Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891-1953)

Obrutschenije w monastyre [Обручение в монастыре]

(Die Verlobung im Kloster)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel russisch: Obrutschenije w monastyre [Обручение в монастыре]
Titel deutsch: Die Verlobung im Kloster
Titel englisch: Betrothal in a Monastery
Entstehungszeit: 1940-41
Uraufführung: 5. Mai 1946 in Prag (Nationaltheater)
30. November 1946 in Leningrad / St. Petersburg (Kirow-Theater)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Moskau: Musika, 1964
Verlag: Melville, N.Y.: Belwin Mills, 1979?
Bemerkung: „Die Verlobung im Kloster“ ist die verspätete russische Antwort auf Mozarts „Così fan tutte“. Zwei schmachtende Jünglinge verfolgen im Liebeswahn zwei überspannte Frauenzimmer, die glauben, sich ständig verkleiden zu müssen, um an das Ziel ihrer Wünsche zu gelangen. Die Dueña, die der Komödie Sheridans den Namen gab, angelt sich zielstrebig den reichen Fischhändler, den die beiden höheren Töchter verschmähen. Viele Hindernisse müssen überwunden werden, bevor die jungen Paare im Kloster der lustigen Mönche zusammenfinden.

Der Komponist und dessen zweite Gattin, Mira Mendelsson, dachten an eine romantische Version des Stückes, verzichteten weitgehend auf das groteske Element und verfassten aus der britischen Vorlage ein spritziges Libretto, in dem jede Phrase sitzt. Der Teufel, der sonst in russischen Komödien sein Unwesen treibt, bleibt diesmal außen vor. Musikalisch zeigt sich Prokofjew von seiner besten Seite. Die Gegenwart dankt ihm weltweit mit zwei hervorragenden Inszenierungen. Der Musikfreund ist sich nicht schlüssig, ob er St. Petersburg die Siegespalme überreichen soll oder Glyndebourne zu bevorzugen ist.
Opus: op. 86

Zur Oper:

Art: Oper in vier Akten
Libretto: Sergei Prokofjew und Mira Mendelsson nach dem Stück von Brinsley Sheridan „The Duenna“
Sprache: russisch
Ort: Sevilla
Zeit: 18. Jahrhundert

Personen:

Don Jerome: ein Edelmann aus Sevilla (Charaktertenor)
Luisa: seine Tochter (lyrischer Sopran)
Don Antonio: ihr Freund (lyrischer Tenor)
Don Fernando: Sohn Jeromes (lyrischer Bariton)
Clara d'Almanza: seine Freundin (Mezzosopran)
Margherita: die Dueña (DramatischerAlt / Spielalt)
Isaak Mendoza: Geschäftspartner Jeromes (Charakterbass / Bass buffo)
Don Carlos: ein verarmter Edelmann (Charakterbariton)
Lauretta: Luisas Dienstmädchen (Sopran)
Rosina: Claras Dienstmädchen (Alt)
Weitere: Don Lopez (Freund Ferdinands), Vater Augustin, drei Mönche (Elustaph, Schartres, Benediktin), drei Ganoven (Pablo, Pedro, Miguel), sowie Maskierte und Menschen aus Sevilla

Handlung:

1. Akt: Erstes Bild: DER PLATZ VOR DEM HAUS VON DON JEROME

1
Don Jerome findet es wunderbar, dass es ihm gelungen ist, mit dem Händler Mendoza ins Gespräch zu kommen. Sie wollen sich zusammenschließen, um den gesamten Fischhandel von Sevilla und Umgebung in ihre Hand zu bekommen. Wenn man das gemeinsame Kapital zusammenlegt, alle Kähne in den eigenen Besitz bringt und sämtliche Läden aufkauft, kann die Aktion nur ein positives Resultat erbringen. Phantastisch!

„Schwimme, schwimme Fischlein,
bis du springst ins Netz hinein.“

Aus dem Netz springt der Fisch in den Kahn und aus dem Kahn geht es auf den Markt.

Bankguthaben oder Bargeldbestände hat Don Jerome nur wenig, sein Kapital ist seine Tochter Luisa. Mit Handschlag wird die Abmachung besiegelt, dass Isaak Mendoza Luisa zur Frau bekommen wird. Fette Fische wird man aus dem Guadalquivir fangen und die gefüllten Netze ans Ufer ziehen.

2
Buntes Maskentreiben bevölkert die Szene, denn in Sevilla feiert man den Karneval. Ein stattlicher Mann, der es zu etwa gebracht hat, auch wenn er ein bisschen spinnt, ist für die Tochter besser, als all die Jünglinge, die keinen Heller besitzen. Im Grunde sollte man Mendoza den Rauschebart abschneiden und ihn selbst in den Guadalquivir werfen. Fragt er doch ganz scheinheilig, ob er schon das Vergnügen hatte, seine Tochter zu kennen.

Ach, vor Aufregung wird er um den Verstand kommen, wenn er das verschmitze Feuer in ihren Augen sieht. Wenn sie lächelt, zeigt sich auf den Wangen ein kleines Grübchen und über allem liegt ein zartrosa Hauch. Sie singt wie eine Nachtigall: mal laut, mal leise. Ein Schatz ist die kleine Schelmin und nicht so ein Ding wie seine Fische. Die letzte Bemerkung lässt Mendoza nicht auf sich sitzen. Vielleicht weiß Don Jerome - so wie man ihn in der Oper nennt - oder Don Gerolamo - wie man ihn in der Landessprache kennt - gar nicht, welche Fische es im Guadalquivir gibt. Man nehme die Forelle, lege ein Stückchen davon auf die Zunge. Wirklich, sie schmeckt wie ein Kuss. Pedro soll eine Forelle holen und sie Don Jerome geben, er darf sie mit nach Hause nehmen.

