Lennox Berkeley (1903-1989)

Ruth

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Ruth
Entstehungszeit: 1955-56
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 80 Minuten
Erstdruck: London: J. & W. Chester, 1960
Bemerkung: Ohne den dramatischen Ablauf des Geschehens zu beeinträchtigen, wurde der theologischen Schwulst am Schluss des Werkes, so wie der Librettist ihn ausformt, in der vorliegenden Beschreibung auf ein erträgliches Maß reduziert. Das Buch „Ruth“ ist ein Bindeglied in der Kette, die den Stammbaum zwischen Abraham aus Ur in Chaldäa über König David bis zu Jesus von Nazareth durcherzählt. Das Thema vom schlafenden Boaz behandelt auch Victor Hugo in seiner Dichtung „Booz endormi.“ Lennox Berkeley fügt den Bibel-Opern anderer Komponisten mit Titeln wie „Moses“, „Joseph“, „Samson und Dalila“ sowie „Judith“ eine weitere Perle hinzu. Musikalisch betritt der Komponist keine neuen Ufer, betört aber durch seine aufblühenden melodischen Einfälle.
Opus: op. 50

Zur Oper:

Art: Oper in drei Szenen
Libretto: Eric Crozier nach Szenen der Bibel
Sprache: englisch
Ort: Bethlehem
Zeit: etwa 1200 v. Chr.

Personen:

Naomi: eine alte Frau aus Bethlehem (Sopran)
Ruth: ihre Schwiegertochter (Mezzosopran)
Orpah: ihre Schwiegertochter (Sopran)
Boaz: ein reicher Gutsbesitzer in Bethlehem (Tenor)
Weitere: Ernte-Aufseher, Priester, Landleute, Dienerschaft

Handlung:

Erste Szene:

1-2
Bethlehem ist ein schönes Fleckchen Erde, auf dem es sich gut leben lässt. Das war nicht immer so! Vor langer Zeit gab es infolge anhaltender Dürre eine Hungersnot, welche motivierte Leute nötigte, sich außerhalb Judäas eine neue Heimat zu suchen. Naomi fand einen Mann, der für sie sorgte, und siedelte in das Land Moab jenseits des Toten Meeres um. Zwei Söhnen schenkte sie das Leben, diese fielen im Kampf gegen den streitbaren Nachbarn, wie schon zuvor auch der Ehemann. Nun sehnt sich Naomi zurück in das Land ihrer Väter.

„O Bethlehem, my dear beloved home of childhood,
what long years have passed
since I unhappy woman, saw you last.“

Lang ist es er, dass sie den Ort ihrer Kindheit gesehen hat. Doch die Emigrantin ist nicht allein zurückgekommen. Ihre beiden Schwiegertöchter, Ruth und Orpah, mochten sich nicht von ihr trennen und kamen überein, die die geliebte Schwiegermutter zu begleiten. Zu oft hatte sie von den grünen goldenen Hügeln Judäas geschwärmt und die beiden Mädchen mit ihrer Begeisterung angesteckt. Doch wer wird sich an die alte Naomi erinnern? Welcher Freund wird sie begrüßen?

Die Untröstliche macht sich Gedanken, wie man ihren beiden Töchtern, die einer fremden Rasse angehören, begegnen wird. Ausländerfeindlichkeit ist in ihrer alten Heimat weit verbreitet. Wird man die Halbwüchsigen so lange traktieren, bis sie wieder verschwinden?

3-4
„Turn back my daughters.
Go return each into her mothers house.
The lord will deal kindly with you
as he have dealt with the dead and with me.“

Die Mädchen sollen umkehren und in den Häusern ihrer Mütter, Zuflucht suchen. Der Allmächtige wird gut zu ihnen sein, so wie er es auch zu den Toten und zu ihr war.

Doch Ruth teilt die Ansicht der Zweifelnden nicht, denn sie möchte das fremde Land kennenlernen und die Bräuche des Volkes, dem Naomi angehört. Die geliebte Mutter soll von den Mädchen nicht verlangen, sie zu verlassen! Sind sie nicht immer ausgezeichnet miteinander klar gekommen?

