Fritz Kreisler (1875-1962)

Sissy

Allgemeine Angaben zur Operette:

Titel: Sissy
Titel französisch: Sissi
Entstehungszeit: 1932
Uraufführung: 23. Dezember 1932 in Wien (Theater an der Wien)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Leipzig, Wien, New York: W. Karczag, 1932
Verlag: Paris: Eschig, 1959

Zur Operette:

Art: Singspiel in zwei Akten und vier Bildern
Libretto: Ernst und Hubert Marischka nach einem Lustspiel von Ernst Decsey und Gustav Holm
Sprache: deutsch
Ort: Possenhofen und Ischl
Zeit: August 1853

Personen:

Franz Joseph: Kaiser von Österreich
Prinzessin Elisabeth: genannt Sissy
Erzherzogin Sophie: Mutter des Kaisers
Herzog Max in Bayern: Sissys Vater
Ludovica: genannt Luise, seine Gemahlin
Prinz von Thurn und Taxis: verliebt in Helene
Helene: genannt Nené, Sissys ältere Schwester
Oberst Theodor von Kempen: Leiter der Gendarmerie
Ilona Varady: Ballett-Tänzerin
Baron Hrdlicka: Zeremonienmeister
Weitere: Petzelberger (Wirt des Gasthauses „Zum Goldenen Ochsen“), weitere Kinder der herzoglichen Familie (Karl Theodor, genannt Gackl, Sophie, genannt Spatz sowie Ruprecht, Annemarie und Maximilian), Ballettmädchen, Offiziere, Leibgardisten, Hofdamen, Lakaien, Bauern, Sänger, Geistliche, Militär, Volk, Gesinde (Chor, Ballett und Statisterie)

Handlung:

1. Akt: Erstes Bild: TERRASSE AUF SCHLOSS POSSENHOFEN AM STARNBERGER SEE

Im idyllischen Possenhofen am Starnberger See lebt Herzog Max mit seiner großen Familie auf seinem Landsitz sorglos in den Tag hinein. Mit den Regierungsgeschäften hat er nichts zu tun, denn er ist im Gegensatz zu seinem Bruder lediglich Herzog in Bayern und nicht von Bayern - ein kleiner, aber feiner Unterschied. Höfisches Leben passt nicht zu ihm und kommt daher nicht in Betracht, aber er kümmert sich stattdessen um die Pflege der bayerischen Volksmusik. Der Klang der Zither kann sein Herz zum Schmelzen bringen. Ein Naturfreund ist er, leutselig und zum Leidwesen der Frau Gemahlin hin und wieder auch weinselig.

Der Wildfang der Familie ist Sissy. Sie versteht mit ihren 16 Lenzen zu reiten wie der Teufel. Häufig begleitet die Lieblingstochter den Vater auf die Jagd. Wenn ihm ein kapitaler Hirsch vor die Flinte kommt, macht sie ein Geräusch und scheucht ihn weg, bevor es knallt. Herzog Max ist seinen sieben Kindern ein herzensguter Vater und seiner Frau ein widerspenstiger Gemahl. In Fragen der Kindererziehung gibt es oftmals Zoff, denn sie ist der Ansicht, dass der Vater zu wenig auf gutes Betragen achtet und den Kindern kein gutes Beispiel vorlebt. Bei ihrem Mann darf die Rasselbande an der langen Leine laufen, während sie Wert auf Manieren und Förmlichkeit legt, schließlich ist sie die Tante des österreichischen Kaisers. Ruhm und Wertschätzung bedeuten ihr alles.

Ihr selbst war es nicht gelungen, in ein Kaiserhaus einzuheiraten, deshalb hat sie auch ständig Migräne. Nun pflegt sie aber begründete Hoffnung, dass ihrer hübschen Tochter Helene der junge Kaiser Franz Joseph ins Netz geht, wenn man die Sache raffiniert einfädelt. Mit ihrer Schwester Sophie, des Kaisers Mutter, ist sie ein Herz und eine Seele. Die beiden alten Damen haben sich einen Plan zurecht gelegt, von dem Herzog Max aber nichts wissen darf.

Ihre Tochter Helene hat Ludovica über die Einladung der Erzherzogin Sophie informiert und betont, dass ihnen die Ehre zuteil geworden sei, am Geburtstag des Kaisers zum Hofball eingeladen zu sein. Gescheit soll sie sich dem fügen, was man sich von ihr erhofft. Die kaiserliche Karosse wird stündlich erwartet und für Helene wurde ein prächtiges Hofkleid bestellt. Der Umschmeichelten schwant nichts Gutes und sie fürchtet um ihre Liebe zum Prinzen von Thurn und Taxis. Die jungen Leute haben sich gefunden und das Operettenpublikum auf ihre Seite gezogen, nachdem das Blaublut versichert „Ich hab dich lieb, unsagbar lieb“ bevor es nach Hause fährt.