Um nun vom Mittelmeer zu sprechen, mit Langusten wird man selbstverständlich auch Handel treiben. Welch eine Zartheit ist doch diese Meeresfrucht, um die sich ein Panzer legt und wie ein Mieder den Leib einschließt. Pablo wird dem Edelmann eine Languste reichen. Don Jerome soll bitte den Schwanz abbrechen und eine kleine Probe von der Füllung nehmen. Bitte mit den Fingern nicht zu nahe kommen, denn mit der Schere wird sie ihn einklemmen, weil man in Wirklichkeit nie genau weiß, ob das kleine Ungeheuer schon ganz tot ist.

3
Die Warnung kommt zu spät. Auf die erste Bekanntschaft hat sie Don Jerome „die Hand gedrückt“. Bald drücken sich auch die beiden Kaufleute die Hände und verabschieden sich bis zum nächsten Morgen.

Don Ferdinand, der Sohn Don Jeromes, erscheint mit seinem Diener Lopez auf der Bildfläche und äußert sich abfällig über Mendoza. In Wirklichkeit ärgert sich der Jüngling über seine Verlobte Clara, die ihn - wie er behauptet - mitleidlos und unerträglich grausam behandele. Lopez ist verstimmt, weil er immer mitkommen muss, wenn der Verliebte unter ihrem Fenster herumschleicht. Ein halbes Stündchen Schlaf sollte der Herr ihm wenigstens gönnen. Die Launische ist voller Spottlust und immerzu zornig. Sie hat Allüren und eigensinnig ist sie, doch wenn sie lächelt, ist das für ihn eine wunderbare Qual. Wenn er das Mädchen verliert, wird er sterben.

Zu allem Überfluss tritt nun Don Antonio mit seiner Gitarre auf. Er ist der abgelegte Liebhaber von Clara und macht jetzt Ferdinands Schwester den Hof. Antonio und Ferdinand tauschen Bosheiten aus. Dem Bruder missfällt es, dass er Luisa den Hof macht, ist es aber zufrieden, dass er Clara auf diese Weise in Ruhe lässt. Durchaus eine Plattform, auf der man sich arrangieren kann.

4
Nun ist es an der Zeit, dass Antonio mit seiner Gitarre Luisa ein Ständchen klimpert. Sein stimmlicher Schmelz ist hinreißend und lässt keine Wünsche offen. Tatsächlich öffnet Feinsliebchen das Fenster über dem Eingangsportal und lauscht innig der Poesie des Musikanten. Die Verse drehen sich um den Mond, der bald aufgehen wird, um den Schlaf aus ihren müden Augen zu vertreiben. In der Stille der Nacht singt er für sie, weil er sie zärtlich liebt. Die Stunden der Nacht enteilen auf leichten Flügeln, während die Braut Antonios Seele bis auf den Grund mit Wonne füllt.

Drei Masken kommen hinzu und machen sich über den Verehrer lustig. Wahrscheinlich antwortet die Schöne nicht, weil sie an einen anderen denkt. Bevor er zur nächsten Strophe anhebt, muss Antonio die Störenfriede zuerst mit seinem Degen vertreiben, der - wie er behauptet - sehr scharf sei. Ein neuer Erguss von Poesie holt Luisa auf den Balkon, um nun ebenfalls ihre Liebe zu besingen. Sie verspricht, gleich zu kommen, damit sie in der nächtlichen Stille in ihrer gemeinsamen Liebe glücklich sein können. In der Dunkelheit wird der Stern ihrer Liebe erstrahlen und in ganz Sevilla gibt es kein glücklicheres Paar.

5-7
Doch dazu kommt es nicht. Don Jerome erscheint in Morgenmantel und Schlafmütze und Luisa knallt die Balkontür schnell zu. Er fordert den Gitarristen auf, mit dem Katzenjammer aufzuhören oder der Teufel soll ihn holen. Die Masken sind auch wieder zur Stelle. Den schwanzlosen Kater auf zwei Beinen soll man einfangen. Es kommt zu einem kleinen Tumult. Don Jerome fühlt sich mit seiner Tochter überfordert. Respekt und Gehorsam fehlen vollständig, genauso die Achtung vor der elterlichen Gewalt. Eine erwachsene Tochter ist eine schlimme Plage. Seufzen und Weinen, heimliche Briefchen und heimliche Treffen, bringen ihn noch um den Verstand.

Die Masken lassen das Spotten nicht. Man sollte die Unruhestifter im Guadalquivir ersäufen! Ach, sie gehen schon von selbst.

TANZ DER MASKEN

8-9
Wo die Laffen die Weiber nur immer auftreiben. Don Jerome ist außer sich. Als Vater hält er es für besser, Luisa so schnell wie möglich mit Mendoza zu vermählen, bevor ein Jüngling mit Gitarre sie vorher entführt. Jerome denkt nur noch in zwei Kategorien: Fische - Dukaten - Fische - Dukaten!

Sevilla liegt in festem Schlaf. Und auch die Masken begeben sich zur Ruhe.
2. Akt: Zweites Bild: LUISAS ZIMMER IM HAUS IHRES VATERS

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Was meint Njanetschka dazu, wird sie ihren Antonio bekommen? Die Dueña hat keine Zweifel, möglicherweise kann alles sogar sehr schnell gehen. Aber der Vater möchte, dass sie den Fischhändler heiratet. Er hat gesagt, dass er mit seinem Kind kein Wort mehr sprechen wird, bevor es nicht eingewilligt hat. Luisa schüttelt sich vor Widerwillen. Doch so schlimm findet Margherita den Mendoza gar nicht. Wenn Luisa ihn nicht haben will - mit Freuden würde sie seine Señora werden. Sie meint das im Ernst, denn dann wird ihr auch sein gesamter Reichtum gehören. Seine Schätze soll der Teufel holen. Aber nicht doch, die Dueña hat auch Verwertung dafür. Antonio ist nicht reich, das ist wahr, er ist ärmer als eine Kirchenmaus - aber er ist zärtlich und schön. Die Dueña vervollständigt: er ist schön, schwarzhaarig, groß und stark und stattlich. Und Luisa ist so verliebt, dass sie sich nicht vorstellen kann, jemanden noch mehr lieben zu können, als ihn.