Naomi argwöhnt, dass die Hand des Herrn sie strafen könnte, weil sie einst ihrem Volk abtrünnig wurde und es die Kinder entgelten lässt. Den Gatten hat er ihr bereits genommen und die Söhne auch. Seinen Trost soll der Herr einer armen Witwe wiedergeben, die bettelarm ist und sich völlig verlassen vorkommt. Wie Schatten sind die Tage davon geflogen. Freude wurde ihr nicht geschenkt und auch morgen wird es keine Hoffnung geben. Die schmerzliche Last soll der Herr von ihr nehmen und sich zum Mitleid bewegen lassen.

Alt und müde sei sie und die Töchter sollen ihren Weg gehen. Während Orpah sich umstimmen lässt, weil ihre Liebe zur leiblichen Mutter nicht erloschen ist, beschließt Ruth, die Mutter ihres Mannes mutig nach Bethlehem, dem Ziel ihrer Reise, zu begleiten.

5-6
Ein Küsschen noch zum Abschied und bewegten Herzens tritt Orpah den Rückweg nach Moab an. Doch Ruth bleibt bei ihrem Entschluss und spricht die biblischen Worte:

„Wohin du gehst, will auch ich gehen!
Wo du wohnst, will auch ich wohnen
Wo du stirbst, will ich sterben
und dort will ich begraben sein.
Der Tod nur soll jemals scheiden dich von mir.
Dein Volk sei mein Volk
und dein Gott mein Gott!“

Mütterchens Widerstand ist gebrochen. Auf, nach Bethlehem!

7-9
Geschwätzige Frauen, die sich der Jugendgespielin noch erinnern, begegnen ihnen auf dem Weg zu ihrem Zielort. Ist das nicht jene Naomi, von der man einst sagte, dass sie wunderschön sei? Welches Leid hat ihre Physiognomie entstellt? War es ein Dieb, der den Glanz ihrer Augen an sich genommen hat? Welche trüben Jahre haben ihr so mächtig zugesetzt?

Die einstigen Freundinnen sollen sie nicht Naomi, sondern Mara nennen, denn ihre Seele sei mit Bitterkeit gefüllt. Man solle nicht höhnen, bittet sich die negativ Beurteilte aus, denn sie sei ein Weib im Elend und eine Witwe voll Scham. Mara möchte sie genannt werden, nicht mehr Naomi!

Doch die spottlustigen Frauen hören nicht auf, sich über sie lustig zu machen: Das ist also die liebliche Naomi, die Bethlehem vor langen Jahren verließ. Ruth ist der Situation hilflos ausgesetzt, und spricht gen Himmel befangen ein Gebet. Möge Bethlehem, die Heimat ihrer Kindheit, das Leid der Zurückgekehrten lindern. Ein Fünkchen von Anteilnahme macht sich schließlich doch bemerkbar und man nimmt die Heimkehrerin und ihre junge Begleiterin gnädig in die Mitte.


Zweite Szene:

10-12
Die Schnitter auf den Feldern singen Erntelieder. Angebaut wurden Weizen und Gerste. Das Getreide gedieh prächtig, denn man hatte einen guten Sommer.

„Gold grows the barley
on hillside and valley.
Gold grows the barley
and tall stands the wheat.
Rope for the reaping
the corn now awaits us,
strong-spear'd and golden.
Ah, summer is sweat.

Rich wheat and barley
are ours for the reaping.
Strong sheaves in plenty
will spill out their rain.
Loud be our praises
to him who enriched them
with long days of sunshine
and oft falling rain.“

Starke Garben spenden reichlich Körner. An langen sonnigen Tagen fiel sanfter Regen. Der Himmel segnete den Prozess des Reifens und deshalb gebührt ihm Preis. Die Hauptarbeit der Ernte ruht auf den Schultern der Männer und die Frauen dürfen auflesen, was liegen geblieben ist. Der Aufseher erlaubt ihnen, das eingesammelte für den Eigenbedarf mitzunehmen, denn schließlich gehören alle zum Stamme Juda.

Nicht nur verstreute Ähren aus zerbrochenen Garben, sondern auch Oliven, die vom Zweig gefallen sind, dürfen sie mitnehmen. Leidvolle Witwen, Vaterlose und hungrige Waisen haben beim Einsammeln auf den Erntefeldern Vortritt. Doch sie sollen nicht vergessen, ihren Anteil auf den Opferaltären zu deponieren, damit Gott, der Allmächtige, und König des Himmels auch weiterhin mit Wohlgefallen auf sie herab schaut.

