Jacques Fromental Halévy (1799-1862)

Clari

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Clari
Anlass: Auftrag von Maria Malibran
Entstehungszeit: 1828
Uraufführung: 9. Dezember 1828 in Paris (Théâtre italien)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 150 Minuten

Zur Oper:

Art: Dramma per musica in drei Akten
Libretto: Pietro Giannone
Sprache: italienisch

Personen:

Clari: ein Bauernmädchen (Mezzosopran)
Il Duca: ein junger Herzog (Tenor)
Germano: Diener des Herzogs (Bariton)
Bettina: Dienerin des Herzogs (Sopran)
Luca: Diener des Herzogs (Bass)
Alberto: Claris Vater (Bariton)
Simonetta: Claris Mutter (Mezzosopran)

Handlung:

1. Akt: Aus dem entlegenen Teil einer Alpenrepublik hat sich das Bauernmädchen Clari aufgemacht, um sich von den angenehmen Seiten des Lebens beglücken zu lassen. Die Kleine gerät in die Fänge eines jungen Herzogs, der sie auf sein Schloss holt. Clari hat in ihrer Naivität die Vorstellung, dass er sie zu seiner Frau machen wird und beide gestehen sich ihre heiße Liebe. Doch so schnell werden Nägel mit Köpfen nicht gemacht. Seinen Verwandten stellt er den Neuankömmling als seine Cousine vor und das Mädchen zweifelt nun an seinen Absichten für eine gemeinsame Zukunft. Statt Hochzeit wirbt der Duca mit einem kostbarem Halsgeschmeide und startet einen körperlichen Annäherungsversuch. Doch gewitzt lässt Clari diesen ins Leere laufen und entfernt sich vorsichtig von seiner Seite, um Zeit und Abstand zu gewinnen.

Der Herzog ist - gelinde gesagt - empört und kann seine Enttäuschung kaum verbergen. Was bildet sich das Provinzpusselchen eigentlich ein? Schließlich hat er trotz aller Liebesbeteuerungen Standesrücksichten zu nehmen. Viel Gefühlsschmalz und ein blitzendes Zahnpastalächeln verhindert den offenen Ausbruch der Meinungsverschiedenheiten über eine durch einen Ehevertrag zementierte gemeinsame Zukunft. Von dem Luxus, der den Herzog umgibt, und seinem Status ist das Landmädchen selbstverständlich angezogen, aber die Enttäuschung brodelt unter der Oberfläche. Clari fühlt sich geschmeichelt, dass der Geliebte sich zu ihrem heutigen Geburtstag etwas besonderes ausgedacht hat, ohne die geringste Ahnung zu haben, was ihr blühen wird.

Über Claris Leben hat Germano, ein Domestike des Duca, einen Bilderbogen zusammengestellt und zu einem Theaterstück für die Geburtstagsgäste verarbeitet. Er selbst spielt darin den herzoglichen Verführer, Luca den zornigen Vater und Bettina in Perücke mit blonden Zöpfen die Titelheldin. Ohne Verstand inszeniert, gerät die Vorstellung zum Fiasko, denn Clari fühlt sich nicht geehrt, sondern verschaukelt. Den Höhepunkt, in dem der Vater die Tochter wegen ihres zweifelhaften Lebenswandels verflucht, schlägt dem Fass den Boden aus. Durch die neckische Art, wie ihr Leben interpretiert wird, fühlt sich Clari zutiefst verletzt und reagiert mit einem Zornesausbruch, dem der physische Kollaps auf dem Fuße folgt.

