CD-Tipps zu 'Gordon Sherwood (1929-2013)'

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Sämtliche Lieder Vol.1 (Sonus Eterna, DDD, 2018)

»Dimitrieva zuzuhören ist, gerade was die feinen Klangvaleurs angeht, ausgesprochen beglückend.« (Fono Forum, Februar 2020)

»Die vier hier aufgenommenen Liederzyklen entstanden zwischen 1967 und 1976 und sind bei aller Sophistication zugleich so eingängig wie die Songs der großen Pop-Songwriter jener Zeit. Ein frappierendes Phänomen der Verbindung der Kulturen!
Felicitas Breest hat ihrer Stimme Natürlichkeit und Zerbrechlichkeit bewahrt. Am besten ist sie in den populären Idiomen, also in den herrlich karikierenden Six Songs for Women’s Fashion of the 1960s op. 53, die die verwirrende Tour de Force durch die widersprüchlichen Moden im mit keuscher Musik konterkarierenden Topless Bathing Suit gipfeln lassen und danach augenzwinkernd einen fiktiven ‚Mixi‘-Stil propagieren, und in den Five Blues Songs op. 60 von 1976 (beide Zyklen entstanden in Kenia). Wie Felicitas Breest die Blues Songs in all ihrer zauberischen Wunderlichkeit und niemals lärmenden Ekstase erblühen lässt, das dürfte schwerlich nachzuahmen sein.
Masha Dimitrieva begleitet diese populären Songs mit besonderer stilistischen Anpassungsfähigkeit. Sie ist am meisten in den ernsteren, dunkleren (und hier: früheren) Liedern zuhause, also den Five Love Songs op. 24 (komponiert 1967 nach Abschluss des Studiums bei Petrassi in Rom) und den besonders tristen Five Songs for the Winter op. 30 (komponiert 1968 in Beirut, wo es wohl eher nicht so kalt war, aber es geht hier nicht weniger um seelische Kälte und Zurückweisung!). Der Winter Wind daraus, endend mit dem Tod des Protagonisten, klingt wie eine Hommage an Schuberts Erlkönig, das beschließende Retrospect gehört zu den berührendsten Liedern einer ganzen Epoche. Besondere Erwähnung verdient, wie Masha Dimitrieva weit über eine klassische Begleitfunktion hinaus das polyphone Geschehen, auch in seinen unauffälligsten Schattierungen, lebendig hält und überall mit Leben erfüllt, ohne in die Verlegenheit zu geraten, in Extravaganzen abzugleiten. Das ist bewusstes Gestalten.
Sherwoods Musik ist, wie experimentierfreudig sein Geist auch war, stets (erweitert oder traditionell) tonal und unmittelbar kommunizierend. Der Hörer nimmt an einem Prozess teil, der voller Überraschungen steckt, die keiner außermusikalischen Mittel und keiner Schockeffekte bedürfen, sondern dem natürlichen Ausdrucksbedürfnis eines Künstlers entspringen, der in der ganzen Welt und all’ ihren Ausdrucksformen zuhause ist und dabei keinen Bruchteil seiner kindlichen Entdeckerfreude eingebüßt hat: immer frisch, nie eindimensional, unergründlich musikalisch. Dem werden die Aufführenden mit immenser Hingabe und feinfühliger Intensität gerecht, und eine fein balancierte Aufnahmetechnik sowie ein ansprechender Booklettext ergänzen das ansprechende, anregende Bild. Abgesehen von ein paar Druckfehlern bei den abgedruckten Liedtexten hätte lediglich das Backcoverfoto der beiden Musikerinnen denn doch ein größeres als Briefmarken-Format verdient, zumal auch hier nichts zu verstecken wäre.« (KLASSIK heute)

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Klavierwerke Vol.1 (Sonus Eterna, DDD, 2017)

»Überragend ist die musikalische Leistung der aus Russland stammenden wahldeutschen Pianistin Masha Dimitrieva, einstiger Schülerin des legendären Conrad Hansen. Beseelt und lebendig durchschreitet sie all die so grundverschiedenen Stücke dieser CD, von den melancholischen Sonaten über die aufgeweckte Tanzsuite und die teils orientalisch und indisch durchtränkten Sonatinen bis hin zu den swingenden und rockenden, kanonisch vertrackten Boogies. Adäquat zu den Stücken besticht sie mit innerer Ausgewogenheit und Ruhe. Jedem Stück verleiht Masha Dimitrieva das, was dieses spezifisch für eine gelungene Ausführung verlangt, was einen weit geöffneten und vielseitig geprägten Geist voraussetzt. Masha Dimitrievas Spiel erblüht in Feinheit und Liebe zum Detail, was selbst über die unvorteilhafte Aufnahmetechnik locker hinweghilft. In großen Phrasen fließt sie in der Musik und die Musik in ihr, wobei sie stets den Kontext der geschlossenen Form im Visier behält und den Hörer sicher vom ersten bis zum letzten Ton zu geleiten weiß.« (the-new-listener.de)

