Bedřich Smetana (1824-1884)

Čertova stěna

(Die Teufelswand)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Čertova stěna
Titel deutsch: Die Teufelswand
Titel englisch: The Devil's Wall
Titel französisch: Le Mur du Diable
Entstehungszeit: 1879-82
Uraufführung: 29. Oktober 1882 in Prag
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 130 Minuten
Erstdruck: Prag: Umělecká beseda, 1903
Verlag: Prag: Umělecká beseda, 1924
Prag: Umělecká beseda, 1949
München: Musikproduktion Höflich, 2005
Bemerkung: Im Mittelalter hatten Höllenfürsten mit Menschen oft ein kumpelhaftes Verhältnis. Die Frömmigkeit und der Glaube standen auf anderen Füßen. Die Logik war eine andere. Eine Geschichte muss nicht unbedingt schlüssig sein, sondern soll bestürzen. Smetanas Spätwerk wird außerhalb seiner slawischen Heimat selten gespielt. Als er sie komponierte, war er bereits völlig taub.
Opus: T 129
JB 1:122
Zusatzinformationen: Eintrag #1 bei WorldCat
Eintrag #2 bei WorldCat
Eintrag #1 bei IMSLP
Eintrag #2 bei IMSLP
Eintrag #3 bei IMSLP

Zur Oper:

Art: Komisch-romantische Oper in drei Akten
Libretto: Eliska Krásnohorská
Sprache: tschechisch
Ort: Böhmen (auf der Burg Rožemberk, an den Ufern der Moldau sowie der Nähe eines Klosters)
Zeit: 12. Jahrhundert

Personen:

Peter Vok: Herr von Rožemberk und Statthalter von Böhmen (Bariton)
Záviš: sein Neffe (Alt)
Jarek: ein Ritter (Tenor)
Hedvika: Komtessa von Schauenburg (Sopran)
Michálek: Schlossverwalter (Tenor)
Katuška: seine Tochter (Sopran)
Beneš: ein Eremit (Bass)
Rarach: der Teufel (Bass)
Weitere: Gesandte, Ritter, Gefolge der Komtessa, Bauern, Dienerschaft, höllische Geister

Handlung:

1. Akt: Peter Vok, ein militärisch verdienter böhmischer Volksheld, ist traurig und einsam. Er will seine restlichen Lebenstage allein verbringen. Deshalb verbarrikadiert sich auf seiner stolzen Burg Rožemberk.

Schuld an seinem Trübsinn ist er aber selbst, denn die Abfuhr der ehrsamen Witwe Schauenburg kann er nicht verkraften. Und so sperrt sich trotzig gegen jede zukünftige erotische Annäherung einer weiblichen Person.

Der Burgvogt Michálek und der befreundete Ritter Jarek sind über den Zustand ihres Herrn besorgt und ohne lange zu überlegen leistet Jarek den Schwur, er werde auch nicht eher heiraten, bis der ältere Peter Vok seine Lebensgefährtin gewählt habe. Katuška, des Burgvogts herziges Töchterlein, ist betroffen von dieser Entscheidung, denn sie liebt den Ritter Jarek sehr.

Zwei finstere Gestalten treiben sich in der Umgebung herum: Der eine ist der Einsiedler Beneš und der andere nennt sich Rarach, ist aber in Wirklichkeit der Teufel, der hin und wieder unter die Identität seines Gefährten schlüpft. Beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich und streiten zum Schein oft darüber, wer der Fromme und wer der Satan ist. Beneš ist aber nicht frei von Sünde, denn er hat es fertig gebracht, die von Peter Vok begehrte Witwe durch Verleumdung abspenstig zu machen. Ein solch hinterhältiges Verhalten nennt man Sünde und gibt dem Satan eine gewisse Macht über den Reumütigen.

