Shigeaki Saegusa (geb. 1942)

Chushingura

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Chushingura
Entstehungszeit: 1997
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 190 Minuten

Zur Oper:

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Shimada Masahiko
Sprache: japanisch
Ort: Japan
Zeit: zu Beginn des 18. Jahrhunderts

Personen:

Okano Kinémon: ein Krieger (Tenor)
Otsuya: seine Geliebte (Sopran)
Hashimoto Heizaemon: ein Samurai (Tenor)
Ayaginu: seine Geliebte, eine Prostituierte (Sopran)
Kira Kozukenosuke: Zeremonienmeister (Tenor)
Yugiri: eine Kurtisane (Mezzosopran)
Oishi Kuranosuke: Anführer (Bariton)
Oishi Chikara: ein Gishi (Mezzosopran)
Kanzaki Yogoro: ein Samurai (Bariton)
Horibe Yasubei: ein Gishi (Bariton)
Weitere: Hokan - ein Narr (Tenor), Mistress (Mezzosopran)

Handlung:

Prolog: Das Volk hat aus seiner Mitte einen Fürsprecher gewählt, der die Geister der verstorbenen Samurai bitten soll, für immer in ihrer Mitte zu bleiben. Solche, die schon mehrere Leben hinter sich gebracht haben, sollen wiederkommen und ihr Leben noch einmal leben. Aus der Nachwelt, in der es weder Anfang noch Ende gibt, tönt ihr schwacher Schrei von Sieg, von Wut, von Sorge und Kummer - er wird übertönt von Geräuschen dieser Welt.
1. Akt: 1. Szene (1703):

Einen Podest für einen rituellen Suizid (Supukku) hat man im Garten der Residenz von Matsudaira errichtet. Siebendundvierzig Gishis haben sich das traditionelle weiße Gewand über die Schulter geworfen und sind bereit, sich den Tod zu geben. Der Anlass ist eine Ehrenbezeugung für einen, den sie über die Maßen liebten, ihnen aber im Tod vorausgegangen ist. Ihr Ehrenkodex sagt ihnen, dass es ein Auftrag ist, wie vorgesehen zu handeln. Einen nach dem anderen wird man aufrufen, seinem Leben nach traditionellen Regeln ein Ende zu setzen.

Als erstes wird der junge Oishi Chikara aufgerufen, gefolgt von Okano Kinémon; danach ist Horibe Yasubei an der Reihe. Seine Geliebte Otsuya darf Okano auf seinem letzten Gang begleiten. Sie geht schwanger mit einem Baby. Bevor Okano zur Plattform gerufen wird, treffen sich noch einmal ihre Augen und sie wechseln leidenschaftliche Worte unsterblicher Liebe miteinander. Sein Vorgänger hat seine Prozedur abgeschlossen und sein Geist ist davon geflogen.

2. Szene (1701 in Edo):

Zwei Jahre zuvor, im Dezember 1701, waren die Gishis, welche in der Festung Ako lebten, durch einen Vorfall in Aufregung versetzt worden, den am vorangegangenen Tag ihr Vorgesetzter, Herr Asano Takuni-no-Kami, in der Festung des Shoguns von Edo ausgelöst hatte.

In Protokollfragen hatte ihn der Zeremonienmeister Kira Kozukenosuke vorsätzlich falsch belehrt und Asano hatte ihm ein bisschen das Gesicht gekitzelt. Der Vorfall wurde dem Shogun hinterbracht und für Kira war es ein Vergnügen, seine Version des Vorfalls zu Protokoll zu geben. Er stellte Asano als Landtöpel hin und schalt ihn einen Samurai-Karpfen. Der Gedemütigte ließ sich die Beleidigung nicht gefallen und verletzte seinen Beleidiger, wenn auch nur geringfügig, mit seiner Waffe.

Nach dem Gesetzt war das Ziehen einer Waffe in der kaiserlichen Residenz bei Todesstrafe verboten. Folglich bekam Asano die förmliche Aufforderung, Seppuku zu begehen. Nun hatten die Gishis niemanden mehr, der ihre Dienste vermittelte und ihren Unterhalt finanzierte - sie waren herrenlos.