»Die Pianistin Masha Dimitrieva ist genau die Richtige, um Sherwood angemessen wiederzubeleben. Sie kannte ihn persönlich und inspirierte ihn auch zu seinem Klavierkonzert, das sie bereits für das Label cpo einspielte. Für die vorliegenden Miniaturen findet Dimitrieva dabei die richtige Balance: große Spielfreude, echtes Nachempfinden ohne ins Pathetische zu kippen und Bereitschaft für Stilüberschreitungen.« (BR-Klassik)

»Masha Dimitrieva kann als Interpretin der Musik Sherwoods auf einer engen Zusammenarbeit mit dem Komponisten aufbauen. Sie hat ihn nicht nur in seinen letzten Lebensjahren privat unterstützt, sondern ist auch Widmungsträgerin seines Klavierkonzerts, das sie im Jahr 2000 einspielte. Angesichts dessen verwundert die Stilsicherheit nicht, mit der sie nun seine Solostücke präsentiert. Ihre Tempi sind stetig und flüssig, ihr Anschlag abwechslungsreich, auch hat sie ein gutes Gespür für die Wirkung des Rubatos, von dem sie maßvollen Gebrauch macht. Die klangfarbenreiche Musik ist bei ihr in besten Händen, auch angesichts der Aufnahmequalität.« (klassik-heute.de)

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Klavierwerke Vol.2 (Sonus Eterna, DDD, 2020)

"Die klassische Moderne, mit der der Copland-Schüler Sherwood ebenfalls vertraut war, ist mit den Three Pieces op. 22 vertreten und auch der Blues, der für den musikalisch wie philosophisch stets aufgeschlossenen Sherwood ebenfalls eine wichtige Inspirationsquelle war, kommt mit den Variations on a Blues Theme op. 33 zu seinem Recht. Allein diese Aufzählung macht schon deutlich, wie versatil das musikalische Chamäleon Sherwood war. Nichts blieb ihm fremd, und doch ist sein einzigartiger Stil mehr als die bloße Amalgamierung disparater stilistischer Strömungen. Die nach klassischen Vorbildern komponierten Rondos op. 4 etwa muten in ihrer Stilistik eher wie hyperrealistische Konzentrate eines stilistischen Grundprinzips an. Sherwood treibt Haydn und Mozart hier quasi auf die Spitze, er übertreibt sie, und zwar so, dass das Ergebnis klassischer als die Klassiker selbst ist. Anders verfährt er mit Beethoven, dessen Sonate op. 111 er gewissermaßen nachkomponiert hat – allerdings mit seinen eigenen musikalischen Mitteln. Hier schimmert Beethoven immer mal wieder durch, formal wie musikalisch, doch hat Sherwood hier eindeutig die Überhand. Die hat auch Masha Dimitrieva, die Sherwoods Werke wundervoll spielt. Den beiden Rondos op. 4 etwa verleiht sie klassische Leichtigkeit, die Air aus op. 6 spielt sie mit subtilem Klangsinn. Und auch die Schwergewichte wie die fast halbstündige Sonate op. 122 und die Blues-Variationen erklingen hier in jeder Hinsicht brillant und überlegen gespielt. Auf weitere Folgen der Sherwood-Reihe darf man also gespannt sein." (KLASSIKheute)

The New Listener 12/2020: »Masha Dimitrieva führt uns durch diese Musik, angetrieben von der tiefen Zuneigung zu jedem der Stücke und von ihrer Mission, die Musik des „Bettlers von Paris“ erstmalig und vollständig zugänglich zu machen. Nicht nur technisch meistert sie jede Hürde mit Bravour, sondern auch musikalisch durch tiefes Verständnis zu jedem Stil und zum Kern, Sherwoods omnipräsente Handschrift. Perlend klar und heiter klingen die Wiener Rondos, swingend leichtfüßig die Blues-Variationen, verhaltener die Air und perkussiv fokussiert die Stücke op. 22. Aus der Sonate holt Dimitrieva alles heraus, was man sich als Hörer wünschen kann. Durch den allmählichen Aufbau und die Beibehaltung eines kontinuierlichen Stroms nach vorne, der über sämtliche Abbiegungen und Ausschweifungen der Musik hinweg spürbar bleibt, bannt sie uns in die Musik und zelebriert die buddhistische Philosophie durch ihr Spiel.«

