklavenchor zuzuhören, während diese die große Mauer bauen, und ist tief bewegt. Kaiser Qin beharrt darauf, dass die Tochter seine Entscheidung respektiert und den General Wang zu ihrem Ehemann nimmt, weil er es diesem ausdrücklich versprochen hat. Er unterbricht die Unterrichtsstunde und appelliert an Jianli, die Prinzessin zumindest zeitweise aufzugeben. Qin erklärt, er sei zuversichtlich, dass der General in der Schlacht bald umkommen werde und danach sei das Mädchen frei und könne sich nach Gutdünken entscheiden. Yueyang droht mit Selbstmord, Jianli jedoch hält einen Suizid für unsinnig. Er selbst erklärt sich bereit zu warten und an dem Lobgesang zu arbeiten. Der Kaiser möchte gern eine Probe seiner Kunst hören, wird aber beschieden, sich zu gedulden.

Fünfte Szene

Der Hof wartet, dass der Kaiser auf dem Thron seinen Platz einnimmt. Der Herrscher hat ein unruhiges Gefühl, weil sein Schamane ihn mit konfusen Informationen beunruhigt hat. Menschen seiner nächsten Umgebung haben das Zeitliche gesegnet und irritieren ihn nun als Phantom. Zuerst erscheint der Geist von Yueyang. Das Mädchen erklärt, dass es ihr unmöglich gewesen sei, ihre Liebe für die Sache des Vaterlands zu opfern. Deshalb habe sie sich verpflichtet gefühlt, sich selbst den Tod zu geben. Tief bekümmert setzt der Kaiser seinen Weg fort. Nun erscheint ihm der Geist des Generals, der behauptet, von Jianli vergiftet worden zu sein. Wang warnt den Kaiser vor Jianlis heimtückischen Plänen, ihm die Macht zu rauben.

Schließlich erscheint Jianli selbst, bricht aus dem Stand zusammen und stürzt zu Boden. Ohne Yueyang sei es ihm nicht zumutbar zu leben. Verrückt vor Kummer beißt Jianli sich die Zunge ab und spuckt sie Qin entgegen. Den Kaiser versetzt diese Ungeheuerlichkeit in Aufruhr. Er verliert die Beherrschung, zückt sein Schwert und durchbohrt den vor ihm Liegenden. Ein langsamer qualvoller Tod soll dem Freund so erspart bleiben. Endlich erreicht der Kaiser seinen Herrschersitz und hört wunderschöne Musik von draußen in den Thronsaal dringen. Es ist der Gesang der Sklaven, die an der Mauer bauen. Der Kaiser begreift: Die Musik ist die neue Nationalhymne. Jianli hat sein Wort gehalten!
Letzte Änderung am 19. Mai 2010
Beitrag von Engelbert Hellen

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