Achtung, der Vater kommt! Luisa bittet die Erzieherin, den Liebesbrief, den sie vom allerliebsten Antonio bekommen hat, an sich zu nehmen. Der Vater würde den Verstand verlieren, wenn er das Briefchen in ihren Händen entdeckt. Was würde danach passieren? Er würde die Dueña aus dem Haus jagen. Genau das sei nötig. Geschickt eingefädelt wird die aufkommende kleine Intrige! Wer hatte den Gedanken zuerst?

11
Don Jerome ist missgestimmt. Sein Sohn singt nachts Serenaden und ein anderer Schwachkopf, der hinter seiner Tochter her ist, tut zur selben Zeit das gleiche. Er selbst wird regelmäßig um seinen Schlaf gebracht. Hat Luisa jetzt endlich verstanden: Sie hat den Menschen zu heiraten, den er vorschlägt. „Ach, den Orang-Utan?“

Ferdinand hält zu seiner Schwester. Der Vater sei ein schöngeistiger Kavalier. Würde er mit einem solchen Schwiegersohn überhaupt zurecht kommen? Gern können die Kinder ihre Meinung zum Ausdruck bringen, obwohl Jerome nicht darum gebeten hat. Er sei ein Scheusal, ein Betrüger und im Ort fremd. Hässlich wie der Teufel sei er und alle wissen, dass er seine Kunden betrügt. Verschlagen sei er auch noch. Luisa fügt noch hinzu, dass er den unverzeihlichen Fehler besitze, als Gatte nicht zu gefallen. Doch für Jerome ist nur von Bedeutung, dass seine Tochter haargenau der Vorstellung des Fischhändlers entspricht und diesem gefällt. Doch mit solch einem Mann kann Luisa sich doch nicht auf der Straße zeigen! Luisa bleibt standhaft bei ihrer Weigerung, Mendoza zu ehelichen.

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So zärtlich besorgt ist Luisa also um ihren alten Vater, indem sie seine Wünsche kategorisch missachtet. Luisa erklärt, dass sie ihre Emotionen nicht zwischen zwei Männern gleichen Alters aufteilen kann. Er soll doch um seine Ruhe im Alter etwas mehr besorgt sein. Wenn er sie den ganzen Tag weinen und wehklagen hört, wird es für ihn um einen geruhsamen Lebensabend nicht gut bestellt sein. Hat er kein Mitleid mit dem unglücklichen Schicksal seines Kindes?

Wenn alles Zureden nicht hilft, wird er die Tochter kurz und bündig in ihr Zimmer einsperren. Ferdinand kommt der Schwester zur Hilfe und meint, dass solche Praktiken seit dem zehnten Jahrhundert ausgestorben seien. Sie Tochter kommt so lange hinter Schloss und Riegel, bis sie imstande ist, Mendozas Vorzüge zu würdigen - Don Jerome bekommt einen Energieanfall. Selbst wenn er die Tochter hundert Jahre einschließt, bleibt der von ihm favorisierte Kandidat trotzdem ein Affe.

Wütend verlässt Jerome den Raum und schlägt die Zimmertür hinter sich zu. Er wünscht gute Unterhaltung. Ferdinand nimmt seine Empfehlung wörtlich. Dem Vater habe er noch mitzuteilen, dass die Schwester in jemanden verliebt sei, der ihr hundertmal besser gefalle als Mendoza. Es sei Antonio, der aus einer der ältesten Familien Andalusiens stamme. Die Sippschaft gehöre dem niedrigsten Adel an und habe zudem kein Vermögen. Gut, aus Liebe zur Schwester wird er nichts mehr hinzufügen. Und wie steht es mit der Liebe zum Vater? Ferdinand bittet um die Erlaubnis, schweigen zu dürfen, was ihm gestattet wird. Tatsächlich macht er sich Sorgen, wenn Antonio Luisa verliert, fällt der Schuft wieder über seine Clara her. Aber gibt es für ihn auf der Welt kein Glück ohne Clara?

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Zu einem späteren Zeitpunkt kommt Jerome zurück und findet statt Ferdinand und Luisa nur die Dueña im Zimmer vor. Sie soll den Brief herausgeben und zwar unverzüglich. Margherita tut so, als ob sie sich weigere. Versteht sie kein Spanisch mehr, brüllt Jerome auf sie ein. Die Kante des Briefchens schaut im Winkel von 90 Grad aus ihrem Busenkörbchen hervor und blitzschnell hat sich Don Jerome des Schriftstückes bemächtigt. Er beginnt ihn zu lesen: „Luisa meine Liebste. bla, bla... du göttergleiche Nymphe, bla, bla ... auf ewig dein Antonio.“ Jerome reicht es. Er hat die Dueña angestellt, damit sie die Unschuld seiner Tochter bewacht, aber nicht zur Beförderung von Liebesbriefen. Wie schändlich, anderer Leute Post zu durchsuchen! Das lasterhafte Mundwerk wird er ihr schon stopfen. Sie erlaubt sich zu bemerken, dass es ungehörig sei, fremde Post zu lesen. Wenn es der Dueña im Hause nicht mehr gefällt, hält er sie nicht fest. Sie will sich selbst darin auch nicht festhalten! Man bedankt sich für gegenseitiges Entgegenkommen. Sie möge sich beim Aufbruch ruhig etwas mehr beeilen. Aber sie muss noch ihre Sachen wie Mantilla, Schal und Schleier zusammenraffen. Sie sollte sich die Wangen noch ein bisschen mit Terpentin einreiben!

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Über die Gattin muss Jerome sich nicht mehr ärgern, denn diese liegt schon im Grab. Eine erwachsene Tochter ist schlimmer als alle Plagen, die es gibt. Von Gehorsam und Respekt vor der elterlichen Macht ist nichts mehr zu erkennen. Dem Vater raubt es den Verstand.

Die Person, welche das Haus verlässt, hat sich tief verschleiert. Sie trägt die Textilien der Dueña. Warum weint sie? „Entschuldigungen nützen nichts mehr, Señora, hier geht es lang!“ Mit ausgestrecktem Arm zeigt der Patron ihr den Weg und schimpft noch hinterher, dass er froh sei, die rothaarige Hexe endlich los zu sein. Jetzt muss er nur noch Luisa unbeschadet an Mendoza übergeben.