13
Ei, ei, wer kommt denn da? „Who is approaching?“ „A stranger!“ „This is the foreign woman, the Moabite!“ „Why does she come out to our fields?“

Fremde bedeuten Unheil für die Ernte. Man ist sich einig, dass man die Moabiterin zurückschicken sollte. Der oberste Schnitter nimmt sich der Unruhe an und zieht von der Person, die diese verursachte, Erkundigungen ein. Das Mädchen erklärt, dass es Ruth heiße und aus Bethlehem komme. Aber das stimmt doch gar nicht, sie kommt aus Moab und sei eine Feindin, folgt der Widerspruch unverzüglich.

„I humbly beseech you, let me glean among your corn!“ Demütig bittet Ruth den Aufseher, auch sammeln zu dürfen. Ihre Schwiegermutter stamme gebürtig aus Bethlehem. Für sie und sich selbst sucht sie Speise.

Doch die Einheimischen sind unduldsam und fürchten um ihre Rechte. Die Naomi hatte sich vor langer Zeit davon getrollt und jetzt wollen sie die Alte hier nicht mehr sehen. Ruth verteidigt sich, sie mache doch nichts anderes, als um ein wenig Brot zu bitten. Das liebe Kind erweicht das Herz des Aufsehers. Die aufgebrachte Menge reklamiert, ob es jetzt schon so weit gekommen sei, dass Judäa auch seine Feinde beköstige. Der Aufseher setzt sich gegen die Meute durch und entscheidet, dass das fremde Mädchen bleiben darf. „Be kind to my necessity! Do not turn away your head.“ Das arme Mädchen verweist auf seine Bedürftigkeit und fleht, dass die Menschen den Kopf nicht wegdrehen sollen. Die Fremde soll Steine essen. Einheimische hungrige Witwen seien ausreichend zur Stelle, man brauche keine fremden Hungerleider. Die Frauen sind unerbittlich. Sie wollen die Rassenfremde packen, wegzerren und steinigen.

14
Rettung kommt in höchster Not. Es ist Boaz, der Besitzer des Erntefeldes.

„Stay, men of Judah!
Is this how ye obey
the laws of hospitality?
Is this how ye repay
the blessing God has given ye?
Shame upon you!
Are ye like volves to greet
a stranger in this fashion!
Have you no mercy in your souls?
Has Judah no compassion?“

Boaz rügt, ob das die Art sei, wie man den Geboten der Gastfreundschaft folgt? Dankt man Gott so für seine milden Gaben, die für alle Menschen gedacht sind. Wie ein Rudel Wölfe seien sie über die Fremde hergefallen. Bitte solche Manieren nicht auf seinem Grundstück! Kennt der Stamm das Mitleid nicht mehr? Sie sei eine Hexe, kommt als Argument aus ihren Hälsen. „Marsch, Marsch, an die Arbeit!“ weist Boaz seine Leute an. Wer den Streit angefangen habe, befragt der Besitzer der Getreidefelder seinen Oberaufseher. Nun, die dummen Leute haben Angst vor der Frau, weil sie von einer anderen Rasse ist, und wurden wütend, weil sie auch Ähren sammeln wollte. Ruth entschuldigt sich unterwürfig, aber der Hunger zwinge sie, zu betteln.

15
Sie habe niemanden erzürnen wolle, aber geglaubt geduldet zu werden, weil ihre Schwiegermutter zum Stamm Judäa gehöre. Nun findet sie keinen Ruheort! Boaz legt sich nun mit seiner Belegschaft an und argumentiert theologisch. Haben sie vergessen, dass sie als auserwähltes Volk sich auf seinen Feldern wie bösartige Heidenkinder aufgeführt haben? Der Aufseher lenkt ein und bittet den Chef, den Mitarbeitern ihre Unbedachtheiten nachzusehen und diese nicht zu bestrafen. Die jähe Wut wird sich legen und er selbst wird dafür sorgen, dass wieder Ruhe einkehrt. Er findet das Verhalten der Leute auch falsch und traut sich zu, ihnen ihre Borniertheit auszutreiben. Strafe haben sie nicht verdient, denn im Prinzip arbeiten sie fleißig und sind frohen Mutes.

Sie sei der Schwiegermutter in dieses Land gefolgt, um sie im Alter zu pflegen. Aber wie soll das funktionieren, wenn die Bevölkerung ihnen beide den Mut nimmt? Loyalen Herzens steht sie zur Rasse ihrer Verwandten, aber sie möchte auch einen sicheren Ort finden, an dem sie unbehelligt leben kann.

