Anton Stepanowitsch Arenski (1861-1906)

Raffaello

(Raffael)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Raffaello
Untertitel: Scene musicale dell'epoca del Rinascimento
Titel deutsch: Raffael
Untertitel deutsch: Musikalische Szenen aus der Renaissance
Titel englisch: Raphael
Titel französisch: Raphaël
Entstehungszeit: 1894
Uraufführung: 18. Mai 1894 (6. Mai 1894) in Moskau (Konservatorium)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Erstdruck: Moskau und Leipzig: P. Jurgenson, 1894 ?
Opus: op. 37

Zur Oper:

Art: Oper in einem Akt
Libretto: A. Krjukow
Sprache: italienisch
Ort: Rom
Zeit: zur Zeit des Karnevals

Personen:

Raffaello Santi: Renaissance-Maler (Mezzosopran)
Fornarina: Raffaellos Modell (Sopran)
Kardinal Bibiena: (Bass)
Cantore populare: ein Straßensänger (Tenor)
Weitere: Besucher des Karnevals

Handlung:

Erste Szene: Auftritt und Chor der Lehrbuben

Die Freunde sollen in ihren Werken tüchtig sein. Ihre Zeit erstrahlt in Pracht und eilt schnell vorbei. Die mit Blumen übersäten Wiesen schimmern der jungen Generation in besonderem Licht. Der Pfad der Kunst ist dornig. Anstrengungen und Arbeit dürfen nicht gescheut werden, um positive Resultate zu erzielen. Intensives Fühlen soll durch das Bewusstsein dringen. Aber wenn das Herz in der Brust von Feuer und leidenschaftlicher Inspiration erzittert, wird der Weg mit Rosen bestreut sein. Seligkeit und Ruhm wird den Begabten zum Licht führen.

Das Tagewerk ist beendet und das Fest wartet auf ihn. Seine Familie, die ihn liebt, ruft nach ihm - ebenso wie der Karneval ihn in seiner Mitte haben will. Doch im Moment möchte der beliebte Maler die Freude des Fests nicht mit anderen teilen und wird später nachkommen. Raffaello wünscht den Mitarbeitern frohes Feiern „Buon di, maestro - Einen schönen Tag, Meister!“ kommt es im Chor zurück.

Zweite Szene: Raffellos Arioso

Raffaello gönnt sich einen Moment der Freiheit. Er ist glücklich, dass es so sein kann. Träume und Inspiration sind seines Lebens Vision. Aber das Schicksal ist vorbestimmt zu gemeinem Aufenthalt. Immer ist er auf der Flucht vor seinen Überlegungen. Sein Herz ist zusammengepresst von Arbeit, so immens! Die Weisungen kommen vom Papst, vom Adel und selbst vom Hof. Die Massen sind begierig auf immer neue Meisterwerke. Sein Leben und sein Genie investiert er in seine Kunst. Zu wenig Wonnegefühl erübrigt er zurzeit für das mächtige Gefühl der Liebe. Aber nachdem er diese Liebe gefühlt hat, brennt sie in seinem Herzen so leidenschaftlich.

Der prahlerisch Freund von einem Kardinal bietet ihm eine verrückte Hochzeit an. Er hat eine Braut für ihn gefunden, aus dem großen Hause seiner Vettern natürlich! Aber das Herz ist schon vergeben; es ist Fornarina, die er liebt, glühend, als seines Lebens einzige Freude.

Sie stand so scheu wie Diana im Wasserstrahl der plätschernden Fontäne. Es war ein magischer Augenblick und er beobachtete sie mit begehrlichem Auge. Ihr himmlischer, lieblicher Fuß durchleuchtete den Wasserstrahl. O Schönheit, soviel davon hat er seitdem nicht mehr gesehen.

Dritte Szene: Duett Raffaellos und Fornarinas

Weshalb kommt Fornarina nicht? Er sehnt sich nach ihr, denn sie ist sein Glück. Ruhe rings umher und keine Antwort! Wie die Ungewissheit seine arme Seele brennt! Doch plötzlich stürmt das Mädchen durch die Seitentür herein. „Fornarina, du bist mein Begehren! Du bist mein Schatz! Bleib bei mir“, quillt es aus ihm hervor. Fornarina umarmt ihn: „O mein Schatz ich bin wieder dein!“

Und was kommt jetzt? Das Liebesduett, was denn sonst?

„O du bist mein Begehren,
Traum meiner Liebe!
Wir sind nun zusammen,
nun sind wir allein.
Frischer als Blumen bist du.
Du bist feiner als der Frühling.
Wir brennen in Liebe!“

Jawohl, so ist das mit der Liebe! Raffaello fühlt, wie eine Inspiration in ihm aufsteigt. Ein göttliches Bild hängt - für ihn sichtbar - in der Luft. O, sie soll ihm den glücklichen Moment gönnen und sein Modell sein. Er rückt sie in die gewünschte Position, stellt seinen Fuß auf das Podest am Fenster und skizziert ihr Bild. Musikgeräusche dringen von draußen herein und lärmende Schritte des vorwärts drängenden Karnevals vernehmen die beiden nur vage, denn mit Blicken sind sie in gegenseitiger Betrachtung versunken.

