Heinrich Sutermeister (1910-1995)

Die schwarze Spinne

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Die schwarze Spinne
Anlass: Auftrag von Radio Bern
Entstehungszeit: 1936
Uraufführung: 2. März 1949 in St. Gallen (Stadttheater)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 55 Minuten
Erstdruck: Mainz: B. Schott's Söhne, 1949

Zur Oper:

Art: Oper ein einem Akt
Libretto: Albert Rösler nach der gleichnamigen Novelle von Jeremias Gotthelf
Sprache: deutsch
Ort: an einem ländlichen Ort in der Schweiz
Zeit: im Mittelalter

Personen:

Christine: (Mezzosopran)
Mutter: (Sopran)
Der Teufel: (Tenor)
Der Pfarrer: (Bass)
Weitere: Dorfbewohner

Handlung:

Der Kirchenchor jubelt, weil die schreckliche Pest überwunden wurde. Allgemein ist man der Ansicht, dass der Himmel den schwarzen Tod besiegte, doch ein Dorfmädchen erzählt dem Pfarrer in der Beichte, dass es der Teufel war, der entgegen seiner Gepflogenheit im Dorf wieder für einen geregelten Alltag gesorgt hatte. Wie kann das angehen?

Nun, ein Fremdling hatte der Dorfschönen angeboten, die Todeswelle zu stoppen, wenn er dafür von ihr einen Kuss bekommen würde. Christine betrübte das Elend im Dorf sehr und sie dachte, wenn es weiter nichts ist, kann man einen Versuch ansetzen, ahnte aber nicht, dass sie sich mit Beelzebub einließ. An seinem teuflischen Lächeln habe sie ihn sogleich erkannt und das Spitzbärtchen hat sie beim Küssen arg gestochen. Jetzt bereut das Maidli die Unbedachtheit, mit der Hölle paktiert zu haben, und sucht Rettung beim Pfarrer.

Mit dem Kuss auf die Stirn hat Satan ihr gleichzeitig sein sichtbaren Siegel aufgedrückt und vorgegeben, Eigentumsrechte an der Seele Christines erworben zu haben. Ist die Leichtfertige tatsächlich eine handelsrechtlich gültige Bindung eingegangen? Der Kirchenmann ist sich nicht schlüssig, schließlich ist er Seelsorger und kein Jurist. Ungläubig schüttelt er den Kopf. Doch da die Dorfschöne auf ihrer Darstellung beharrt, weist er sie aus der Kirche und untersagt ihr in Zukunft die Gemeinschaft mit den anderen Gläubigen. Wer weiß, ob eine körperliche Berührung des Satans nicht auch Ansteckungsgefahr auslöst? Die Hölle hat ihre eigenen Krankheitserreger und der Weg zum Gesundheitsamt bleibt der Sünderin nicht erspart.

Christine ist totunglücklich, denn für die Gemeinde hat sie das optimal Mögliche erreicht und wird nun unverhältnismäßig hart bestraft. Ihre Gesellschaft wird strikt gemieden. Undank ist der Welt Lohn! Keiner will mehr etwas von der Gottlosen wissen. In jedem Fall müssen die Behörden dafür sorgen, dass die Hölle im Dorf keine Filiale aufmacht. Wenn Christine herumerzählt, dass der Teufel sich sogar küssen lässt, könnten auch andere Bauernmädchen auf die Idee kommen, nach dem spitzbübischen Rotschopf zu greifen.

Wenn keiner ihr in der Not beistehen will, muss Christine logischerweise den Satan noch einmal aufsuchen. In ihrem Handtäschchen sucht sie nach seiner Visitenkarte und macht sich dann auf den Weg. Der Teufel sieht sie kommen und singt verzückt eine Arietta:

„Hei, wie das Weibchen um sein Seelenheil läuft!
Dieser Lohn entgeht mir nicht!
Ha ha ha, ungetauft hab ich die Menschen
verteufelt gern, denn diesen frommen Brauch
üb' ich nach meiner Manier. Ha ha ha!
Christine gab mir dieses Dorf in die Hand.
Einer hier entgeht mir nicht!
Ha ha ha, meine Hände zucken nun
nach dem kleinen Kind. Christine macht sich frei,
legt es mir in die Hand. Ha ha ha!
Mein Bärtchen gestriegelt, den Hut auf das Ohr.
Dort auf dem Tanzplatz im Dorf
werden die Beine geschwenkt,
ha ha, ich bin ein lustiger Pate
und will das Tauffest feiern mit Tanz und Schnaps.
Da will ich mir eine stramme Patin suchen.“

Die Ankommende schildert dem Teufel ihr seelisches Dilemma und ersucht ihn, sie von ihrer Bindung freizugeben, weil er sie seinerzeit unter seelischen Druck gesetzt habe. Die Sache ist verhandelbar! In dem Haus drüben am Berghang wurde ein Kind geboren, informiert Satan. Christine soll es herbringen, bevor es getauft ist.

Das Mädchen spricht bei der Mutter vor und es gelingt ihr tatsächlich, die Gestresste zu bewegen, das Kind kurzfristig in ihre Obhut zu geben, damit sie sich vom Babygeschrei ein wenig erholen kann. Der Teufel freut sich schon, dass er bald eine neue Seele in seine Gewalt bekommen wird. Er geht zum Dorffest und mischt sich tanzlustig unter das Volk, in der Hoffnung, erneut an frische Küsse zu gelangen. Doch der Pfarrer hatte sich von Christine Physiognomie, Körperhaltung und Kleidung exakt beschreiben lassen. Er macht den Unhold ausfindig und mit einem Kruzifix behaftet geht er mutig auf ihn zu und verscheucht ihn.

Als Christine später das Baby am Zielort übergeben will, gibt es eine Überraschung. Der Pastor versperrt ihr den Weg, hat sofort die Weihwasserquaste zur Hand und erteilt dem Neugeborenen die Taufe. Der Teufel fühlt sich von Christine hintergangen und in grenzenlosem Zorn verwandelt er die mutmaßliche Betrügerin in eine schwarze Monsterspinne. Sie soll durch die Straßen kriechen und den schwarzen Tod in jedes Haus bringen, um sich an den undankbaren Dorfbewohnern zu rächen. Der Opernchor macht folgende Beobachtung:

„Die schwarze Spinne begann ihren grausigen Zug
durch die Landschaft,
sie zischt durch das Gras, sie fällt von der Decke,
sie taucht aus dem Boden auf
und fällt nachts den Leuten ins Gesicht.
Sie sitzt auf der Schwelle, sie hängt über dir am Baum,
sie glitzert giftig und schadenfroh und fällt des Nachts den Leuten ins Gesicht. ...“

Die Spinne wandert von Haus zu Haus, verschont niemanden, kann aber auch nicht alles auf einmal bewältigen. Die junge Mutter und ihr Kind sind bisher verschont geblieben. Offenbar hat die schwarze Spinne sich dieses Haus bis zuletzt aufgehoben. Doch die Mutter ist auf der Hut, hat sich auf die Lauer gelegt und sich sich vorgenommen, das Monster zu erledigen:

„Endlich bist du gekommen, endlich.
Ich fürcht' mich nicht vor dir,
du blähst dich auf in deinem Gift
und fühlst dich als Siegerin.
Doch nie wirst du an meines Kindes Bett gelangen.
Du greuliches Spinnentier, ich kann dich nicht zertreten,
greuliche Spinne, mein Kind muss leben.
Das glotzende Auge, ich kann es dir nicht schließen.
Hilf mir mein Gott, hilf mir bei der Liebe zu meinem Kind.
Mein Kind muss leben, ich werde dich fassen.“

Der Chor berichtet, dass die Mutter die spinne packt und mit ihren Fingern eisern umklammert. Sie hält das Ungeheuer fest und lässt es nicht mehr los. Der Opernchor ist mit der Situation zufrieden und kündet später der Gemeinde:

„Gott die böse Macht bezwang,
Tod und Teufel niederrang,
Gott den Sieg zu uns hertrug
und den Feind in Ketten schlug.“

Letzte Änderung am 8. September 2013
Beitrag von Engelbert Hellen

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