„Your companions await you in the field. Leave us!“

Boaz versteht ihr Anliegen, gibt grünes Licht und Weisung an den Aufseher. Die Leute sind wie die Kinder, die fürchten, was sie nicht kennen und alles hassen, was sie nicht verstehen können. Ruth versucht, die Hintergründe zu erläutern.

16-17
Später bittet Boaz das Mädchen, welches ihn zu interessieren scheint, nochmals zu sich. Ihr Name dünkt ihn voller Sanftmut und Wahrheit. Die Frage nach ihrer Herkunft beantwortet Ruth, dass sie aus dem Land Moab stamme. Boaz wird tolerieren, dass sie zukünftig auf seinen Feldern frei läuft und Ähren sammelt soviel sie transportieren kann. Als Heimatlose bedankt sich das Mädchen, Gunst vor seinen Augen gefunden zu haben und ihn erfülle es mit Freude, dass er seine Dienerin getröstet hat. Wie kommt es? Allgemein wird sie als Fremde von den Männern dieses Landes verachtet. Boaz bewertet es positiv, dass sie ihre vertraute Umgebung zurückließ, um der betagten Schwiegermutter in dem Land ihrer Geburt zur Seite zu stehen, damit ihre Lebensbahn angenehmer verläuft. Der Gott Judäas wird seine Schwingen über sie ausbreiten, wenn sie ihm ihr Vertrauen schenkt. Als Geschenk für Naomi gibt Boaz ihr Speisen mit und lässt seine Landsmännin grüßen. Der Herr möge sie bewahren, so wie sie es verdient.

18
Hinter der Bühne wird von den Schnittern das bekannte Erntelied wieder angestimmt. Trauben und Oliven, die frisch von Zweig gefallen sind, gehören auf den Opferaltar des Herrn. Boaz findet zu einer Liebeserklärung: Die edle Maid einer fremden Rasse ist voller Anmut, dazu jung und schön. Noch bemerkenswerter erscheint ihr die Kühnheit ihres Willens. Einen großherzigen Geist und eine edle Seele beherbergt ihr Körper, der von einer tiefen beständigen Wahrheit durchleuchtet wird. Alles Gaben, die Judäa annehmen sollte!

Die Kollegen und Kolleginnen haben verstanden, dass man besser fährt, wenn man schmeichelt: Die Kleine soll ruhig kommen und freie Nachlese halten. Auf den Erntefeldern, wo das Gras so grün wächst, darf sie sich aussuchen, was sie mag. Niemand wird es ihr verwehren. Lob steigt auf nach oben zum allmächtigen Himmelskönig, der die Landbevölkerung belohnt, wenn die sie sich gesittet aufführt. Boaz hat noch ein paar prophetische Worte zur Hand; gesegnet sei die Moabiterin, die gekommen ist, um unter dem auserwählten Volk zu wohnen. In den alten Schriften steht geschrieben, dass Ruth aus Moab Nachkommen haben wird, durch die Israel gesegnet sein wird.

Dritte Szene:

19
In ländlichen Gegenden verhält es sich überall so, dass erst dann Erntefest gefeiert wird, sobald die Felder abgeräumt sind. Es wird getanzt, gezecht und der Plackerei gedacht, die man glücklich hinter sich gebracht hat. In Bethlehem geht man sogar so weit, dass man aus Garben einen „Gerstenkönig“ bastelt, ihm zeremoniell die Haare abschneidet, um Brot aus den Körnern zu backen.

Naomi will ausgekundschaftet haben, dass Boaz ein Verwandter von ihr sei. Aus dieser Vermutung leitet sie die Befugnis ab, dass sie an der Erntefeier auch teilnehmen darf. Ruth gehört selbstverständlich dazu, weil sie - wie die anderen auch - Getreidehalme eingesammelt hat. Beide Frauen finden sich als erste Gäste auf dem Dreschboden ein. Boaz hatte Ruth zum Geburtstag feine Kleider geschenkt und nun traut diese sich nicht, sich in dem Aufputz zu präsentieren. Sie befürchtet, unter den anderen Frauen Missgunst zu erwecken und die Verängstigte will umkehren. Offenbar hat Naomi einen Plan, der sehr gewagt ist. Die Tochter solle Mut fassen und nichts fürchten, was die Nacht ihr bringen mag.

