Filippo Marchetti (1831-1902)

Ruy Blas

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Ruy Blas
Entstehungszeit: 1869
Uraufführung: 3. April 1869 in Mailand (Teatro alla Scala)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 112 Minuten
Erstdruck: Mailand: Lucca, 1869
Bemerkung: Filippo Marchetti ist ein Komponist, der seinen „Ruy Blas“ konform mit den Erfolgen Giuseppe Verdis schrieb. In seiner Zeit hatte er großen Publikumszulauf, der aber nicht bis heute anhielt. Das ist schade, denn sein kompositorischer Einfallsreichtum und die Schönheit der Melodie sind unvergleichlich.

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[Details]
Ruy Blas (Bongiovanni, DDD/LA, 1998)
Filippo Marchetti (1831-1902)

E. Pluta in FonoForum 4/00: " Victor Hugos Drama istein Opernstoff par excellence, und Filippo Marchettihat seine Chance gut genutzt. Er tritt aus dem SchattenVerdis, ohne andere Einflüsse überdeutlich werden zulassen. Das Werk wirkt in der vorliegenden Einspielungquicklebendig. Dimitra Theodossiou verbindet eineQualitätsstimme mit dramatischem Feuer und höchsterGesangskultur."

Zur Oper:

Art: Lyrisches Drama in vier Akten
Libretto: Carlo d'Ormeville nach dem Drama von Victor Hugo
Sprache: italienisch
Ort: Madrid
Zeit: zu Ende des 17. Jahrhunderts

Personen:

Donna Maria de Neubourg: Königin von Spanien (Sopran)
Don Sallustio de Bazan: Marchese di Finlas, Erster Minister (Bariton)
Ruy Blas: Sallustios Diener (Tenor)
Don Pedro de Guevarra: Präsident von Kastilien (Bass)
Don Fernando de Cordova: Finanzminister (Tenor)
Don Guritano: Haushofmeister (Bass)
Donna Giovanna: Duchessa d'Albuquerque (Sopran)
Casilda: Ehrendame der Königin (Mezzosopran)
Weitere: Hofstaat, Würdenträger, Offiziere, Soldaten, Wachen, Volk

Handlung:

1. Akt: Don Sallustio de Bazan, Erster Minister des Königs Carlos II. von Spanien, beobachtet amüsiert einen jungen Mann, der einen Blumenstrauß auf dem Weg platziert, wo die Königin gewöhnlich spazieren geht. Dieser unbekannte junge Mann, der dann flieht, wirkt auf Don Sallustio, so wie er gekleidet ist, wie ein Diener. Don Guritano, der Haushofmeister tritt ein und gibt eine Botschaft der Königin ab. Diese hat soeben erfahren, dass Don Sallustio ihre favorisierte Ehrendame Arabella verführt hat. Nun befiehlt sie ihm, das Mädchen zu heiraten oder - wenn er sich weigert - ins Exil zu gehen. Don Sallustio ist empört und kann die Nachricht nicht ernst nehmen. Don Guritano unterstützt seinen Unmut und entwirft einen gnadenlose Racheplan: Derjenige, welcher die Blumen auf den Weg gelegt hat, enthüllt ein geheimer Bewunderer der Königin zu sein. Sollte man ihn identifizieren, wird es eine leichte Sache sein, die Regina zu entehren - wenn er mitspielt.

In diesem Moment tritt der Diener Ruy Blas ein, der seinem Haushalt angehört. Don Sallustio hat ihn ihn beobachtet, wie er ein Porträt der Königin intensiv betrachtet hat. Er begreift ihn sofort als den unbekannten Bewunderer, der in seinem skrupellosen Plan einen Platz ausfüllen könnte. Don Sallustio hat einen Cousin namens Cäsar, der seit zwölf Jahren vermisst wird und als tot gilt. Dessen Platz soll er einnehmen. Als Stallbursche der Königin wird er deklariert und muss versprechen, all ihren Wünschen zu gehorchen. „Liebe die Königin und sei von ihr geliebt!“ bekommt der Verblüffte von Don Sallustio mit auf den Weg gegeben.
2. Akt: Die Königin ist beschäftigt mit ihrem Lesestoff. Sie ist umgeben von ihren Mädchen, die unter den strengen Augen der Herzogin von Albuquerque Blumengirlanden flechten. Die Königin ist - wie meistens - unglücklich und denkt nostalgisch an ihre Mutter. Unbehaglich fühlt sie sich, weil sie auf ihrem täglich Spaziergang ein Blumenbouqet fand und nicht weiß, welchem Spender sie es zuordnen soll.

Casilda, ein junges und verschmitztes Mädchen, dem der Schalk im Nacken sitzt, singt eine boshafte Ballade. Es ist ganz klar eine Parodie auf die Herzogin von Albuquerque. Alleingelassen wird die Königin nachdenklich und gibt insgeheim die Qual ihres Herzens, welches nach Liebe dürstet, vor sich selbst zu. Ein Brief des Königs, der momentan auf der Jagd ist, wird angeliefert. Gemäß der höfischen Etikette liest die Herzogin ihn vor. Wie nicht anders zu erwarten, ist er komplett unpersönlich und lässt die Königin in Depression zurückfallen.

In vornehmem Aufputz, in welchem er kaum wiederzuerkennen ist, tritt Ruy Blas ein und präsentiert sich der Königin. Er soll beschäftigt werden und Don Guritano gewährt ihm, die Tür zum Gemach der Königin zu öffnen, wenn danach gerufen wird. Er hat bald weitere Aufgaben zu übernehmen, zaudert zunächst, weil er Bedenken wegen seiner Präsens hat, ist aber dann emotional voll bei der Sache. Die Königin realisiert ihn als ihren geheimen Bewunderer, aber auch Don Guritano ist entzückt von seiner Regina und begreift Ruy Blas als Rivalen. Zwischen beiden entspinnt sich ein hasserfüllter Dialog und der Majordomus fordert ihn zum Duell heraus.

