Lebenslauf von Mélanie Bonis

Bild von Mélanie Bonis Mélanie Bonis wurde in eine katholische Pariser Handwerkerfamilie hineingeboren und war als Kind hinsichtlich ihrer musikalischen Bildung nahezu ganz auf sich allein gestellt. Mit 18 Jahren wurde sie Klavierschülerin von César Franck und 1877 begann sie auf dem Pariser Conservatorium Harmonie zu studieren, dann Komposition bei Ernest Guiraud. Inoffiziell nahm sie auch an der Orgelklasse César Francks teil. Ihr letztes Kompositionsstudienjahr musste sie abbrechen, da ihre Eltern sie aus dem Conservatorium nahmen, um eine Liebschaft mit einem Studenten zu verhindern. 1883 wurde sie mit dem 22 Jahre älteren Geschäftsmann Albert Domange verheiratet, der Witwer und Vater von fünf Söhnen war. Sie fügte sich in ihr Leben als Frau und Mutter, gebar drei Kinder und beschränkte ihre musikalische Produktion auf ein paar Lieder und Klavierstücke. Um 1890 traf sie ihre Jugendliebe Amédée Hettich wieder, der als Musikkritiker und Gesangslehrer arbeitete und ihr ermöglichte, sich wieder mit der Welt der Musik zu beschäftigen. 1899, das Jahr der Geburt ihres unehelichen Kindes, das lange versteckt lebte, markiert einen Wendepunkt in der Qualität ihrer kompositorischen Kreativität: Ihre tiefen moralischen Qualen fanden ein Ventil in der Komposition von sinnlicher und leidenschaftlicher Musik. Ihre Stellung als wohlhabende Pariser Bourgeoise erlaubte ihr, sich professionell der Komposition zu widmen, trotz ihrer Bescheidenheit und der fehlenden moralischen Unterstützung durch ihre Familie. Unter ihrem zweideutigen Pseudonym wurde sie unter den Komponistinnen ihrer Zeit insbesondere für ihre Kammermusik bekannt, von der das meiste von den wichtigsten Pariser Verlegern publiziert wurde. Ihr Werkschaffen umfasst fast 300 Kompositionen. Am 18. März 1937, im Alter von 79 Jahren, stirbt Mel Bonis in ihrem Haus in Sarcelles.

Quelle: "Annäherungen XII an sieben Komponistinnen", Furoreverlag
Letzte Änderung am 6. Juni 2004