Die Dueña hat das letzte Wort, bevor der Vorhang schließt. Ihr Zeitvertreib wird es nun für den Rest ihres Lebens sein, sich in Gestik und Garderobe einer feinen Dame zurechtzufinden.

Drittes Bild: AM FISCHMARKT

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Der Chor der Fischhändlerinnen fordert die Marktbesucher auf, ihren Küchenbedarf nur von der Frischware aus den Kähnen von Señor Mendoza zu decken. Die Auswahl ist reichlich. Es sind sogar Fische mit roten Kiemen dabei. Besonders beliebt ist die Forelle. Fast alle kommen aus dem Guadalquivir oder seinen Nebenflüssen. Mendoza freut sich, dass der herrliche Gesang der Fischweiber viele Käufer anlockt. Doch sein alter Freund Don Carlos kann dem Fischhandel nichts abgewinnen. Edelsteine, Schmuck und Waffen sind Dinge, an die man sein Herz hängen kann - Fische dagegen haben ein penetrantes Aroma. Auch wenn er von altem Adel ist, soll Mendoza sich nicht allzu geziert verhalten! Fische bringen Dukaten und deshalb liebt Mendoza den Fisch.

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Clara ist von zu Hause weggelaufen. Hat Rosina eine Empfehlung, was sie jetzt machen soll? Ferdinand kommt als Beschützer nicht mehr infrage, denn er hat sie schwer beleidigt. Kann Rosina sich die Situation vorstellen? Mit einem Nachschlüssel hat er versucht, nachts in ihr Zimmer einzudringen! Clara soll sich nicht aufregen. Schließlich hat ihr der Schlüssel Nutzen gebracht. Ferdinand hat die Kammer geöffnet, in welche die Stiefmutter sie eingesperrt hatte und ihr die Freiheit gegeben.

Luisa weiß ebenfalls nicht, wohin sie ihre Schritte lenken soll. Sie sucht nach Antonio und kann ihn nicht finden. Wieso trägt Luisa eine Verkleidung? Nun, Clara hat sich doch auch verkleidet. Ausgerissen, weggelaufen sind alle beide und keine hat eine Vorstellung, wo sie bleiben soll! Clara könnte doch zu ihrem Bruder Ferdinand gehen. Auf keinen Fall. Er hat sie unsäglich beleidigt. Er hat versucht, gewaltsam in ihre Kammer einzudringen.

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Clara ergießt sich. Ferdinand war ihr das Teuerste, was sie auf Erden hatte. Nach ihm allein hatte sie Sehnsucht. Doch dann ist er gekommen und hat ihr Herz verwirrt. Es war in der Nacht, bevor der Morgen graute. Sevilla wiegte sich im Schlaf. Die böse Stiefmutter hatte ihr das Haus zum Gefängnis gemacht. Die Zeit war ganz einfach reif, sich von allem zu trennen. Plötzlich öffnete sich die Tür. Es war Ferdinand, der hereinkam. Er wollte der Schutzschild ihres Lebens sein und schwor, nur als Freund zu kommen. Vor Unbill und Kränkung versprach er sie zu schützen und zu verteidigen. Er umarmte sie sogar. Wie konnte er sich so dreist benehmen? Ihr Herz flüsterte ihr zu, ihre Liebe nicht zu verheimlichen, doch noch lauter räusperte sich die Stimme der Ehre. Unter Schmerzen wies sie ihm die Tür. Sie benutzte anschließend die geöffnete Tür, um davonzulaufen. Nun ist sie beides los: Den Freund und ihr Obdach.

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Hätte Luisa gewusst, welche Streiche Ferdinand treibt, hätte sie ihn schon längst zu Claras Füßen beordert, damit er um Verzeihung bittet. Was will Clara jetzt machen? Sie ist heimatlos. Nun, die Verzweifelte hat eine Idee. Im Kloster der Heiligen Katharina kennt man ihren Namen. Die Nonnen werden sie dort vor dem Zugriff der Stiefmutter verstecken.

Wie stellt Luisa sich ihre Zukunft vor? Luisa soll sich den Bart, der auf der anderen Straßenseite humpelt, anschauen. Dieser ist ihre Rettung. Wer die Person ist, möchte Clara gern wissen. „Das ist mein Bräutigam!“ tönt es auf Luisas Mund. Ist das Mädchen noch bei Trost? Luisa klärt auf. Der Vater hat sie ihm versprochen, obwohl er sie noch nie gesehen hat. Sie selbst kennt ihn nur durch einen Blick durch das Schlüsselloch.

Luisa hat eine Idee: Nur für einen Tag soll sie ihr ihren Namen und ihre Kleider ausleihen. Sie wird den Bärtigen als Clara d'Amanza begrüßen. Clara braucht keine Angst zu haben. Ihre beste Freundin macht ihr keine Schande. Wenn Clara Ferdinand begegnet, soll sie ihm auf keinen Fall sagen, dass sie im Kloster der Heiligen Katharina Zuflucht gefunden hat. Der Weg führt rechts und dann nochmals rechts. Eine krumme Gasse läuft dann auf ein schiefes Pförtchen zu; in der Nähe befindet sich keine Menschenseele. Clara soll Ferdinand auf keinen Fall ein Wort von der kleinen Pforte sagen. „Kein Wort!“ „Lebe wohl, Luisa!“ Viel Glück!