Peter Vok hat ein Kloster gegründet und wird nach kurzer Abwesenheit auf Burg Rožemberk festlich empfangen. Schon liegt der Schlossvogt Michálek seinem Herrn in den Ohren, er möge doch endlich heiraten. In seiner teuflischen Art rät Rarach dem unschlüssigen Vok, beim Burgvogt um Katuška anzuhalten. Das Mädchen will den Schlossherrn aber nicht und Peter ist froh, dass er noch einmal davon gekommen ist. Er nimmt sich vor, für Jarek und Katuška die Hochzeit zu rüsten. Ihm wird zugetragen, dass der Ritter Jarek geschworen habe, selbst nicht den Bund der Ehe einzugehen, bis der Schlossherr zuerst geheiratet habe.

Der Teufel ist versessen darauf, in dem neu gegründeten Kloster die Abtwürde zu erlangen. Ein merkwürdiges Begehren eines Teufels! Als Gegenleistung würde Beneš durch sein Gebet erreichen, dass Jareks Schwur als nicht bindend erklärt würde. Ist er dazu überhaupt befugt?

Richtig verwickelt wird die Situation erst, als der Burgherr erfährt, dass die Frau, die ihn verschmähte, ihre Tochter Hedvika auf dem Sterbebett seinem Schutz anvertraut habe. Vielleicht kann ihm die Tochter das Glück bereiten, das er sich von der verstorbenen Mutter vergebens erhofft hatte.

Dem Satan kommt diese Entwicklung quer. Sollte der Plan gelingen und Peter mit Hedvika einen Erben zeugen, fielen diesem die Pfründe aus dem Kloster zu und Satan als ginge als Abt leer aus. Eine Heirat muss unbedingt hintertrieben werden. Über den Fall geraten Teufel und Einsiedler erneut in Streit. Letzterer hat aber zu wenig Machtfülle, um Rarach zu vertreiben. Wieso der Satan auf materielle Güter aus ist, anstatt sich mit seinen Gelüsten auf tote Seelen beschränken, bleibt das Geheimnis des Librettisten.
2. Akt: Der Teufel zieht nun seine Fäden und beginnt sein Spiel mit dem Ritter Jarek. Aus Furcht, in Katuškas Nähe der Versuchung erlegen zu sein, das Gelöbnis zu verletzen, hat er die Burg Rožemberk bereits verlassen. Als Hirte verkleidet gelingt es Rarach, sich an den Ritter heranzumachen und in einen tiefen Schlaf zu versetzen. Den arglos Schlummernden versetzt er anschließend zurück auf die Burg.

VERWANDLUNG

Der alte Michálek wird plötzlich von Geldgier gepackt und ist wie ein Geier auf Macht und Ansehen versessen. Um Schwiegervater seines Gebieters zu werden, ist er bereit - wenn nötig mit Gewalt - sein Kind zur Heirat mit Vok zu zwingen. Rarach unterstützt ihn dabei, indem er Katuška die Vorstellung von unermesslichem Reichtum vorgaukelt. Auch will er Jarek zu Fall bringen, indem er ihm Schönheit und Liebe seiner Angebeteten vorgaukelt, damit er seinen Eid bricht.

Die größte Herausforderung ist Vok selbst. Hier geht es um mehr, als eine Menschenseele in die Hölle zu stürzen. Wenn es Rarach gelänge, Abt des Klosters zu werden, würde ihm die ganze Gegend untertan sein. Und das ist die Anstrengung schon wert.

Von Záviš geleitet kommt Hedvika in der Burg an. Als Vok sie erblickt, entbrennt er sofort in gleicher Liebe zu ihr wie einst zu ihrer Mutter. Er müht sich zwar, sein Mündel als Tochter zu sehen, aber der Teufel lässt sich nicht hinters Licht führen. Er erinnert den Schlossherrn an seine Zusage, dafür zu sorgen, dass er Abt wird. Die Verlockungen der Welt soll er vermeiden, indem er die heilige Kirche zur Braut wählt und ins Kloster eintritt. Damit wäre auch Jarek gedient, denn dann wäre dieser von seinem Versprechen entbunden, zu warten, bis er verheiratet ist. Bei dem Teufel und dem Eremiten drehen sich alle Verrenkungen nur um die Abtei.