Die Familie begibt sich zum Frühstück auf die Terrasse. Der Lärm, den die Kinder machen, erinnert Luise - wie sie statt Ludovica in vertrautem Kreise genannt wird - an ihre Migräne. Herzog Max weiß nicht, dass er in einer wichtigen Familienangelegenheit hintergangen werden soll und begibt sich mit den Kindern zum Angeln an den See. Sissy fühlt sich pudelwohl, denn das herrliche Wetter und die gute Laune der Geschwister bringen sie selbst auch in Hochstimmung. Sie singt das Lied: „Ich glaube, das Glück hält mich heute in seinem Arm und tanzt einen Walzer mit mir.“

In der Zwischenzeit ist die Kutsche aus Österreich eingetroffen und in Windeseile haben Mutter und Tochter Nené ihr Reisegepäck in der Kutsche verstauen lassen und sich klammheimlich davon gemacht.
Der ein wenig trottelige Oberst von Kempen ist für die Sicherheit der beiden Damen verantwortlich.

Sissy ist traurig, dass ihr Vater und sie selbst bei der Einladung nach Bad Ischl übergangen wurden. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte Nené sie über die mutmaßlichen Hintergründe eingeweiht, dass sie dem jungen Kaiser als Braut untergejubelt werden soll und über die Ehre gefälligst glücklich zu sein habe. Ihrem geliebten Prinzen will Nené noch eine Nachricht zukommen lassen. Die impulsive Sissy hetzt ihren Vater auf, dass er sich das Sorgerecht nicht aus der Hand nehmen lassen und tatenlos zusehen soll, wenn es um das Glück seines Kindes geht. Sie selbst möchte mitkommen, um ihrer lieben Schwester das silbrig schimmernde Hofkleid zu bringen, welches in der Hast zu Hause liegen geblieben ist. Es gelingt ihr, den Vater zu bewegen, anspannen zu lassen, um den beiden Ausreißern nachzujagen. Der Herzog lässt sich seine gute Laune nicht verderben uns hat ein fröhliches Lied auf den Lippen: „Ja, so fahren die bayerischen Soldaten.“

Zweites Bild: DIE KAISERLICHE VILLA IN ISCHL

Kaum hat Oberst von Kempen seine kostbare Fracht aus Possenhofen abgeliefert, hat er auch schon ein kleines Problem am Hals. Ein Fräulein Ilona will ihn sprechen. Es ist eine Dame vom Ballett, seine Geliebte, von der er sich aber offenbar kompromittiert fühlt. Wenn er mit ihr allein ist, vergisst er den Standesunterschied und jubelt: „Mädel, wenn mich dein Mund küsst...“ Es wäre angezeigt, wenn Ilona etwas diskreter auftreten würde. Wenn der Zeremonienmeister, Baron Hrdlicka, davon etwas der Erzherzogin erzählt, kann es sein, dass sein Job weg ist und auch seine Pension. Und vielleicht verliert er sogar seinen Kopf.

Die beiden Erzherzoginnen begrüßen sich in alter Vertrautheit. Ludovica neidet Sophie ihre Machtfülle. Aber die Schwester soll doch nicht von Fülle sprechen, während sie eine Diätkur plant. Sophie rügt den Zeremonienmeister, weshalb er noch kein Verbotsschild im Garten aufgestellt habe, um das Betreten der Rosenrabatte zu untersagen. Die Blumen sind für den Geburtstag des Kaisers bestimmt und deshalb soll vorher niemand daran riechen.

Wer rechnet schon damit, dass Sissy und Herzog Max aus Bayern inzwischen auch eingetroffen sind. Sissy hat die schönen Rosen im Garten entdeckt und überlegt, wie herrlich es sei, damit eine Blumenvase zu dekorieren. Der Kaiser hört am Fenster wie im Garten ein Mädchen ein wunderschönes Lied singt: „Ich wär' so gern einmal verliebt...“ und gibt Auftrag, ihm die liebreizende Diebin vorzuführen.

