Franz Schubert (1797-1828)
Selig durch die Liebe
Allgemeine Angaben zum Werk:
Titel: | Selig durch die Liebe |
Besetzung: | 3 Singstimmen |
Opus: | D 55 |
Text:
Textdichter: | Friedrich Schiller (1759-1805) |
Sprache: | deutsch |
Liedtext: | Selig durch die Liebe Götter - durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer - die Erde Zu dem Himmelreich. Einstens hinter Pyrrhas Rücken, Stimmen Dichter ein, Sprang die Welt aus Felsenstücken, Menschen aus dem Stein. Stein und Felsen ihre Herzen, Ihre Seelen Nacht, Von des Himmels Flammenkerzen Nie in Glut gefacht. Noch mit sanften Rosenketten Banden junge Amoretten Ihre Seelen nie - Noch mit Liedern ihren Busen Huben nicht die weichen Musen, Nie mit Saitenharmonie. Ach! noch wanden keine Kränze Liebende sich um! Traurig flüchteten die Lenze Nach Elysium. Ungegrüßet stieg Aurora Aus dem Schoß des Meers, Ungegrüßet sank die Sonne In den Schoß des Meers. Wild umirrten sie die Haine Unter Lunas Nebelscheine, Trugen eisern Joch. Sehnend an der Sternenbühne Suchte die geheime Träne Keine Götter noch. Und sieh! der blauen Flut entquillt Die Himmelstochter sanft und mild, Getragen von Najaden Zu trunkenen Gestaden. Ein jugendlicher Maienschwung Durchschwebt, wie Morgendämmerung, Auf das allmächtige Werde Luft, Himmel, Meer und Erde. Des holden Tages Auge lacht In düstrer Wälder Mitternacht; Balsamische Narzißen Blühn unter ihren Füßen. Schon flötete die Nachtigall Den ersten Sang der Liebe, Schon murmelte der Quellen Fall In weiche Busen Liebe. Glückseliger Pygmalion! Es schmilzt, es glüht dein Marmor schon! Gott Amor Ueberwinder! Umarme deine Kinder! Selig durch die Liebe Götter - durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer - die Erde Zu dem Himmelreich. Unter goldnem Nektarschaum, Ein wollüstger Morgentraum, Ewig Lustgelage, Fliehn der Götter Tage. Thronend auf erhabnem Sitz Schwingt Kronion seinen Blitz; Der Olympus schwankt erschrocken, Wallen zürnend seine Locken - Göttern läß er seine Throne, Niedert sich zum Erdensohne, Seufzt arkadisch durch den Hain; Zahme Donner untern Füßen, Schläft, gewiegt von Ledas Küßen, Schläft der Riesentöter ein. Majestät'sche Sonnenroße Durch des Lichtes weiten Raum Leitet Phöbus' goldner Zaum, Völker stürzt sein rasselndes Geschoße; Seine weißen Sonnenroße, Seine rasselnden Geschoße, Unter Lieb und Harmonie, Ha! wie gern vergaß er sie! Vor der Gattin des Kroniden Beugen sich die Uraniden; Stolz vor ihrem Wagenthrone Brüstet sich das Pfauenpaar, Mit der goldnen Herrscherkrone Schmückt sie ihr ambrosisch Haar. Schöne Fürstin! Ach, die Liebe Zittert, mit dem süßen Triebe Deiner Majestät zu nahn. Und von ihren stolzen Höhen Muß die Götterkönigin Um des Reizes Gürtel flehen Bei der Herzenfresslerin. Selig durch die Liebe Götter - durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer - die Erde Zu dem Himmelreich. Liebe sonnt das Reich der Nacht, Amors süßer Zaubermacht Ist der Orkus untertänig: Freundlich blickt der schwarze König, Wenn ihm Ceres' Tochter lacht; Liebe sonnt das Reich der Nacht. Himmlisch in die Hölle klangen Und den wilden Hüter zwangen Deine Lieder, Thracier - Minos, Tränen im Gesichte, Mildete die Qualgerichte, Zärtlich um Megärens Wangen Küßten sich die wilden Schlangen, Keine Geißel klatschte mehr; Aufgejagt von Orpheus' Leier Flog von Tityos der Geier; Leiser hin am Ufer rauschten Lethe und Cocytus, lauschten Deinen Liedern, Thracier! Liebe sangst du, Thracier! Selig durch die Liebe Götter - durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer - die Erde Zu dem Himmelreich. Durch die ewige Natur Düftet ihre Blumenspur, Weht ihr goldner Flügel. Winkte mir vom Mondenlicht Aphroditens Auge nicht, Nicht vom Sonnenhügel, Lächelte vom Sternenmeer Nicht die Göttin zu mir her - Stern und Sonn und Mondenlicht Regten mir die Seele nicht. Liebe, Liebe lächelt nur Aus dem Auge der Natur Wie aus einem Spiegel! Liebe rauscht der Silberbach, Liebe lehrt ihn sanfter wallen; Seele haucht sie in das Ach Klagenreicher Nachtigallen - Liebe, Liebe lispelt nur Auf der Laute der Natur. Weisheit mit dem Sonnenblick, Große Göttin, tritt zurück, Weiche vor der Liebe! Nie Erobrern, Fürsten nie Beugtest du ein Sklavenknie, Beug es jetzt der Liebe! Wer die steile Sternenbahn Ging dir heldenkühn voran Zu der Gottheit Sitze? Wer zerriß das Heiligtum, Zeigte dir Elysium Durch des Grabes Ritze? Lockte sie uns nicht hinein, Möchten wir unsterblich sein? Suchten auch die Geister Ohne sie den Meister? Liebe, Liebe leitet nur Zu dem Vater der Natur, Liebe nur die Geister. Selig durch die Liebe Götter - durch die Liebe Menschen Göttern gleich! Liebe macht den Himmel Himmlischer - die Erde Zu dem Himmelreich. |
Letzte Änderung am 14. April 2005