Vok zweifelt, dass die sehr junge Hedvika ihn als Partner akzeptiert, und erklärt sich deshalb dazu bereit, ins Kloster gehen zu wollen und ehelos zu bleiben. Der Bedrängte macht aber eine Einschränkung: Wenn es eine Frau gäbe, die nur seinetwegen ins Kloster käme und ihn überzeugt, dass sie ihn liebt, soll die Zusage wirkungslos bleiben. Mit dieser würde er sich dann verloben. So hat Hedvika es in der Hand, über sein Schicksal zu entscheiden!
3. Akt: Das neu errichtete Kloster liegt an den Ufern der Moldau. Hier nimmt Vok Abschied von seinem Neffen Záviš. Er gesteht ihm, dass ihn der Weg ins Kloster führt, weil er annimmt, dass Hedvika und Záviš sich lieben und er deshalb verzichten will. Der Neffe bestreitet die Annahme, kann den Oheim aber nicht überzeugen.

Da betreten Jarek und Katuška die Szene, denen verständlicherweise besonders daran liegt, dass Voks Verehelichung stattfindet. Sie führen Hedvika an der Hand, die Peter Vok ins Kloster gehen sieht, von Liebe überwältigt ist und dies auch kundtut.

Záviš will seinen Onkel davon in Kenntnis setzen, aber Michálek verhindert es und versperrt ihm den Steg. Der Neffe kehrt wieder um und will Hedvika herbeiholen. Mag sie den Mann doch selbst aus dem Kloster wegführen.

Michálek unternimmt noch einen Versuch, Katuška seinem Herrn zuzuführen. Der Eremit passt auf, damit der Teufel sich nicht ins Kloster einschleicht. Die Handlung gleitet ab ins Übersinnliche, was das Libretto auch nicht schlüssiger macht: In der Verkleidung des Hirten tritt der Satan wieder auf und legt sich mit Beneš an. Wenn Beneš die Auseinandersetzung mit dem Teufel gewinnt, hat das metaphysische Hintergründe, die schwer zu durchschauen sind. Der Satan gibt aber nicht auf und holt andere höllischen Geister zur Hilfe.

Inzwischen haben sich alle Dorfmädchen am Fluss zusammengefunden, um Herrn Vok von Rožemberk zu freien, werden aber von ihren Freunden wieder nach Hause gejagt.

Der Teufel und seine Gesellen sind außer Rand und Band. Man nähert sich dem Höhepunkt der Oper und baut einer Teufelswand quer durch den schmalen Fluss. Das Wasser soll über die Ufer treten, damit das Kloster überschwemmt wird und mit Mann und Maus untergeht. Voks heiliges Werk soll vernichtet werden und, wenn möglich, er selbst auch.

Im Augenblick höchster Not - die Wasser steigen schon - eilt Hedvika herbei. Sie erkennt die furchtbare Gefahr und wird dem Geliebten das Leben retten - koste es, was es wolle. Hedwigs reine Liebe und andere positiven geistigen Kräfte greifen ein und triumphieren über die Ränke des Satans.

Beneš hat sich durchgesetzt und ist Abt geworden und mit dem Zeichen des Kreuzes zerstört er die Mauer, verjagt den Teufel und die ganze Satansbrut.

Nichts steht mehr dem Glück Voks und Hedvikas im Wege, um glücklich zu werden. Jarek und Katuška können getrost heiraten.

Da trifft eine Botschaft vom König ein. Peter Vok von Rožemberk wird die Auszeichnung zuteil, dass er Landeshauptmann von Österreich nebst Steiermark und Kärnten geworden ist. Hedvika wird an seiner Seite residieren.
Letzte Änderung am 10. Januar 2015
Beitrag von Engelbert Hellen

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