Giuseppe Verdi (1813-1901)

Oberto, Conte di San Bonifacio

(Oberto, Graf von San Bonifacio)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Oberto, Conte di San Bonifacio
Titel deutsch: Oberto, Graf von San Bonifacio
Titel englisch: Oberto, Count of San Bonifacio
Titel französisch: Oberto, comte de San Bonifacio
Entstehungszeit: 1839
Uraufführung: 17. November 1839 in Mailand (Teatro alla Scala)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 150 Minuten
Autograph: Mailand: Ricordi
Erstdruck: Mailand: Ricordi, 18xx
Verlag: New York: Calmus, 1970
Mailand: Ricordi, 1996
Zusatzinformationen: Libretto

Kaufempfehlung:

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[Details]
Oberto (Coviello, DDD/LA, 2015)
Giuseppe Verdi (1813-1901)

»Die Capella Aquileia spielt präzise artikulierend und variabel wie ein Originalklangensemble.« (Fono Forum, Juni 2017)

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Zur Oper:

Art: Dramma in due atti
Libretto: Temistocle Solera nach einem existierenden Libretto von Antonio Piazza
Sprache: italienisch
Ort: Ezzelinos Schloss (nahe Bassano)
Zeit: 1228

Personen:

Oberto: Graf von San Bonifacio (Bass)
Leonora: seine Tochter (Sopran)
Cuniza: Schwester des Ezzelino und Fürstin von Bassano (Mezzosopran)
Riccardo: Graf von Salinguerra (Tenor)
Imelda: Cunizas Vertraute (Mezzosopran)
Weitere: Hofdamen, Kavaliere, Vasallen, Offiziere, Soldaten, Dienerschaft (Chor und Statisten)

Handlung:

1. Akt: 1. Bild: Eine liebliche Landschaft nahe beim Schloss von Bassano

Graf Riccardo ist auf dem Weg zu seiner bevorstehenden Hochzeit mit Cuniza, die im Schloss Bassano stattfinden wird. Kurz vor dem Schloss begrüßen ihn Rittern, Damen und Vasallen im Chor: Italiens Städte seien durch Krieg zerstört und nur er könne als schützender Geist den lang ersehnten Frieden bringen. Riccardo preist den Tag, da sich sein Sehnen nach Cuniza endlich erfüllt. Er berichtet, dass er sich mit dem mächtigen Ezzelino verbündet habe, und verspricht, dass er die Feinde niederschmettern werde. Gemeinsam ziehen alle zu Ezzelinos Schloss Bassano.

Als sich die Gesellschaft entfernt hat, tritt Leonora auf. Der freudige Chor ist verklungen. Sie wird sicherlich bei der Hochzeit nicht erwartet - und erst recht nicht am Altar. Aber auch sie wolle schwören - schwören, dass Riccardo sie verführt und sich dann von ihr abgewandt habe. Immer noch liebt sie den Verführer und doch wünscht sie, die Unschuld des ersten Tages wiedergewinnen zu können. Sie denkt auch an Oberto, ihren Vater, dem sie dadurch großen Schmerz zugefügt hat. Aber Riccardos Frevel wird gesühnt werden - der Tag ihrer Rache ist gekommen.

Leonora entfernt sich und der verbannte Oberto tritt auf. Aus einem Brief seiner Schwester hatte er erfahren, dass seine Tochter nach Bassano gereist war, um Riccardo des Treuebruchs anzuklagen. Nun will er sie finden, bevor sie das Schloss erreicht. Und er weiß auch, in welcher Gefahr er schwebt, da er trotz Verbannung zurückgekehrt ist. Vielleicht hat Leonora damit sogar seinen letzten Tag heraufbeschworen!

Sinnend erscheint Leonora wieder auf der Szene. Die Hochzeit soll bei Einbruch der Nacht beginnen. Sie hofft, dass es ihr im Schutz der Dunkelheit gelingt, unbemerkt ins Schloss zu gelangen. Als sie aufblickt, sieht sie ihren Vater vor sich stehen. Auch er hat sie bereits an ihrer Stimme erkannt. Oberto fragt nicht danach, wie seine Tochter in diese Situation gekommen ist. Er hält ihr vor, sich schamlos verhalten zu haben und die Ehre seiner letzten Tage zu beschmutzen. Es genüge ihr nicht, dass er in Verbannung leben müsse - nein, durch Ihr Erscheinen beim Schloss der Feinde sei er gezwungen, auch hierher zurückzukehren. Verzweifelt ruft Leonora ihm entgegen, sie werde die Schmach rächen oder sterben. Nun endlich ist Oberto besänftigt und versichert, er werde ihr seine väterliche Liebe wieder schenken, wenn sie die Verbrechen des Verführers enthüllt habe. Gemeinsam entfernen sie sich in Richtung auf Bassano zu.