In ihrem Versteck hat Casilda den Wortwechsel mitbekommen und warnt die Königin vor der Gefahr, die Ruy Blas droht. Maria de Neubourg wird wütend und versetzt Don Guritano auf einen Posten außerhalb von Madrid. Ruy Blas ist für den Moment gerettet.
3. Akt: Ein wenig Zeit ist vergangen und „Don Cesar“ hat bereits einen Ministerposten erklommen. Man wundert sich bei Hofe über die Geschwindigkeit, mit der die Beförderung gelaufen ist. Ironisch unterstellt man, dass dies nur mit wohlwollender Protektion funktioniert haben kann. Don Pedro und Don Fernando lassen sich in hämischer Weise über die Königin aus. Sie überlegen einen Plan, wie man ihr schaden kann. Ruy Blas hat alles mit angehört, tritt plötzlich vor und verurteilt die teuflische Gesprächsführung. In einem leidenschaftlichen Vortrag gibt er zu bedenken, welche Gefahren Spaniens Ansehen in der Welt drohen, wenn die Königin bloßgestellt und das glorreiche Andenken an König Carlos verunglimpft werde.

Die Königin ist Zeugin des Lamentos gewesen, kommt durch eine Geheimtür hervor, dankt Ruy Blas für Mut und Entschlossenheit seines Auftretens gegen die scheinheilige Hofclique, die nur Spaniens Ruin im Visier hat. Er hat Kraft bewiesen, für ihre und Spaniens Ehre zu fechten, wo der König sich weggeduckt hätte. Es war die Liebe allein, die ihn zu Hochtouren auflaufen lies. Er gesteht Maria seine Gefühle und es entwickeln sich die Phrasen eines leidenschaftlichen Liebesduetts. Als Don Sallustio erscheint, verschwindet die Königin rechtzeitig. Er ist gekommen, um Ruy Blas, den er auf seiner Seite wähnt, finale Instruktionen zu geben, wie sein Racheplan umgesetzt werden soll. Der Geforderte ist auf Höchste bedrückt, in Opposition gehen zu müssen. Er will versuchen, ein Pardon für die Königin herauszuholen.

Im rechten Moment erscheint eine Abordnung, die Ruy Blas in den Thronsaal bittet. Der ganze Hof ist versammelt, denn der König hat entschieden, dass Ruy Blas zum Ritter geschlagen, die Hohe Ehre vom „Goldenen Flees“ übertragen werden soll. Die Empfindungen der Anwesenden sind kontrovers.
4. Akt: Aus dramaturgischer Sicht ist es endlich erforderlich, dass es in der Oper auch Tote gibt. Wir befinden uns im Landhaus von Don Sallustio, in dem Ruy Blas unruhig auf den weiblichen Gast wartet, der angekündigt ist. Er reflektiert mit Beklemmung das Schicksal der Königin und sein eigenes. Eine Lösung des Knotens sieht er darin, sich selbst zu töten. Unerwartet kommt zunächst Don Guritano zu Besuch, um Ruy Blas törichterweise einmal mehr zum Duell herauszufordern. Dieser hält einen Waffengang für überflüssig und schlägt vor, seinen Wunsch aufzuschieben. Da der Unbesonnene aber auf eine Auseinandersetzung mit dem Degen beharrt, akzeptiert er das Geplänkel. Um die Königin vor Unehre zu schützen, wünscht er sich den Intriganten eigentlich tot, ohne selbst die Tat ausführen zu müssen. Das Geschick will es jedoch, dass er nicht umhin kommt, dem Majordomus den Todesstoß zu versetzen. Nachträglich ist er erschüttert.

Die Königin hat einen Brief bekommen, in dem sie von einer unbekannten Dame in ein Landhaus eingeladen wird, welches in Wirklichkeit Don Sallustio gehört. Gewitzt schickt sie ihre Hofdame und beste Freundin Casilda vor, welche die Echtheit des Schreibens und die Anwesenheit von Donna Presseda bestätigen soll. Als Don Sallustio auf der Bildfläche erscheint, fliegt die undurchsichtige und schlecht eingefädelte Intrige auf. Der Intrigant flucht und lässt Casilda unbeherrscht in einen Turm einsperren, der sich in der Nähe findet.

Das einzige Mittel, um die Königin von dem unabwendbaren Schicksal, welches Don Sallustio inszeniert, zu befreien, sieht Ruy Blas darin, seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Casilda konnte sich unterdessen aus dem Turm befreien und findet die ratlose Königin und Ruy Blas in einem großen Stadium der Besorgnis vor. Die schändliche Absicht Don Sallustios liegt darin, die Königin zu beschämen, indem er die wahre Identität des jungen Mannes an ihrer Seite bekannt macht. Deshalb entschließt sich Ruy Blas schweren Herzens dazu, dem Leben Don Sallustios mit seinem eigenen Schwert ein Ende zu setzen. Dann kehrt er zurück, um der Königin zu versichern, dass ihre Würde als Souverän und Frau gerettet ist. Für sich räumt er ein, dass er aus Liebe auf Abwege geraten ist. Er bittet um Vergebung. Der Edelmut geht noch weiter: Er nimmt einen Schluck Gift aus einer Ampulle, die er bei sich trägt. Die Königin ist verzweifelt und gesteht ihm ihre eigene Liebe. Der Sterbende sagt ihr aber noch, dass er nicht Don Cesar heißt, sondern Ruy Blas sein eigentlicher Name ist. Somit hat alles seine Richtigkeit.
Letzte Änderung am 9. August 2015
Beitrag von Engelbert Hellen

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