Herzog Max versucht schon die ganze Zeit zum Kaiser vorzudringen, bekommt aber Probleme mit dem argwöhnischen Baron Hrdlicka, der seine kurzen Lederhosen unpassend findet und seine Identität anzweifelt. Mit List und Tücke gelingt es Max schließlich doch, bis zu Franz Joseph vorzudringen, der ihn ihm aber auch nicht sogleich den lieben Onkel erkennt. Max muss es intensiv beteuern, bis die Missverständnisse beseitigt sind. Beide sind leidenschaftliche Jäger und haben schnell ein gemeinsames Thema gefunden. Jetzt möchte Max ein kühles Bier trinken und Oberst von Kempen erhält den Auftrag, ihn in die Dorfgaststätte „Zum Goldenen Ochsen“ zu begleiten. Max hat ganz vergessen, dass er sich mit ihm eigentlich über Helene unterhalten wollte.

Nach etlichen Mühen ist es dem Zeremonienmeister gelungen, die „Rosenabreißerin“ einzufangen. Sie ist schwer bepackt, denn sie hat die ganze Rabatte geplündert. Einen Karton, aus dem der Zipfel eines Kleids herausschaut, trägt sie unter dem anderen Arm, so dass Franz Joseph sie für eine Schneiderin hält.

Wieviel Rosen hat sie denn abgerissen? „Sind es nur zwei?“ „Nein, zweiundzwanzig, Majestät!“ Nur zum Schein behandelt der Kaiser sie streng, um sich dann aber doch zu entschließen, von seinem „Begnadigungsrecht“ Gebrauch zu machen. Den Strauss darf sie in einer Blumenschale auf seinem Schreibtisch arrangieren.

Von ihrer Munterkeit gefangen, versucht er die Unterhaltung auszudehnen und kann von der liebreizenden „Schneidermamsell“ nicht genug bekommen. Das Kleid sei für die Schwester Helene bestimmt, erzählt sie, die vergessen habe es einzupacken und am Abend zum Hofball eingeladen ist.
Das Operettenpublikum schaut gern zu, wie geschickt der Kaiser flirten kann, obwohl das bei seiner strengen Erziehung niemand vermutet hätte.

Doch nun muss er die Kleine ziehen lassen, denn die Mutter möchte ihm Nené vorstellen. Vorher hat er sich noch ausbedungen, dass die Rosendiebin ihm unter einem Decknamen ein Telegramm schickt. Nené wird am Abend seine Gesellschaftsdame sein. Doch der Funke der Sympathie springt bei der Vorstellung weder von der einen, noch von der anderen Seite über. Der Kaiser weiß noch nicht, dass das Mädchen ihm als Braut zugedacht ist.
2. Akt: Drittes Bild: IM LOKAL ZUM GOLDENEN OCHSEN

Den Kontakt zu den Dorfbewohnern hat Herzog Max schnell hergestellt. Er hat sich als kaiserlicher Leibjäger ausgewiesen und mit seinem Frohsinn sogleich die Herzen der Anwesenden erobert. Er kennt die Lieder, die zu den Feierlichkeiten am Abend gesungen werden sollen und schließt sich dem Sängerbund an. Oberst von Kempen möchte sich mit dem Volk nicht gemein machen und zieht es vor, im Nebenzimmer bei einem Glas Milch zu verweilen.

Unerwartet nimmt eine kaiserliche Kutsche Kurs auf das Gasthaus und die beiden Erzherzoginnen steigen aus. Angeblich hat Ludovica einen Migräneanfall. Gemäß vorbereitetem Plan lassen sie das junge Paar allein weiterfahren, damit die Kinder Gelegenheit haben, sich zu beschnuppern. Ludovica ängstigt sich, dass ihr Plan, die Kinder miteinander zu verkuppeln, doch noch schief laufen könnte. Doch Sophie beschwichtigt, sie werde an das Trinkglas klopfen und die Verlobung einfach verkünden. Franz Joseph hat es noch nie gewagt, einen Wunsch seiner Mutter nicht zu respektieren.

Im Lokal angekommen fragt Sophie förmlich, ob sie hier richtig im „Goldenen Ochsen“ seien. Jawohl, der goldene Ochse sei er in Person, bestätigt der Wirt. Die Ankommenden fallen aus allen Wolken, als sie die Anwesenheit von Herzog Max im Lokal feststellen. Wie unverantwortlich von ihm, die Kinder zu Hause allein zu lassen! Er sei gekommen, um nach dem Rechten zu schauen. Offenbar scheint Herzog Max das Glück, welches seinem Hause winkt, nicht zu schätzen. Das Glück seines Kindes sei ihm das Wichtigste. Als Sissy auch noch hinzukommt und ihrem Vater verbal zur Seite steht, um ungerechtfertigte Vorwürfe abzuwehren, steigert sich der Ärger auf den Höhepunkt. Das Mädchen soll auf seinem Zimmer eingesperrt werden, damit es am Abend nicht stören kann. Sissys Vater protestiert und Sophie vermisst den gebotenen Respekt, den er der Mutter des Kaisers entgegenzubringen hat. Die Sangesbrüder verschieben ihren Übungsnachmittag auf später und verschwinden von der Bildfläche.