Ein Bote von Edo erschien in der Festung Ako, um die Gishis zu informieren, dass der Shogun darauf bestehe, dass sie die Festung sofort verlassen müssen. Außerdem führte er aus, dass Kira Kozukenosuke für seine missliebige Aktion keine Bestrafung erhalte. Der Samurai-Chor drückt Frustration, Enttäuschung und Ärger aus. Kuranosuke signalisiere, dass die Gishis drei Optionen haben, Kira zu töten und als Folgereaktion selbst den rituellen Selbstmord zu begehen. Die letzte Variante wäre ganz einfach, dem Befehl des Shogun zu folgen, das Schloss zu verlassen, um sich in alle Winde zu zerstreuen. Er rät, ihm zu vertrauen und den Weg nach vorn zu wählen.
2. Akt: 1. Szene:

Kira Kozukenosuke hat im Frühjahr 1702 das Bordellviertel von Kyoto aufgesucht und amüsiert sich dort mit der Kurtisane Yugiri. Seine Überheblichkeit wird von einem anderen Samurai-Krieger missbilligt. Hashimoto zieht sein Schwert gegen ihn und bringt ihn in Bedrängnis. Der Palastbeamte weiß, dass sie von einem Spion beobachtet werden, der dem Shogun über alles Bericht erstatten wird. In der Residenz befürchtet man zudem einen Racheakt der Gishis. Kozukenosuke verhält sich angepasst und verkündet seinem Angreifer lautstark, dass er der Rache abschwören werde, um sein Leben ausschließlich dem Vergnügen zu widmen. Mit dieser Reaktion möchte er vorgespiegelte Harmlosigkeit unterstreichen.

2. Szene:

Nachdem Okano Kinémon seine Lebensgrundlage als Samurai verloren hat, übt er die Funktion eines Reishändlers aus. In Liebe verbunden ist er mit Otsuya, deren Vater als Baumeister in der kaiserlichen Residenz beschäftigt ist. Der Vertrauensmann verwaltet die Konstruktionspläne, zu denen auch die Wohnfläche von Kira Kozukenosuke gehört. Zu Spionagezwecken möchte Okano an diese Papiere gelangen.

Die Liebe zwischen Okano und Otsuya ist von emotionalen Konflikten geprägt, denn Otsuya weiß, das Okano als Samurai einst ein anderes Leben führte. Als loyaler Gefolgsmann seiner Kameraden ist er nun auf Rache gebogen, obwohl diese Haltung seinem wahren Wesen nicht entspricht. Die Schlacht wütet in den Herzen der Liebenden und findet eine Entsprechung in einem funkelnden Feuerwerk, welches am Horizont von Edo explodiert und die Szenerie beleuchtet. Kanzaki Yogoro, ein anderer Samurai, observiert das Liebespaar aus der Menge heraus schon den ganzen Abend.

3. Szene:

Der Konflikt, den Hashimoto Heizaemon und Ayaginu miteinander austragen, ist anders gelagert. Das Mädchen hat im Vergnügungsviertel von Kyoto eine Anstellung als Prostituierte und kann über ihren Körper nicht mehrt selbst bestimmen. Hashimoto hat nicht die nötigen Barmittel, um die Geliebte auszulösen. Sie ist eine Gefangene ihrer Situation und hat keine Vorstellung davon, wie lange sie die seelische Belastung noch durchhält. Zudem ahnt sie, dass Hashimoto ein ehrenvoller Suizid als Samurai vorbestimmt ist.

4. Szene:

Okano und Otsuya besitzen ein gemeinsames Appartement in der Unterstadt von Edo. Sie erhalten Besuch von Kanzaki Yogoro, der von Okano herausfinden möchte, ob Otsuyas Vater die Baupläne von Kozukenosukes Liegenschaft herausgerückt hat. Der Vater will die Papiere aber nicht aus der Hand geben, weil sie zu wertvoll seien.

Kanzaki sieht die Möglichkeit, dass er die Entwürfe aushändigen würde, wenn ein Samurai bereit wäre, die Tochter eines Tischlers zu heiraten. Otsuya ist von dem Gedanken entzückt und verspricht, ihren Vater zu fragen, doch Okano wird sich seiner egoistischen Motive bewusst und spürt, dass er Schuld auf sich lädt. Doch Otsuya neutralisiert das Problem, indem sie erklärt, dass sie ihren Reishändler genau so liebt, als wenn er ein Samurai wäre.