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Mendoza unterhält sich mit seinem Freund Carlos über seinen Bart. Er beweise Männlichkeit und edle Lebensart. Poetisch sei er auf keinen Fall, tönt das Echo. Carlos soll einmal auf die andere Straßenseite schauen. Ein süßes Frätzchen blickt dauernd zu ihm herüber und senkt nicht einmal die Wimpern. „He, he!“ schallt es zu ihr herüber. Luisa, in der Verkleidung als Clara, ergreift das Wort. Nur der feine Herr allein, sei von ihr auserwählt worden, ihr Großmut zu erweisen. Das Täubchen soll doch zuerst einmal seinen Namen nennen. Sie sei Donna Clara d'Amanza! Das klingt ganz nach Wahrheit, denn am frühen Morgen hat Mendoza von dem alten d'Amanza erfahren, dass die Tochter aus dem Haus gelaufen sei. Luisa bettelt, dass Mendoza seine Ehre und seine Ritterlichkeit einem armen verliebten Mädchen zur Verfügung stellen möge.

Wenn sie an Ehre denkt, so kann er damit dienen, doch was die Liebe anbelangt, hat sie Pech gehabt, denn schon bald wird er eine andere heiraten. Ach, der Caballero soll doch zuerst zu Ende hören, was sie vorzutragen hat. Das erübrigt sich, denn zur Frau kann er sie nicht nehmen. Möglicherweise hat sie einen Bruder oder einen Vetter, der ihm die Kehle durchschneiden wird, argwöhnt Mendoza. Will er ihr wirklich nicht helfen, Antonio d'Erzilla zu finden? Seinetwegen sei sie vom Vater weggelaufen. Was tut ein armes Mädchen nicht alles, wenn es verliebt ist?

Gegenteilig verhält sich seine Vermutung, selbst der Erwählte zu sein. Die kleine Ausreißerin sollte man am Kragen packen und zum Vater zurückbringen! Die Gemaßregelte jammert, dass ein solches Benehmen einem Ritter nicht anstünde. Don Carlos ist die Situation peinlich, weil die Bevölkerung offenbar nicht in der Lage ist, einen Ritter von einem Fischhändler zu unterscheiden. Ist der spanische Hochadel so tief gesunken? „Am Kragen gefasst und dann ab nach Hause zum Vater.“ Mendoza hat seine Prinzipien, auch wenn er nicht von Adel ist.

Doch dann kommt ihm ein Gedanke. Halbwegs hatte er vordem mitbekommen, dass Antonio d'Erzilla hinter Luisa her ist. Wenn man die kleine Schlampe dem Antonio an den Hals hängt, lässt dieser vielleicht von Luisa ab. Ist es nicht ein fein gesponnener Gedanke. Die Ausführung überlässt Mendoza großzügig seinem Freund Carlos. Kann die um Hilfe Flehende dem fremden Herrn auch vertrauen? Sie soll sich auf ihn wie auf einen Felsen stützen. Luisa ist von der Festigkeit des Felsens nicht restlos überzeugt. Gut, dann wird Mendoza sie dem edlen Antonio selbst zuführen.

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Carlos ist nicht einverstanden, dass er einfach abserviert werden soll, nachdem ihm zuerst der Mund wässerig gemacht wurde. Für ihn gäbe es kein größeres Glück, betont er, als der Señora zu dienen. Er sei ein alter Träumer und sein Herz wurde schon früh verwundet. Niemals könnte er ein unschuldiges Mädchen betrügen. In der Jugend sind die Menschen auf Verrat und böse Täuschung aus. Doch in der vorgerückten Generation trifft man nur auf Freunde.

Luisa lauscht dem Chor der Fischhändlerinnen und achtet auf den Refrain, der empfiehlt, dass die Leute nur von den Kähnen Mendozas kaufen sollen. Luisa tut so, als ob sie nicht in Einklang bringen könne, dass ein Ritter mit Fisch handelt.

Viertes Bild: BEI DON JEROME

22
Mendoza möchte Luisa seine Aufwartung machen und spricht bei seinem Geschäftspartner vor. Jerome weiß sich vor Schadenfreude nicht zu lassen, als Mendoza ihm berichtet, dass Clara direkt unter der väterlichen Nase aus dem Elternhaus entwischt ist. Der alte Einfaltspinsel d'Almanza hat nichts besseres verdient!

Lauretta soll Luisa herbitten, weil Señor Mendoza voller Ehrerbietung ihrer harrt. Der Bräutigam wird überrascht sein. Das schelmische Feuer in ihren Augen hat sie vom Vater geerbt. Hinzu addiert sich noch das kleine Grübchen in der Wange. Gleich wird sie hier sein! Irrtum, Luisa kommt nicht. Hat sie Allüren? Nein, Luisa möchte sich für den Gast ganz besonders fein zurecht machen. Aber den Vater will sie bei dem Stelldichein nicht sehen! Gut, dann wird der Vater nachgeben und sich entfernen, wenn auch widerwillig.

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Wer kommt, ist natürlich nicht Luisa, sondern die als Luisa maskierte Dueña. Sie hat sich in ihre Mantilla fest eingewickelt, so dass von Grübchen und schelmischem Feuer nichts zu erkennen ist. Dafür verheißt der machtvolle Hüftschwung dramatisches Feuer. Mendoza fragt nach, ob er ihr Grübchen sehen darf. Die Dueña ist einiges gewohnt, aber so direkt ist ihr noch kein Freier gekommen. Ist dem Herrn vielleicht nicht ganz wohl?

In der Tat fühlt er sich unwohl, denn er hatte sich die Braut etwas zierlicher vorgestellt. Auf die vom Vater, diesem Schwachkopf, abgelieferte Beschreibung passt die Erscheinung nun gar nicht. Doch Margherita versteht es, die Situation zu retten, und erklärt, dass sie von seinem Anblick angenehm überrascht sei. Schon immer hat sie von einem Mann mit Bart geträumt. Nun ist Isaak versöhnt. Sie sei zwar keine Schönheit, tönt es von ihm, aber sie spreche klug! „Wie bitte?“ Isaak hat gemeint, wer ihre Intelligenz nicht schätze, sei ein Dummkopf. Wenn man ihr Äußeres in Dukaten aufwiegt, sei die Ausbeute ganz schön fett. Das hört sich schon besser an! Sie singe auch nicht schlecht, aber ihre Nachtigallenstimme darf nur er hören!