Was Germano in seiner Dummheit mit seinem Stück angerichtet hat und mit welcher Taktlosigkeit er vorgegangen ist, wird ihm und seinen Mitspielern erst später bewusst. Clari hat den drohenden Vater mit ihrem eigenen identifiziert und ist sich ihrer wirklichen Situation bewusst geworden. Aus der Ohnmacht erwacht, reagiert die vor allen Provozierte hysterisch, so dass sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden muss. Seinen Domestiken droht der Duca, dass sie es zu büßen haben, wenn er Clari verlieren sollte. Grenzenlose Zerknirschung ist die Antwort.
2. Akt: Der Herzog sucht Clari im Krankenhaus auf. Sie reagiert mit einem Aufschrei als sie ihn sieht. Er macht ihr heftige Vorwürfe, weil sie ihn vor seinen Freunden unmöglich gemacht habe. Nach dem veranstalteten Zirkus kann sie die geplante Hochzeit getrost abschreiben. Clari zeigt Reue, wird aber sogleich wieder aufsässig, als er sich ihr wieder zuwenden will. Schließlich hält sie ihm den Brief unter die Nase, in der er ihr ewige Treue geschworen hat, den er wiederum zerreißt und auf den Boden wirft.

Bis sie ihren Streit beenden und er verschwindet, vergeht noch eine Weile. Zuvor bittet er aber noch Bettina, auf die Verstörte ein wenig Obacht zu geben, damit sie keinen Unfug anstellt. Sie soll vor ihrem Zimmer Wache halten. Doch Bettina ist nach all der Aufregung übermüdet und schläft ein.

Clari hat sich entschlossen, den undankbaren Mann zu verlassen. Sie merkt, dass die Luft rein ist, und verduftet. Vorher hat sie noch einen Brief geschrieben, dass sie aus dem Leben scheiden will, und ihn auf dem Kopfkissen hinterlegt.

Eine Hausordnung gibt es in der Klinik offenbar nicht. Es setzt Schelte vom Duca, als die Flucht des Mädchens entdeckt wird. Wohin kann die Verstörte geflüchtet sein? Man soll nach ihr suchen!
3. Akt: Für den Herzog ist es überhaupt nicht schwierig, den neuen Aufenthaltsort von Clari ausfindig zu machen. Mit seinen Gefühlen ist er endlich ins Reine gekommen und singt reumütig die Arie: „Si pietoso, o ciel, tu sei al mio pianto, al mio dolor!“ Er liebt seine Clari und beabsichtigt, sein Angebot des Eheversprechens neu aufzulegen. Germano ist schon vorher mit seinem Wagen angekommen und die Dörfler begrüßen ihn im Chor: „Viva, viva, viva la campagna!“ Wie herrlich und gesund ist doch die frische Landluft!

In ihrem Elternhaus sieht es düster aus. Der Vater klagt unentwegt, dass seine miserable Tochter ihm Schande bereitet und seine Ehre gestohlen habe. Er will nicht weiterleben, hat bereits ein kräftiges Seil zu einer Schlinge verknotet und steckt probeweise den Hals hinein. Die Mutter unternimmt alles, um Alberto zu beschwichtigen und ihm neuen Lebensmut zuzusprechen. Clari ist ebenfalls zu Hause angelangt und spricht zunächst schluchzend bei der Mutter vor, um zu erkunden, ob die Luft rein ist. Doch die Aussichten sind fatal: Der Vater will sie für immer verstoßen - da hilft auch alles Bitten und Weinen nichts. Zum Glück taucht auch der Herzog auf. Doch der ehrlose Lump, der seine Tochter verführt hat, kommt beim Vater erst an, nachdem Germano ein Köfferchen geöffnet hat, in dem sich Bündel mit Banknoten stapeln. Alberto fasst sogleich eine tiefe Liebe zum Köfferchen, klappt es zu und schließt es in seine Arme.

Des Vaters Ehre ist bald wieder hergestellt, nachdem der Herzog alle Schuld auf sich genommen hat. Ein Heiratskontrakt lässt Clari aufjubeln, denn jetzt steht endgültig fest, dass die Gemeinde nach der Hochzeit „Frau Herzogin“ zu ihr sagen muss.
Letzte Änderung am 6. April 2013

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