20
„Fürchte nichts geliebte Ruth!
Rast sollst du finden in dem Herzen
dessen, der dich so liebt.
Der Gram deiner Witwenschaft wird enden:
Glück und Frieden wirst du finden
im Hause Israels.
Kinder gebären wird dein Schoß,
um meinen Gatten
und meine beiden geliebten Söhne von Schande zu befreien.
Du, meine Tochter wirst sie bewahren
vor finsterer Vergessenheit,
in Dir werden die Toten weiterleben!“

Und wie soll das funktionieren? Ganz einfach: Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Hat Boaz ihr nicht große Gunst geschenkt, sie aufs Feld gelassen und vor dem Pöbel in Schutz genommen, als dieser aufsässig wurde? Er ist ein naher Verwandter und nach den Gesetzen des Landes ist er gehalten, sie zur Frau zu wählen, um auch im Namen seines toten Bruders für Nachkommenschaft zu sorgen.

Die Idee ist nicht schlecht, wenn der Überrumpelte sich nur nicht widerborstig zeigt. Warum sollte er? Bauch und Glatze soll das Mädchen übersehen und statt dessen an die wirtschaftliche Absicherung der Zukunft denken. Dem Mädchen leuchtet ein, was die Mutter sagt. Gehorchen wird sie ihr und alles tun, zu dem sie rät.

21-26
Inzwischen bevölkert sich der Dreschboden und den beiden Frauen wird es ein wenig mulmig. Sie verstecken sich, bleiben aber in der Nähe der Feiernden. Diese zelebrieren den Tod des Gerstenkönigs und ergießen sich in pastoralen Betrachtungen. Den Männern ist es erlaubt, Wein zu trinken. Boaz erscheint ebenfalls auf dem Fest und fordert die Anwesenden auf, in die Hände zu klatschen, zu jauchzen und mit triumphierender Stimme den Herrn zu loben, aber bitte nicht gröhlen! Die Frauen und Männer äußern Zuversicht, dass der Herr sie bewahren und seine Engel sie über sie wachen lässt.

27-28
Die Feiernden haben sich verzogen und Boaz ist in sein Schlafgemach gegangen. Naomi drängt: „Go now my daughter!“ Sie soll nicht zittern und ohne Furcht sein. Dem lieben Gott soll sie vertrauen und ihm ihren Geist empfehlen. Frisch ans Werk!

Die Kernszene der gesamten Oper entbehrt nicht der unfreiwilligen Komik. Ruth stellt sich vor seine Kammertür, ruft nach Boaz und erklärt, dass sie seine Dienerin sei, falls er sie an der Stimme nicht erkannt haben sollte. Was macht sie hier zur späten Stunde? Im Namen ihres toten Gatten und seines Bruders, soll er die Tür aufmachen. Sie möchte sich zu ihm legen und er solle seinen Mantel über sie ausbreiten. Und zu was soll das gut sein? Sie will seine Gattin werden. „Ach!“ Ihre Mutter habe zu ihr gesagt, dass sie Söhne haben sollte, damit ihr Name nicht vergessen ist, denn in diesem Land vergesse man furchtbar schnell. „Ach Ruth!“

29
Boaz braucht ein wenig Zeit, um sich mit dem ungewohnten Gedanken einer Liebesbeziehung erst einmal anzufreunden. Der Überrumpelte verhält sich nicht abhold und bezieht sich auf den Stammvater Jacob, dem Ähnliches auch schon passierte. Wenn eine gebratene Taube in den Mund geflogen kommt, sollte man sie nicht verschmähen! Aber es braucht doch ein wenig Zeit, um mit heißem Liebesgeflüster vertrauensbildende Maßnahmen zu installieren, denn plötzlich behauptet sie süße Jungfrau, dass sie seiner Liebe nicht würdig sei und weint. Ganz schön raffiniert, aber effektiv, denn Boaz führt sogleich mit Eifer aus, um was er gebeten wurde.

30
Man schenkt sich Hand und Herz, verspricht sich ewige Treue und Naomi beeilt sich, um als Mutter den Segen zu erteilen. Boaz trommelt seine Leute zusammen; sie können zum Gratulieren kommen, denn er hat soeben geheiratet. Die Männer sollen endlich erwachen und die Mädchen aus den Federn springen: „Seht, das ist Ruth, die Dienerin des Herrn. Ist sie nicht jung und schön? Allerdings, die Gottesliebe, die in ihrem Herzen wohnt, verdient noch mehr Aufmerksamkeit!“

Letzte Änderung am 23. September 2011
Beitrag von Engelbert Hellen

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