24
„Wenn um ein junges Mädchen, ein ganz und gar unschuldiges junges Mädchen, das erste Mal ein Bursche sich bemüht und zarten Unsinn redet, so muss man sehen, wie sie errötet; wie sie die Äuglein senkt und verlegen am Ende ihres Schals zupft.“ Das gehe ein halbes Jahr noch so, doch dann erwache die Koketterie.

Nun schlägt Mendoza vor, dass man gemeinsam dem Vater aus Dankbarkeit zu Füßen fällt. „Ach bitte, nein!“ Das unschuldige Mägdelein möchte aus dem Haus entführt werden. Danach wird sie ganz seine Frau sein. Entführungen sind sehr romantisch. Sie sieht dem Señor an, dass er es sich überlegt hat. Er habe mit solchen Manövern keine Übung. Die Señora muss doch sehr bitten! Heute Abend wird sie in den Garten gehen. In einer Ecke gibt es ein ganz kleines Pförtchen. Hier wird sie ihn erwarten. Er soll eine Kutsche dabei haben und ein feuriges Ross davor spannen. Mit wehendem Bart fliehen sie dann durch die Straßen Sevillas.

Jetzt muss sie gehen, denn sie hört den Vater kommen!

25
Don Jerome hat es nicht länger ausgehalten, vom Ort des Geschehens ausgesperrt zu sein. Er erscheint mit einer Flasche Champagner, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Mendoza hat Erfreuliches zu berichten: „Es ging alles wie im Galopp!“
3. Akt: Fünftes Bild: BEI MENDOZA

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In Claras Kostümierung wartet Luisa im Hause Mendozas sehnsüchtig auf ihren Antonio. So gut es geht, versucht Don Carlos, ihr die Zeit zu vertreiben. Die Ausreißerin macht sich ihre eigene Situation klar: Sie wird von dem versteckt, vor dem sie sich verbergen will, und er führt ihr den zu, den er am liebsten fortschicken würde. Don Carlos soll doch bitte der Zeit befehlen, schneller zu vergehen, wenn er ein Kavalier ist! Die Zeit vergeht schneller als sie soll und lässt Strähnen weißer Haare zurück, antwortet Carlos aus Erfahrung.

27-28
Antonio kommt die Situation nicht geheuer vor. Er kann nicht glauben, dass Clara, mit der er einst eine Beziehung hatte, nach ihm schickt. Doch Mendoza verspricht ihm, dass er gleich sehen werde, dass es sich so verhalte. Auch Carlos bestätigt, dass die Dame anwesend sei. Antonio reimt sich die Situation nun so zusammen, dass Clara von ihm wünscht, sie zu Ferdinand zu führen.

Mendoza möchte ein bisschen durch das Schlüsselloch schauen, um zu sehen, in welcher Weise der Ankömmling der Señora begegnet, doch weil sich das nicht schickt, versucht Carlos vergeblich, ihn davon abzubringen. Mendoza ist unablässig am Kichern und berichtet, dass die beiden Händchen halten, lachen und „schmatz, schmatz“ machen. Seine Erziehung gebietet Carlos, sich zu entrüsten, andererseits ist er begierig, die Einzelheiten des verliebten Beisammenseins zu erfahren.
Er soll doch endlich das Zürnen lassen und begreifen, dass die Liebe ohne Schelmerei nicht auskommt.

29
Später bietet sich Mendoza Gelegenheit, seiner Besucherin zu erzählen, dass er am Abend seine Luisa mit einer Pferdekutsche entführen wird. Ist er nicht ein schlauer Bursche? An der kleinen Pforte im Garten Don Jeromes wird sie auf ihn warten. In stürmischer Fahrt wird es dann durch Sevilla gehen. Der rote Schal und der schwarze Bart werden gemeinsam im Winde flattern. „Ei, ei, ei!“ „ So, so, so!“ Die Abenddämmerung senkt sich über Sevilla.

30
Antonio und Luisa können ihr Glück noch nicht fassen. Aus dunklen Wolken kommt plötzlich die Sonne hervor. Weder Türschlösser noch ein streitsüchtiger Vater kommt gegen die Liebe an. Niemand wird ihnen ihr Glück mehr entreißen. Don Carlos beklagt seine verlorene Jugend, während Mendoza sich wie eine Lawine, die hundertjährige Tannen zu Boden reißt, seinen Weg bahnen will, wenn er die Braut entführt.

Sechstes Bild: IM HAUSE DON JEROMES

31-32
Im Hause Don Jeromes wird die Hausmusik gepflegt. Der Hausherr selbst spielt Klarinette und der Diener Sancho bedient die große Trommel. Der Donnergott soll endlich mit Lärmen aufhören! Don Carlos erscheint, entbietet seinen respektvollen Gruß und hat eine Botschaft zu übergeben. In dem Brief wird um den väterlichen Segen gebeten, unterzeichnet ist mit „Euer ergebener Sklave!“ Das kann nur der Trottel von Mendoza sein.

33-34
Es kommt noch ein Brief, überbracht durch einen schmuddeligen Jungen. Das Töchterchen schreibt, dass es nicht weiß, mit welchen Worten es um Verzeihung bitten soll. Luisa sei bei einem Menschen untergekommen, der sie vergöttere. Freundchen Mendoza gibt sich also mächtig Mühe! Zum Schluss fleht sie den Vater an, seine Zustimmung zur kirchlichen Trauung zu geben, damit sie zu seinen Füßen glücklich sein darf. Die Antwort an die zärtlich liebende Tochter mit der Zustimmung vom Vater ist schnell aufgesetzt. Der Schmutzfink soll aufpassen, dass er den Brief nicht verliert. Lopez erhält Weisung, für den Abend eine Gästeliste zusammenzustellen. Aufgetragen werden Fasan und Forelle und aus dem Weinkeller wird ein alter Wein hervorgeholt.