Okano verspricht seinem Mädchen, dass er es heiraten wird, sobald der nächste Schnee fällt. Doch in seinem Herzen weiß er bereits, dass er sie unweigerlich vorher verlassen muss. Dieser Herbst wird der letzte sein - für immer.
3. Akt: 1. Szene:

Es ist Winter und es schneit. Okano verlässt sein Haus, um die anderen Samurai zu treffen. Otsuya erinnert ihn noch einmal an das Versprechen ihrer Hochzeit, denn sie erwarte ein Baby. Okano kann es nicht über sich bringen, ihr von den Racheplänen gegen Kozukenosuke zu erzählen. Er nimmt sich vor, es zu verschieben. Zu dem Treffen geht er in tiefer Schwermut.

2. Szene:

Die Lage von Ayaginu und Hashimoto ist verzweifelt. Sie hat versucht, das kostbare Familienschwert zu verkaufen, aber der Ertrag reicht nicht, um sie auszulösen. Hashimoto erklärt ihr, dass für ihn die Zeit gekommen sei, die Erde zu verlassen. Eine Hochzeit mit ihr in dieser Welt sei unmöglich. Dann soll er sie töten, damit sie in der Nachwelt miteinander verbunden seien. Hashimoto erklärt, dass er einstweilen noch leben muss, um Rache auszutragen wie ein echter Samurai. Wenn er sie dagegen tötet, ist er an die Verpflichtung gebunden, sich selbst genau so zu töten. In ihrer Hysterie droht Ayaginu, seinen Racheplan zu verraten und ihn von der Spitze des Daches in alle Welt hinauszuschreien. Nun hat er keine andere Wahl mehr. Hashimoto nimmt seinen Dolch und stößt ihn ihr in ihren Nacken. Endlich ist sie glücklich.

Er entschließt sich, einen Brief an seine Gefährten zu verfassen, in dem er erklärt, dass er genötigt war, sich gegen die Abmachung zu wenden. Er sterbe aus Liebe und bedauere unendlich, nicht mehr dabei sein zu können. Dann nimmt er sein Schwert und beendet sein Leben, nachdem er seinen Namen von der Liste gestrichen hat.

3. Szene:

An der Ryogoko-Brücke beginnt es zu schneien. Erregung erfüllt die Versammelten.

Oishi Chikara kündigt den Angriff auf Kiras Grundstück an und die Suche nach ihm beginnt. Schon bald ist er gefunden. Er weigert sich, das eigene Leben beenden und deshalb wird Oishi Kuranosuke aufgefordert, ihn zu erstechen. Danach fallen alle Gishis über ihn her, attackieren ihn, um ihn schließlich zu köpfen.

Ihre Mission war erfolgreich, doch das wahre Glücksgefühl will sich nicht einstellen. Eine fremde triviale Leere erfüllt alle Beteiligten und man begreift die Sinnlosigkeit der Aktion. Okano und Otsuya singen von dem tragischen Schicksal der Liebenden, die genötigt sind, in unterschiedlichen Welten getrennt zu leben - im Diesseits und im Jenseits.

Vereint marschieren die Gishis zum Tempel ihres toten Herrn. Der Chor singt von der tapferen Art und ihrer unbeugsamen Loyalität.

„The night is clear,
the snow and blades of ice fall.
The plan that seemed so shallow
finally became a reality,
spurred on by the retainers' loyalty
and passion for revenge.
With this comes the end
of Kira Kozukenosuke,
a brave decision from Oishi Kuranosuke.
It set the masterless samurai
against the Shogun, against the dog-loving ruler's regime,
and plunged our world into turmoil.
They have completed their mission.
They're standing tall again,
and their names will go down
in history forever.”

Die Geschichtenerzähler berichten, dass die Samurai heute noch lebendig sind und wir ihre Seelen in dieser Welt verankern müssen.
Letzte Änderung am 6. April 2012
Beitrag von Engelbert Hellen

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