Die Stadt Rom schäumt über vor Freude. Maestro Raffaello soll herauskommen und sich mit ihrem Fest verbinden! Nach seinem Vergnügen soll er greifen und glücklich sein. Das Leben ist gerade nur ein Zwinkern. Das Blut brennt wie Feuer, wenn das Volk tanzt und singt.

Die Stimme des Cantore populare löst sich aus dem Chor und verströmt sich in einer Serenade, die das Kernstück des kleinen Einakters bildet. „Leidenschaft und Schmachten funkelt in den Augen der Liebsten, prächtiger als der Stern der Liebe selbst zu funkeln versteht. Wie süß sie schmeckt! Sie verfolgt ihn in verführerische Träume, so dass Schmerz und Entzücken gleichzeitig sein Herz erfassen. Unablässig beobachtet er den klar-blauen Himmel eines erblühenden Frühlings und die Laute der Liebsten sind für ihn wie ein Feenmärchen. Glücklich wie die vorbeifliegende Möwe, die ihren Gesang mit den sorglos murmelnden Wellen abstimmt, möchte er sein. In der Tat ist sein Leben unablässig geprägt im Wechsel von Schmerz und dem Entzücken seines Herzens.“ Jawohl, so ist das!

Der Straßenchor ist nicht geneigt, sich zu beruhigen. Blumen, Bänder und kleine Bouquets fliegen durch das offene Fenster ins Atelier.

„E tu mi ami?“ Sie fragt, ob er sie liebt. Sie sei seine Perle von himmlischer Schönheit. Ein ausladendes Liebesduett schildert das mentale Empfinden der beiden jungen Menschen füreinander. „Oh. Teco, bella è la vita!“schwärmt Fornarina. Blumen verblühen, aber die Herzen zweier Liebenden brennen immer. Eine Welt der Träume von Schönheit, Leidenschaft und Wünschen bereichert ihr Leben. Raffaello und Fornarina umarmen sich.

Vierte Szene: Arie des Kardinals

O allmächtiger Gott, müssen seine Augen gegen seinen Willen diese Schande betrachten? Und das am hellen Tage, nicht zur Mitternacht und nicht bedeckt von verschwiegener Dunkelheit!

Einhalten soll er, denn er handelt kriminell gegen die große Sache, die er ausübt. Beleidigt hat er die Braut aus seiner Verwandtschaft, die ihm zugedacht war. Die Herrlichkeit des Himmels hat er aufgegeben und seinen Genius in die Wüste geschickt. In ein sündenvolles Rasen hat er die Kunst verwandelt. Seine Eingebung sei blind und verrückt. Ein unwürdiger Sohn der Kirche sei er geworden. Er habe sich in die Macht der Schönheit begeben, denn er sieht, dass seine Augen vor Verlangen brennen. Schande für seine Tat!

Der heilige Vater, den er in ihm sehe, möge durchaus Recht haben, aber sein Urteil dünke ihn zu hart. Es stehe nicht in seiner Macht, die Liebe in seinem Herzen in Wut zu verwandeln. Die Schönheit des Mädchens benötigt er für seine Inspiration, sie sei lieblich und von Gott geschaffen. Fornarina wagt es, obwohl sie eine Frau ist, sich vor dem Kardinal aufzubauen, und gesteht, dass Raffaello in dieser Welt ihr Ein und Alles ist. Der himmlische Raffaello soll auf den Pfad des Guten und auf den Weg der Wahrheit zurückfinden und diese Frau vergessen, dann wird er auch über seine begangenen Sünden hinwegsehen. Raffaello entgegnet, seine Seele denke, dass er keine Verfehlungen begangen habe, und Fornarina betont, dass sie ihren Maler lieben werde, bis sie sterbe.

Fünfte Szene: Finale

Die Freude des Karnevals dringt immer noch durch das geöffnete Fenster. Nun wird der Kirchenmann ernstlich böse, da er sieht, dass der Maler sich mit seiner Vorstellung nicht vom Fleck bewegt und in der Sünde stagnieren will. Der Kardinal stellt sich ans Fenster und ruft das Volk ins Atelier, um den Verstockten, der offenbar von der ihm zugedachten Braut nichts wissen will, anzuklagen. Die Krone seines Hochmuts sollen sie ihm von der Stirn reißen und das Herz aus seiner Brust entfernen, denn Raffaello sei ein Sklave der Sünde und des Teufels.

Was ist passiert? Wer hat gerufen? Warum ruft der fromme Kardinal Römer in solcher Zahl herbei?

Nun, es gilt ein Urteil über diesen Sünder zu fällen. Aus der Gemeinschaft der Gläubigen ist der Übeltäter, der sich mit seinem teuflischen Pinsel an diese Frau herangemacht hat, in jedem Fall ausgeschlossen. Gemeinsam wollen sie jetzt das Laken von der Leinwand reißen und sein sündhaftes Treiben entlarven, um es überall weitererzählen.

Alle blicken starr vor Begeisterung von der himmlischen Schönheit, die sich ihnen in einem Porträt der heiligen Madonna bietet. O Welt der Träume!

Kardinal Bibiena bereut, wie er nur so schlecht denken konnte von einem Mann, den alle lieben und verehren. Selbst, wenn die Welt zugrunde geht, wird der Name Raffaello Santi Unsterblichkeit erlangen.

Letzte Änderung am 19. November 2011
Beitrag von Engelbert Hellen

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