Siebtes Bild: IM GARTEN EINES NONNENKLOSTERS

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Luisa ist bei Clara zu Besuch und findet sie in Nonnentracht vor. Die Bedrückte lustwandelt im Klostergarten, den sie als Gefängnis der Heiligen und Grab der Liebe ansieht. Allerdings ist die Verkleidung nur für einen Tag geplant. Sie hofft, dass Ferdinand, der sie so sehr beleidigt hat, sich aus besinnungsloser Liebe hierher verirren wird. Selbstverständlich werden ihre Augen ihm die Verzeihung nicht verweigern, nachdem sie ihm seine dummen Streiche vorgehalten hat.

36
Statt Ferdinand kommt Antonio, dem Luisa mitteilt, dass die schriftliche Zustimmung zur Hochzeit vom Vater soeben eingetroffen ist. Luisa liest ihm den Brief vor: „Ich wünsche Glück, geliebte Tochter, heirate den, mit dem du fortgelaufen bist. Ich segne euch beide und erwarte euch zum festlichen Diner. Dein zärtlicher Vater.“ Macht Luisa Scherze? Egal, wenn der Vater den Segen gegeben hat, dann wollen sie keine Zeit verlieren und flugs vor den Altar treten, bevor er es sich anders überlegt. Sollte man sich nicht zuerst vor dem Vater verneigen? O nein, zuerst geht es vor den Altar und dann zum Vater! Das ist sicherer. Beide können es nicht erwarten, ihre Seelen formell miteinander zu vereinen. Auf leichten Flügeln werden die Stunden dahin gleiten. Beide stimmen überein, dass ihre Seele von der grenzenlosen Zuneigung zum Partner bis zum Rand erfüllt ist.

37
Ein bisschen Angst hat Clara doch, dass sie hier im Kostergarten das Ende ihrer Tage erleben könnte. Unterhaltung und Abwechslung gibt es hier nicht, denn die Nonnen haben das Schweigegelübde abgelegt. Sollte Ferdinand wirklich nicht kommen? Was ist aus seiner großen Liebe geworden? Keine Sorge, Clara! Ferdinand ist schon zur Stelle, erkennt sie in ihrer Nonnentracht aber nicht. Die reine Büßerin soll ihm bitte sagen, wer das Paar ist, welches er soeben gesehen hat. War das nicht sein Freund Antonio? Gewiss doch und in seiner Begleitung befand sich Donna Clara d'Almanza! Ferdinand läuft ihnen eilig nach.

Also, doch! Eifersüchtig ist er! Bei Clara schwinden nun alle Vorbehalte und ihre ganze Liebe kommt zum Durchbruch. Es darf nicht sein, dass ihre Freundin Luisa mit dem Liebsten einher stolziert und sie selbst leer ausgeht. Bedauern lassen möchte sie sich nicht! Ein Brautkranz wird auch sie mit Ferdinand vereinen.
4. Akt: Achtes Bild: IM MÖNCHSKLOSTER

38-39
Elustaph, Schartres und Benediktin sind drei Mönche, die dem Alkohol mehr zugetan sind, als es der Gesundheit gut tut, vor allem der Geist hat arg gelitten. Der Erstgenannte spricht von einem wohltuenden roten Strahl, aus dem man schließen kann, dass gegorener Rebensaft die drei in den Zustand versetzt, der ihnen die Vorstellung gibt, alles würde sich im Kreise drehen.

„Dreh dich, dreh dich, fröhliche Welt! Du Sonne aller Sonnen sendest uns deine Strahlen direkt in die Kehle“ dröhnen die drei. Sie selbst drehen sich wie die Planeten - und überhaupt: alles dreht sich im Kreis. Die fröhliche Welt dreht sich!

Sie heben die Flasche, der eine trinkt auf die schöne Nonne aus dem Kloster der Heiligen Ursula und der andere auf die Schwarzäugige aus dem Kloster der Heiligen Katharina. Danach streiten sich die Brüder, ob die erst gestern Eingetretenen nun schwarzäugig oder blauäugig sind. Vater Augustin hat eine gute Nachricht. Der krumme Sargmacher ist aus dem Leben geschieden und hat dem Kloster hundert Dukaten hinterlassen, damit es für den Frieden seiner Seele beten möge. Um auf die Gesundheit zu trinken, ist es leider zu spät. Statt dessen wünschen die Mönche ihm, dass er es im Jenseits besser habe als auf der Erde. Er war ein guter Sargmacher!

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Zwei Besucher haben sich angekündigt, trauen sich aber nicht, ihr Anliegen vorzubringen. Damit die Ankömmlinge von den Klosterbrüdern einen guten Eindruck bekommen, wird nicht mehr von drehenden Planeten, sondern vom Fasten und von der Enthaltsamkeit gesungen. Alles Irdische sei ihnen fremd; ihren sündigen Leib wollen sie in der Erde begraben. Ein wenig wird die Tür geöffnet, damit die frommen Psalmen an die Ohren der reichen Klienten dringen können, die an der Pforte geläutet haben. Es sind Antonio und Mendoza, die noch rätseln, in welcher Haltung sie ihre Sache vortragen wollen, und sich schließlich als arme Verliebte, aber gut betucht, vorstellen. Vom heiligen Vater Augustin hinge ihr Glück ab, denn er sähe genau so aus, wie der heilige Hieronymus. Was kann der derart untertänig Angeredete für die beiden armen Büßer tun? Nun, sie möchten vermählt werden mit den Frauen, die sie lieben. Mendoza versucht zu schmeicheln, wählt aber die falschen Worte. Einem Klostervorsteher sollte man nicht erzählen, dass er frisch und rosig aussehe und gut im Saft stünde. Vater Augustin will kein Wort mehr hören! Mit welchen fleischlichen Gedanken sind die beiden hier eingedrungen? Die Insassen seien Mönche und nicht von dieser Welt. Die Zeit verbringen sie, indem sie Psalmen singen, um den Allerhöchsten zu preisen. Wenn sein Gesicht rot wirkt, liegt das daran, dass er wegen der sündigen Welt ständig erröten muss. Elustaph meint, dass die Nase des Abtes am rotesten sei. Das kommt daher, entgegnet der Abt, weil allzu oft direkt unter seiner Nase gesündigt wurde. Mendoza kommt nun zur Sache. Er bietet einhundert Flaschen mit vorzüglichem Inhalt, wenn der Abt ihn und Antonio vermählen würde. Nun gut! Wo sind die Damen?

