Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

Die erste Walpurgisnacht

Allgemeine Angaben zur Kantate:

Titel: Die erste Walpurgisnacht
Titel englisch: The first Walpurgisnight
Entstehungszeit: 1830/31, rev. 1842/43
Uraufführung: Herbst 1832 im Elternhaus Mendelssohns
10. Januar 1833 in der Singakademie Berlin (erste öffentliche Aufführung)
2. Februar 1843 im Leipziger Gewandhaus (erste Aufführung der umgearbeiteten Fassung)
(Alle Uraufführungen wurden von Mendelssohn persönlich geleitet)
Besetzung: Soli (ATB), Chor (SATB), 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Schlagzeug, Streicher
Spieldauer: ca. 35 Minuten
Erstdruck: Leipzig: Fr. Kistner, 1844?
Verlag: Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1982
München: Musikproduktion Höflich, 2004
Brühl: Fr. Kistner & C.F.W. Siegel & Co. KG (Leihmaterial)
Opus: op. 60: Die erste Walpurgisnacht
WV3 Op. 60: Die erste Walpurgisnacht. Ballade von Göthe für Chor und Orchester

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[Details]
Die erste Walpurgisnacht op.60 (Carus, DDD, 2019/2004)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

»Hervorragend ist die klangliche Homogenität des Stuttgarter Kammerchores, (...). Bernius treibt sein hervorragendes Ensemble zur wilden Jagd, der man atemlos folgt, (...).« (Fono Forum, August 2020)

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Zur Kantate:

Art: Ballade in Form einer weltlichen Kantate
Text: Johann Wolfgang von Goethe
Sprache: deutsch

Handlung:

Goethes eigene Werkbeschreibung lautet wie folgt: „So hat nun auch einer der deutschen Altertumsforscher die Hexen- und Teufelsfahrt des Brockengebirges, mit der man sich in Deutschland seit undenklichen Zeiten trägt, durch einen historischen Ursprung retten und begründen wollen. Dass nämlich die deutschen Heidenpriester und Altväter, nachdem man sie aus ihren heiligen Hainen vertrieben und das Christentum dem Volke aufgedrungen, sich mit ihren treuen Anhängern auf die wüsten unzugänglichen Gebirge des Harzes im Frühlingsanfang begeben, um dort, nach alter Weise, Gebet und Flamme zu dem gestaltlosen Gott des Himmels und der Erde zu richten. Um nun gegen die aufspürenden bewaffneten Bekehrer sicher zu sein, hätten sie für gut befunden, eine Anzahl der ihrigen zu vermummen, und hierdurch ihre abergläubischen Widersacher entfernt zu halten und, beschützt von Teufelsfratzen, den reinsten Gottesdienst zu vollenden.“

Nach der Ouvertüre besingen die Druiden die vom Winter erwachende Natur im Mai.

Ein Druide ruft die Schar auf den Berg zu erklimmen, um auf dessen Hügel ein großes Feuer für Allvater zu schüren. Einer aus der Schar ermahnt die Druiden an die brutalen Bekehrer (also die Christen) welche den heidnischen Kult nicht dulden und durch die Zwangschristianisierung schon viele Heiden getötet haben. Der Ober-Druide weiß um die Gefahr, bei dem heidnischen Ritual entdeckt zu werden, und befiehlt Wachposten aufzustellen.

Die Menge verteilt sich im Wald, um die Posten einzunehmen. Man nimmt sich vor, die Christen einfach mit ihrem selbst erschaffenen Dämonen (dem Teufel) zu erschrecken und so unerwünschte Gaffer fernzuhalten. Es soll ein großes, unheimliches Getöse geben, so dass sich die Christen erst gar nicht in die Nähe des Rituals wagen („Kommt mit Zacken und mit Gabeln, wie der Teufel den sie fabeln...“). Der Plan geht auf: Ein Christlicher Wächter sieht und hört das Spektakel und hält tatsächlich den Leibhaftigen für entfesselt – er empfiehlt schleunigst, das Weite zu suchen. Der Chor der christlichen Wächter stimmt mit ein, und sie fliehen.

Der Schlussgesang der Druiden bezieht sich auf das erfolgreiche Ritual und damit auf die Reinigung ihres uralten Glaubens von den aufgezwungenen Christenbräuchen:

„Die Flamme reinigt sich vom Rauch;
so reinig' unsern Glauben!
Und raubt man uns den alten Brauch,
dein Licht, wer kann es rauben?“

Hintergrundinformation:

Als Goethe die Ballade 1799 (nicht zu verwechseln mit den Walpurgisnächten aus Faust) verfasste, bestimmte er diese sogleich zur „Vertonung freigegeben“. Es war Karl Friedrich Zelter (Goethes Freund und dessen bevorzugter Komponist), dem die Aufgabe zuteil wurde, das Gedicht in Musik zu setzen. Zelter brauchte fünfzehn Jahre um sich und Goethe einzugestehen, dass er sich dazu nicht für fähig erachtete und gab die Aufgabe an seinen zwölfjährigen Schüler Mendelssohn.

Die erste Partitur wurde 1831 vollendet, erfuhr aber 1842 grundlegende Umarbeitungen. Der „zweiten Uraufführung“ wohnte unter anderem auch Hector Berlioz bei, der das Werk als Mendelssohns bestes (bevor er dessen Sommernachtstraum-Musik kennenlernte) bezeichnete.

Goethe erlebte selbst keine Aufführung des Werkes, und es ist im Allgemeinen unklar, ob der in Musiksachen eher unbedarfte und konservative Goethe Gefallen an der dramatisch-romantischen Komposition gehabt hätte.
Letzte Änderung am 9. Dezember 2017
Beitrag von Raphael Lübbers

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