2. Bild: Eine prächtige Halle im Schloss von Bassano

Die Zofen Cunizas preisen die Schönheit ihrer Herrin und vergleichen ihre Reinheit mit dem Schnee auf den Hügeln. Sie bedankt sich herzlich für die lieben Worte. Mit Maiglöckchen geschmückt erwartet sie strahlend ihren Bräutigam, der nun eintritt - und doch, ein seltsames Furchtgefühl erfüllt ihre Brust. Sie kann die klagende Stimme in ihrem Herzen nicht deuten. Riccardo lenkt sie ab und spricht vom Glück der nahenden Hochzeit. Cuniza will ihren Bräutigam nicht betrüben und meint, ihre unheilvollen Ahnungen würden bei den Feierlichkeiten vergehen wie ein böser Traum. Riccardo reicht ihr die Hand - er will ihr Freude und Ruhe wiedergeben, doch ohne sie lieber sterben - und beide gehen ab.

Oberto und seine Tochter haben sich ins Schloss geschlichen. Oberto hält sich versteckt und Leonora bittet Imelda, deren Herrin sprechen zu dürfen. Sie begründet ihr Ansinnen damit, dass dieses Gespräch entscheidend für Cunizas Zukunft sein werde. Imelda ahnt die Bedeutung der Worte der Fremden und geht, ihre Herrin sogleich zu holen. Noch während Leonora sich selbst Mut zuspricht, erscheint Cuniza und fragt nach dem Begehr der Fremden. Diese Fremde gibt sich nun ohne Umschweife als die Tochter des Feindes Oberto zu erkennen und deutet auf das Versteck, aus dem ihr Vater jetzt der zitternden Cuniza gegenübertritt. Oberto erklärt, dass seine Ehre trotz der Verbannung nie befleckt worden sei. Nun aber sei seine Ehre von einem Schurken beschmutzt worden. Auch Cuniza weiß um die Gefahr, in die sich der Verbannte begeben hat. Dafür muss ein äußerst wichtiger Grund vorliegen. So bittet sie ihn zu sprechen und bietet ihre Hilfe an, wenn sie denn helfen könne. Leonora bekräftigt, nur Cuniza könne helfen, obgleich ihr Herz zerspringen werde, wenn sie die Anklage höre. Vater und Tochter berichten von der Schmach, die Riccardo ihnen angetan an. Leonoras Ehre habe er verraten für eine andere Frau - für sie, für Cuniza. Er werde seine Schmach mit dem Schwert rächen. Cuniza ist starr vor Entsetzen und fleht ihn an, sich zu mäßigen und sich nicht in noch höhere Gefahr zu begeben. Sie selbst werde sich für die auch ihr angetane Schmach rächen. Schnell versteckt sie Oberto in einem Nebengemach, da sie hört, dass sich jemand nähert.

Imelda führt Riccardo und Vertraute des Hofstaats herein. Mit eisiger Stimme zeigt Cuniza auf Leonora und fordert eine Erklärung ihres Bräutigams. Riccardo schäumt vor Wut, ist aber um eine Antwort nicht verlegen: Er habe diese Frau einst geliebt, doch sei sie ihm treulos geworden. Leonora ist ob dieser Worte erschüttert - erst entehrt und nun auch noch verleumdet. Die Anwesenden sehen, dass großes Leid in Leonoras Gesicht geschrieben steht. Bevor aber jemand weiter reagieren kann, kommt Oberto aus seinem Versteck hervor und fragt schneidend, wer es da wage, seine Tochter zu beleidigen. Im Augenblick wird er erkannt. Allen ist klar - vor allem Oberto selbst -, dass er sich mit seinem Auftreten inmitten der Feinde selbst das Todesurteil gesprochen hat. Er fordert Riccardo zum Kampf, der aber entgegnet, er wolle aus Mitleid nicht gegen diesen alten Mann kämpfen. Leonora bezichtigt ihn der Schamlosigkeit, Cuniza fühlt ihre Liebe in Hass umschlagen und der Hofstaat fordert Bestrafung des Schuldigen - aber Frieden für alle übrigen - und der Vorhang fällt.
2. Akt: 1. Bild: In Cunizas Privatgemächern

Die Hofdamen beklagen das Unglück ihrer betrogenen Herrin. Imelda meldet, Riccardo wünsche seine Braut zu sprechen. Cuniza erinnert sich der traumhaft schönen Tage ihres jungen Glücks, an denen jeder Gedanke an Riccardo für sie Liebe, Freude und das Paradies bedeuteten. Das alles ist zerstört, jetzt sind Gedanken an ihn wie Gebete aus einem eisigen Grab. Sie entscheidet, Riccardo solle zu Leonora zurückkehren und deren Ehre retten. Sie selbst will ihn zu der Frau führen, der er sein erstes Treuversprechen gegeben hat. Die Hofdamen jedoch bezweifeln, dass der Verräter einer so großherzigen Geste überhaupt würdig sei.