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Luisa kann Antonio noch rechtzeitig zuflüstern, dass er sich vorsehen soll, denn Ferdinand sei im Anmarsch. Er sei in Hitze und habe seinen Degen dabei. Antonio und Ferdinand haben tatsächlich erheblichen Klärungsbedarf miteinander, doch mit Hilfe der beiden Mädchen klärt sich bald alles auf. Es ist schmählich, wenn ein Liebender seine eigene Liebste nicht mehr erkennt! Vater Augustin argwöhnt einen Raubüberfall auf das heilige Kloster, denn unter den Verliebten geht es turbulent zu. Um drei Kavaliere zufrieden zu stellen, fehlt eine Dame! Ferdinand lässt noch einen Geldbeutel zu Boden gleiten, damit auch ihm die Gnade des Himmels zuteil wird.

Nun will Vater Augustin nur noch wissen, wer wen nun heiratet. Er hat das Gefühl, dass hierüber noch keine Klarheit herrscht. Ferdinand zeigt auf Clara und Antonio auf Luisa. Vater Augustin segnet die Paare in Demut und Liebe. Jetzt sollen sie der Weisheit der Zehn Gebote lauschen, von denen drei besonders wichtig sind: Gold sollen sie nicht begehren, nicht fremde Frauen verehren und keinen Wein trinken. Die Trauzeugen Elustaph, Schartres und Benediktin kennen sich aus. Das war „Die Hochzeit im Kloster“.

Neuntes Bild: SAAL IM HAUSE DON JEROMES

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Don Jerome versteht gar nichts mehr. Die ersten Gäste treffen ein, aber die Vermählten sind nicht zur Stelle. Ferdinand ist ebenfalls nicht in Sicht, seit dem frühen Morgen ist er abgängig. Den Ankommenden soll vorab schon einmal Wein vorgesetzt werden, die Musiker mögen sich bereit halten. Mit dem Lieblingsmenuett des Hausherrn kann begonnen werden.

Schließlich taucht Mendoza auf. Aber wo ist Luisa? Sie stehe hinter der Tür und traut sich nicht, einzutreten. Mendoza mahnt, dass Jerome sein Wort halten und seinen Segen geben möge. Er schiebt ihm die Vollschlanke einfach zu, damit er auch sie umarmen möge. Don Jerome schreit um Hilfe und ringt nach Luft. Mit einem fetten Schmatz schließt die Dueña ihm den Mund. Ach, ist das ein Spaß, der Hausherr umarmt die Njanja. Don Jerome hat eine Mätresse! Auf Zehenspitzen geht Lopez ab und erzählt es den anderen. Mendoza hat noch nicht begriffen: zuerst verzeiht er ihnen und dann führt der Schwiegervater ein Drama auf. Ein seltsamer Kauz, der Herr Papa!

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Antonio und Luisa - die Letztere noch immer in Verkleidung - kommen herein und fallen vor dem Papa auf die Knie. Wer sind die beiden? Antonio erklärt, dass er der Gatte der geliebten heißbegehrten Dame sei. Mendoza bestätigt es, weil er es selbst geregelt habe. Lopez meldet neuen Besuch: Don Juan und Don Quichotte gäben sich die Ehre. Don Jerome braucht jetzt einen Moment der Ruhe. Lopez soll den Herrschaften Madeira servieren. Die echte Luisa zeigt den Brief vor, in welchem der Vater sein Einverständnis zur Hochzeit gegeben hat. Wem hat der Dummkopf Mendoza sein Jawort gegeben? Natürlich seiner Tochter, die er von ganzem Herzen liebt. Versteht der „Sohn der Fische“ nicht, dass die Erwähnte nicht seine Tochter, sondern seine Haushälterin ist?

Nun ist es Mendoza, der nach Luft ringt, und kündet den Anwesenden lautstark von Betrug. Wo sieht der liebe Gatte einen Betrug? Hat er sie nicht selbst entführt und ist er nicht mit ihr in einer Kutsche durch Sevilla gefahren? Er hat sie zum Altar geleitet und jetzt ist sie seine Frau und damit basta! Lopez kündet drei Karossen voller Gäste an. Don Jerome ist im Kopf ganz schwindelig. Lopez soll den Ankommenden auch Madeira vorsetzen.

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Don Jerome hat seine Fassung noch nicht zurückgewonnen, als Ferdinand in weiblicher Begleitung auftaucht. Was will er mit der Nonne? Er sei ihr Ehemann, erklärt Ferdinand dem Verblüfften.

Mendoza ist inzwischen auf Tuchfühlung näher gerückt und unternimmt einen letzten Klärungsversuch. Ist sie wirklich nur die Njanja und nicht die Tochter? Sie war eine Njanja und ist es jetzt nicht mehr. Jetzt ist sie Señora Mendoza und nur so möchte sie angeredet werden. Er wird sie schon noch vertreiben, sie soll es abwarten! Ach, der liebe Gatte soll sich doch nicht aufregen! Rührend, wie Margherita dem Enteilenden nachläuft und ewige Treue verspricht. Eigentlich kann Mendoza nichts besseres passieren, als eine Gefährtin zu bekommen, die ihm sein Vermögen zusammenhält, wenn sie dem Lebenslustigen ausreichend Auslauf lässt.

Clara hat den Nonnenumhang abgeworfen und Don Jerome erkennt die Tochter seines Erzfeindes d'Almanza. Die beiden Kinder kreischen nach dem Segen des Vaters. Don Jerome hat nach all den Ungereimtheiten nicht mehr die Kraft, das Erbetene zu verweigern. Klug ist der Vater, der seine Kinder versteht.

Nachdem alle Verwicklungen und Schelmereinen sich neutralisiert haben und nichts mehr zu sagen übrigbleibt, zieht die lustige Hochzeitsgesellschaft ins überschäumende Finale.
Letzte Änderung am 26. Dezember 2016
Beitrag von Engelbert Hellen

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