Heinrich Sutermeister (1910-1995)

Titus Feuerfuchs oder Liebe, Tücke und Perücke

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Titus Feuerfuchs oder Liebe, Tücke und Perücke
Entstehungszeit: 1958
Uraufführung: 14. April 1958 in Basel (Stadttheater)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 120 Minuten
Erstdruck: Mainz: B. Schott's Söhne, 1958
Zusatzinformationen: Eintrag bei WorldCat

Zur Oper:

Art: Burleske Oper in zwei Akten und fünf Bildern
Libretto: Heinrich Sutermeister nach der Posse „Der Talisman“ von Johann Nepomuk Nestroy
Sprache: deutsch
Ort: in und um Schloss Cypressenburg (Österreich)
Zeit: zur Biedermeierzeit

Personen:

Spund: Brauereibesitzer (Bass)
Titus Feuerfuchs: sein rothaariger Neffe, Lehrling in der Brauerei (Bariton)
Monsieur Marquis: gräflicher Friseur, Liebhaber der Kammerfrau Constantia (Tenor)
Salome Pockerl: die rothaarige Gänsemagd auf dem gräflichen Schloss (Sopran)
Flora Baumscheer: verwitwete Schlossgärtnerin (Sopran)
Constantia: verwitwete Kammerfrau der Gräfin (Mezzosopran)
Gräfin Cypressenburg: verwitwete, dilettierende Komponistin (Alt)
Weitere: ein kleiner Koch (Kinderrolle)
die sechs Räuber (später die sechs Herren)
Brauknechte und -mädchen, Gärtner, Köche, Küchenburschen, Stubenmädchen, Sänftenträger

Handlung:

1. Akt: In der Brauerei herrscht wieder ein Heidenspektakel. Der Chef hat einmal mehr Ärger mit seinem rothaarigen Neffen Titus, der als Lehrling in seinem Betrieb arbeitet. Gerade sind die Brauknechte und Braumädchen wieder über ihn hergefallen - alles bloß wegen seiner roten Haare - und haben ihn in einen Waschbottich gesteckt. Aber der Bursche lässt sich nichts gefallen, setzt sich kräftig zur Wehr und dabei fliegen Späne.

So kann das nicht weitergehen, sagt der Chef, denn zwischendurch muss auch einmal etwas gearbeitet werden, und jagt den Lehrling aus dem Betrieb, obwohl die anderen schuld sind. Schließlich kann die Arbeit nicht darunter leiden, weil das Personal nur Unfug im Kopf hat. Sein Handeln ist nicht ganz korrekt, aber es muss eine Lösung gefunden werden; jedenfalls ist die Wurzel allen Übels jetzt ausgerottet.

Monsieur Marquis ist der prominente Hoffriseur auf Schoss Cypressenburg. Er wird in einer Sänfte zur täglichen Arbeit getragen. Als er im düsteren Wald seinen Trägern eine kleine Verschnaufpause gönnt, um dem Konzert den Vögel zu lauschen, fallen sechs Räuber über ihn her. Titus Feuerfuchs, der zufällig des Wegs vorbeikommt, rettet dem Monsieur Hab und Gut und Leben und treibt die Banditen in die Flucht. Als Belohnung für seine gute Tat schenkt ihm der Figaro eine Hutschachtel. Auf den Inhalt ist Titus nicht neugierig; wahrscheinlich ist ein schäbiger Zylinder darin.