Von dem „Milchmixgetränk“ leicht benommen, taucht Oberst von Kempen auf und Erzherzogin Sophie will wissen, was das für komische Geräusche sind, die er ständig von sich gibt. „Kaiserliche Majestät, das sind innerliche Böllerschüsse“ kommt die Erklärung zu den Fakten und zu den Mutmaßungen, dass man ihm etwas ins Glas geschüttet hat. Der Oberst erhält Weisung, eine neue Kutsche zu ordern, damit die Damen einen Ortswechsel vornehmen können.

Viertes Bild: IM PARK DER KAISERLICHEN VILLA

Das eigentliche Familiendrama beginnt im Park. Auch nicht alles gefallen lässt sich Thurn und Taxis. Er ist ebenfalls angereist und hat schon eine Postkutsche bestellt, um Nené zur Flucht über die Grenze zu überreden. Doch Nené bezweifelt, dass das Problem so gelöst wird. In jedem Fall bleibt Zeit für das schöne Liebesduett „Dein Kuss hat mir den Frühling gebracht“, bevor die Mutter ihr krakeeliges Organ ertönen lässt. Erschrocken hat sie festgestellt, dass das schöne Abendkleid im Tumult in Possenhofen liegen geblieben ist. Au fein, dann gibt es vielleicht gar keine Verlobung. Das könnte ihr so passen!

Doch Sissy ist es gelungen, über den Zeremonienmeister zum Kaiser vorzudringen und händigt diesem das Festkleid für die Schwester aus. Darf Sissy eine Frage an ihn richten? „Natürlich“ „Ist es war, dass kaiserliche Majestät sich heute Abend verloben wird?“ Wer sagt den so etwas? Ganz Ischl redet bereits darüber. Der Kaiser dementiert und beruhigt seine schöne Fragestellerin. Er denke gar nicht daran, sich den Wünschen seiner Mutter unterzuordnen.

Erzherzogin Sophie will vom Zeremonienmeister wissen, wer die schönen Rosen auf den Schreibtisch des Sohnes gestellt hat. Das Verhör wird eng, und bald weiß die Mama, dass eine Diebin die Blumen aus dem Garten gestohlen, der Kaiser ihr aber die Unregelmäßigkeit verziehen hat. 13 ½ Minuten habe die Versöhnungsgeste gedauert. Die Information reicht, um Oberst von Kempen mit der Spurensuche nach dem Mädchen zu betrauen, welches sich in die Villa eingeschlichen hat. Es kommt zu einem Missverständnis, die den Eifersüchtigen vermuten lässt, dass sich seine Ilona dem Kaiser um den Hals „geringelt“ hat. Er macht der Bedauernswerten eine Szene, der sie sich mit weiblichem Geschick aber entwinden kann. „Warum bist du so fürchterlich bös?“ Das gute Einvernehmen ist schnell wieder hergestellt.

Sissy beeilt sich, die frohe Botschaft ihrer Schwester mitzuteilen, wird dabei aber von der Mutter überrascht, die sie eine Intrigantin schilt. Sie sei neidisch auf das Glück der Schwester. Ihrem Mann wirft sie ebenfalls vor, dass er störe. Nun ist es aber mit dessen Gutmütigkeit vorbei. Er schimpft lautstark und als Franz Joseph hinzukommt, erfährt er nun endlich, was man mit ihm im Sinn hat und wer die „Schneidermamsell“ überhaupt ist, die ihm so gut gefällt.

Der Zeremonienmeister erklärt, dass der Eröffnungstanz beginnen kann. Der Kaiser wählt Sissy und nicht Helene. Beim Tanz können die beiden sich nun endlich erklären, was an Emotion ansteht. Franz Joseph verkündet seine Verlobung mit Sissy. Das Beste, was die beiden Mütter tun können, ist, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Man lässt es sich nicht anmerken, dass nicht alles nach Wunsch gelaufen ist und lässt gelten, was nicht mehr zu ändern ist. Nené ist nun glücklich, ihren Thurn und Taxis zu bekommen.
Letzte Änderung am 22. Dezember 2010
Beitrag von Engelbert Hellen

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