»Es gibt nicht viele Kolleginnen und Kollegen, die im klassischen Metier und im Crossover-Bereich wie dem Jazz so sattelfest sind wie Masha Dimitrieva. Die Lockerheit des Swing, die Farbigkeit des Blues, die elektrisierende Rhythmik des Boogie scheinen ihr einfach im Blut zu liegen. Sie bewegt sich auch hier wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser.« (online Merker)

Kulturkanal Ingolstadt 12/2020: »Es ist ein ebenso ambitioniertes wie kühnes Vorhaben, sämtliche Klavierwerke und alle Liedzyklen eines bisher kaum veröffentlichten zeitgenössischen Komponisten einzuspielen. Diesen Plan verfolgt die Ingolstädter Pianistin Masha Dimitrieva leidenschaftlich – und setzt ihn seit einigen Jahren mit viel kreativem Herzblut und großem gestalterischen Einfühlungsvermögen in die Tat um. 2018 erschien »Gordon Sherwood – Piano Works Volume I« – und 2019 folgte »Gordon Sherwood – The Complete Songs, Volume I«. Nun legt die Musikerin nach: Im November hat sie die zweite CD mit Klavierkompositionen von Sherwood herausgebracht.«

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Orgelwerke (Sonus Eterna, DDD, 2023)

»Die Programmreihenfolge beginnt mit dem zweiten Werk, der Fantasie und Fuge über BACH, dann folgen die beiden späten Zyklen, und zum Schluss werden die drei frühen Fugenwerke beigegeben. Das ist insbesondere deshalb sinnvoll, weil die recht kurzen ersten zwei Stücke des Opus 11 (Präludium und Fuge sowie Pastorale und Fuge)noch am wenigsten charakteristisch ausgeprägt sind, wobei insbesondere die schlichte pastorale Siciliana sehr reizvoll ist. Doch das dritte dieser Stücke, alleine fast doppelt so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen, ist bereits eine sehr ambitionierte und dramatisch aufgebauteToccata und Fuge in g-moll, die in ihren katarakthaft hochfahrenden und niederstürzenden Passagen durchaus an die berühmteste aller Toccata-und-Fuge-Kompositionen erinnert, an jene allgegenwärtige in d-moll, die nach Ansicht der orthodoxen Musikwissenschaftler nun doch nicht von Bach sein soll und ganz besonders durch Leopold Stokowskis ›wildromantische‹, improvisatorisch fesselnde Orchesterfassung Millionen von Zuhörern zum vertrauten Abenteuer wurde.

Diesem furiosen Vorbild noch näher kommt Sherwood dann in seinem vollkommen ausgereiften nächsten Meisterwerk, der Toccata und Fuge über BACH, in welcher er sozusagen die Welt von Bachs (oder Nicht-Bachs) Toccata und Fuge in d-moll mit derjenigen der Schlussfuge aus der Kunst der Fuge verheiratet. Unwiderstehlich mitreißende Musik, entsprechend impulsiv dargeboten!

Mit ganz vielen herrlichen Subtilitäten warten die zwei späten Zyklen in ihren insgesamt acht Fugen auf. Das ist höchste kompositorische Kunst, die sich in ihrer Natürlichkeit völlig zu Recht überhaupt nicht um die Frage der ›Originalität‹ kümmern muss, wie Bach dies ja auch nicht tun musste. Herrlich etwa, wie bei aller an der Oberfläche scheinbaren Wohlgeordnetheit in der dritten der heiteren Fugen das Thema in der Quarte (Unterquinte) statt in der Dominante beantwortet wird, wie elegant der Modulationsplan von G-Dur nach E-Dur und zurückführt, als wäre dies ebenso Teil einer selbstverständlichen Tradition. So hätten die Revolutionäre des späten Barocks komponieren können! Es ist also eine Art feinsinnig retrospektive Revolution … Wenn mein Eindruck mich nicht trügt, ist Bowyer vielleicht in der Welt der heiteren Fugen noch etwas heimischer geworden als in derjenigen der grandios durchgeführten ernsten Fugen, die den letzten Beweis liefern, dass Sherwood ein großer, absolut ernstzunehmender Komponist von Orgelmusik in der Nachfolge Johann Sebastian Bachs ist.« (Klassik heute)

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Letzte Änderung am 13. April 2024