Auf dem Weg zum Schloss trifft er auf seine Freundin Salome, der er sein Missgeschick, den Verlust des Ausbildungsplatzes, erzählen will. Das Mädchen besitzt ebenfalls rote Haare und wird deshalb gefoppt. Aber mit Schleiertänzen - weil sie Salome heißt - hat sie nichts im Sinn. Vielmehr hütet sie auf Schloss Cypressenburg die Gänse. Gleiches Schicksal verbindet und so hat sich zwischen den jungen Leuten eine Liebesromanze angebahnt. Während die weisungsbefugte Schlossgärtnerin Flora Baumscheer das Rendezvous abrupt beendet und und dem Mädchen eine Aufgabe zuteilt, hat Titus Gelegenheit, einen Blick in die Hutschachtel zu werfen und gewahrt darin eine tiefschwarze üppige Lockenperücke. Titus ist entzückt, denn damit kann er frohgemut in höhere Regionen emporklimmen. Die schnöde Welt wird er nun hinter sich lassen, denn der Aufstieg in die feine Gesellschaft - ihm wegen seiner ordinären roten Haare bisher verwehrt - wird ihm zur Gewissheit.
2. Akt: Das gräfliche Schloss dient ihm als Jagdrevier. Zuerst fällt ihm die Witwe Flora Baumscheer in die Hände und dann erwärmt sich auch die Kammerfrau der Gräfin für sein lockiges schwarzes Haar. Sie flirtet mit Titus und lässt sich von ihm umschmeicheln. Das bringt Monsieur Marquis auf die Palme, denn auf Constantia hat er bereits seine Besitzansprüche angemeldet, was Titus aber nicht aufgefallen ist. Der Undankbare schleicht sich an den im Clubsessel eingenickten Titus heran, nimmt sein Geschenk wieder an sich und macht sich mit der Perücke davon. Titus bemerkt beim Erwachen, dass seine schwarze Lockenpracht verschwunden ist und stellt sich die Frage, wer so gemein sein kann, ihm den Kopfputz zu stehlen. Doch er hat Glück im Unglück, Monsieur Marquis hat vergessen, den Perückenschrank abzuschließen. In Schwarz ist nichts Passendes vorhanden und so stellt der Feuerfuchs sich jetzt auf Blond ein.

Die Kammerfrau will Titus der Gräfin vorstellen und verkündet ihr, dass ein neuer Kammerjunker vor der Tür steht. Er sei sehr charmant, doch seine Frisur ist schwarz. Schwarze Haare sind nicht ihr Fall, doch was die Gräfin dann zu sehen bekommt ist platinblond, was sie sehr beglückt, denn schwarz kann sie absolut nicht ausstehen. Sie glaubt, Apollo selbst stehe vor ihr. Die Kammerfrau weiß nicht, was sie glauben soll, und fällt erst einmal in Ohnmacht. Als Constantia wieder zu sich kommt, geht sie wutentbrannt auf Titus los und bezeichnet ihn als Betrüger. Frau Gräfin sieht das gegenteilig und entlässt die Zofe aus ihren Diensten. Die Kammerfrau rennt ob dieses Unrechts wutentbrannt zur Polizei.

Die Gräfin ist von ihrem blonden Cherub ganz hingerissen. Einen schwarzen Frack aus Beständen ihres verstorbenen Gemahls holt sie hervor, damit er zur Abendgesellschaft angemessen gekleidet ist und sie bei ihrer gesanglichen Darbietung mit der Harfe begleiten kann „Fühlingswonnen“ lautet der Titel des von ihr selbst vertonten Liedes und der Musensohn versteht es, sie passabel zu begleiten, so dass sich Wonnegefühle auch tatsächlich einstellen, was bei der Gräfin einen Ohnmachtsanfall nach sich zieht. Die Gäste, unter ihnen die sechs Banditen, unternehmen Wiederbelebungsversuche, als plötzlich die Saaltür aufgeht.

Wütend stürzen Flora und Constantia in die Halle und beschimpfen Titus als Witwenschänder, Lumpenkerl und Vagabund. Er wolle seine schwarzen Locken nicht sehen lassen, weil er ein ausgekochter Gauner sei und alle nur an der Nase herumführe. Gut, dann wird Titus „Farbe bekennen“ nimmt seine blonde Perücke ab und präsentiert sich in jener Haarpracht, wie Gott ihn geschaffen hat. Die drei Furien wollen wutentbrannt auf Titus losgehen, als die Tür noch einmal aufgeht. Bauereibesitzer Spund erscheint mit Salome an seiner Seite und schließt seinen Unglücksneffen in die Arme. Seine spontane Reaktion, ihn vor die Tür zu setzen, hat er bereut und er bitter ihn, an seinen alten Arbeitsplatz zurückzukehren. Die Furien haben sich ausgetobt, Salome schmilzt dahin, aber Titus Feuerfuchs beschließt, noch nicht zu heiraten, sondern den Beruf zu wechseln und Perückenmacher zu werden.
Letzte Änderung am 15. September 2013
Beitrag von Engelbert Hellen

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