2. Bild: Ein abgelegener Platz im Schlossgarten

Einige Ritter haben sich im Schlossgarten getroffen und beklagen, dass sich der schöne Tag in finstere Schatten verwandelt hat. Alle Freude hat sich wie ein verlogener Traum aufgelöst. Im Abgehen sind sich die Ritter einig, dass das betrogene und aller Hoffnung beraubte Mädchen getröstet werden muss.

Oberto betritt den Platz. Riccardo ist noch nicht zu sehen. Hat der Bote die Aufforderung zum Duell nicht überbracht oder war zu feige dazu? Einerlei, der Schurke wird sich vor seinem Schwert nicht retten können. Er fühlt sich noch stark genug zum Kampf. Wenn aber die Vorsehung es so beschlossen habe, werde er in diesem Duell sterben, die Schande der Ehrverletzung aber nicht ungerächt auf sich lasten lassen. Aus dem Hintergrund rufen die Ritter nach ihm. Cuniza hat ihn unter ihren persönlichen Schutz gestellt. Oberto will jedoch nicht weichen. Er muss seine Ehre wiederherstellen und die Schmach seiner Tochter rächen. Einer wird auf diesem Platz fallen, so hat es das Schicksal bestimmt!

Riccardo nähert sich. Oberto zwingt sich für den Kampf zu eiserner Ruhe. Erneut warnt Riccardo ihn vor einem ungleichen Kampf - der Graubart könne gegen ihn nicht bestehen. Zornig schmäht Oberto ihn, die Salinguerras seien zu feige im Kampf. Helden seien sie nur bei Frauen! Wütend zieht Riccardo sein Schwert und will auf Oberto losstürmen. Cuniza, die mit Leonora zusammen den Kampfplatz betritt, gebietet ihm Einhalt, denn er habe schon zu viel Schande über dieses Land gebracht. Wut und Ärger streiten in Riccardos Brust, als er vor beiden Frauen steht. Ihn treiben Gewissensbisse, möge ihn doch die Erde verschlingen! Leonora gesteht sich ein, dass sie Riccardo noch immer liebt, auch wenn er bisher falsch und treulos war. Oberto mischt sich ein: Riccardo werde seinem Schwert nicht entrinnen können, wohin er auch gehe. Wieder trachtet Cuniza danach, das Blutvergießen zu vermeiden. Sie vergibt Riccardo. Er kann der endgültigen Schande entgehen, wenn er sich aufrichtig und treu Leonora wieder zuwende und sie heirate. Oberto beharrt auf dem Zweikampf und Riccardo will sich ihm stellen. Er reicht Leonora die Hand, muss sich aber von ihr trennen, denn seine Ehre gebietet ihm, den Kampf auszufechten. Die Kontrahenten entfernen sich Richtung Wald, die Frauen in entgegen gesetzter Richtung.

Die mit Cuniza gekommenen Ritter berichten sich gegenseitig, die Kämpfer hätten sich die Hand gereicht - aber zur Versöhnung oder zum Kampf? Das kann niemand erkennen. Da ertönt das Klirren aufeinander treffender Schwerter. Ein entsetzlicher Verdacht - die Ritter laufen zum Wald. Mit gezogenem Schwert in der Hand taucht Riccardo auf. Erschüttert wird ihm jetzt bewusst, dass er den Alten niedergestreckt hat. Er hört ein Seufzen… das ist nur der Wind - ein erneutes langes Seufzen… nicht der Wind, es ist das letzte Seufzen des Sterbenden. Er fleht den Himmel um Gnade an und stürzt davon.

Cuniza und Imelda kehren völlig verstört auf den Platz zurück. Die Ritter eilen herbei. Sie haben den Sterbenden gefunden und Leonora hat alles mit ansehen müssen. Taumelnd wird Sie herbeigeführt. Sie beklagt, alles verloren zu haben und letztlich am Tod ihres Vaters Schuld zu tragen.

Ein Bote überbringt Cuniza einen Brief, aus dem Cuniza vorliest, Riccardo sei außer Landes geflohen. Er bitte Leonora um Vergebung, sein Besitz solle ihr… Leonora unterbricht sie: Kein Wort weiter - ihr bleibe nur die Einsamkeit einer Klosterzelle und die Hoffnung auf einen baldigen Tod in Tränen!
Letzte Änderung am 27. Juli 2009
Beitrag von Peter Kranz

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