Giselher Klebe (1925-2009)

Orpheus

Allgemeine Angaben zum Werk:

Titel: Orpheus
Untertitel: Dramatische Szenen für Orchester
Uraufführung: 22. Oktober 1976 in Zagreb (Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen, Dirigent: Martin Stephani)
Besetzung: Orchester
Opus: op. 73

Sätze:

1. Satz: Orpheus vor dem Hades
2. Satz: Orpheus und Euridice
3. Satz: Orpheus und die Furien

Beschreibung:

Giselher Klebe will seinen Orpheus nicht als symphonische Dichtung verstanden wissen. Bei der Komposition handelt es sich, wie der Untertitel schon sagt, um dramatische Szenen eines konkreten Handlungsablaufes, der unter Verzicht auf die Singstimme allein vom Orchester getragen und durch sinfonische Mittel des klassischen Symphonieorchesters mit allen Raffinessen konservativer und moderner Klangmöglichkeiten interpretiert wird.

Die Komponisten, die sich des Orpheus-Mythus bemächtigt haben, sind unzählig. Am häufigsten als Oper, auch als Ballett, von Franz Liszt als Tongemälde, wurde der Stoff verarbeitet. Fast immer ging die höchst dramatische Liebesgeschichte gut aus - bei Hans-Werner Henze nicht! Spätestens nach dem musikalischen Verschlingen des 15-minütigen Opus weiß man, wie es im Hades zugeht und wie Furien funktionieren.

Die Einleitung des dreisätzigen Werkes beginnt zögernd und rätselhaft, um dann aber sogleich einen pastoralen Charakter anzunehmen, der vom lieblichen Klang der Streicher getragen wird, in den die Holzbläser etwas später einstimmen. Hier handelt es sich offenbar um die Szene, in der Orpheus den Fürsten der Unterwelt sein Anliegen vorträgt und positiven Bescheid erhält.

Der Musikinteressierte kennt die Geschichte: Euridice ist verschwunden, aber man weiß, wo sie sich aufhält. Orpheus, ebenso berühmt wie begnadet - Tiere und Pflanzen, sogar die Steine hören seinem Gesang zu und sind berauscht - setzt alles auf seine Leier, dem Höllenhund und den Furien schönzutun. Überraschenderweise stößt sein Ersuchen auf fruchtbaren Boden. Mit Hades und Prosperina, die in der Unterwelt das Sagen haben, werden Konditionen ausgehandelt. Orpheus darf sich nicht nach Euridice umschauen, während er sich mit ihr nach oben begibt. Danach soll er sie behalten dürfen. Was tut Orpheus? Das Gegenteil. Euridicens Gejammer aus Eifersucht und unbegründetes Misstrauen macht den Heros der Musik wankelmütig. Die Abmachung wird nicht eingehalten. Euridice muss unten bleiben und das Musikidol hat die Furien am Hals.

Unheilvoll wie das Ticken einer Uhr hämmert das Klavier, später abgelöst durch das Schlagzeug und kündet von der Unentrinnbarkeit des Schicksals. Würde man den Handlungsablauf des letzten Satzes choreographieren, müsste man sich das urzeitliche Lanzarote vorstellen, ein schwarzes hügeliges Vulkanfeld auf dem die Schatten der Verstorbenen herumlungern. Eruption auf Eruptionen unter Einsatz des vollen Orchesters lassen das gelegentliche zaghafte Aufblitzen der Streichergruppe sofort verstummen. Unauffällig und rätselhaft wie zu Beginn, klingt das Drama von Orpheus und Euridice aus.

Den Orpheus-Mythos vertonte hauptsächlich die erste Generation der Opernkomponisten: Jacopo Peri, Stefano Landi, Giulio Caccini, Claudio Monteverdi, Luigi Rossi, Antonio Sartorio, Reinhard Kaiser, Christoph Willibald Gluck, Fernando Gasparo Bertoni, Marc Antoine Charpentier und der Russe Jestignejei Fomin. Erstaunlicherweise konnten Klassik und Romantik dem Stoff nichts mehr abgewinnen, bekannt ist die Vertonung von Joseph Haydn. Unverwüstlich natürlich das Spektakel von Jacques Offenbach! Die Gegenwart ist wieder vertreten durch Carl Orff, Ernst Krenek und ... Giselher Klebe.

Wenn man vom „Schwarzen Orpheus“ spricht denkt man an die Verfilmung mit der Musik des Nigerianers Keziah Jones.
Letzte Änderung am 16. September 2005
Beitrag von Engelbert Hellen

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