Richard Wagner (1813-1883)
Götterdämmerung
Allgemeine Angaben zur Oper:
Titel: | Götterdämmerung |
Titel : | Twilight of the Gods |
Titel : | Le Crépuscule des Dieux |
Entstehungszeit: | 1848-74 |
Uraufführung: | 17. August 1876 in Bayreuth (Festspielhaus) Dirigent: Hans Richter |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 250 Minuten |
Erstdruck: | Mainz: B. Schott's Söhne, 1876 |
Verlag: | Mainz: Schott, 1980-82 New York: Dover Publications, 1982 |
Opus: | WWV 86D: Der Ring des Nibelungen - D Dritter Tag: Götterdämmerung (ursprünglich: Siegfrieds Tod) |
Kaufempfehlung:
CD: | [Details] |
Götterdämmerung (Orfeo, ADD/m/LA, 55) Richard Wagner (1813-1883) K. Malisch in FonoForum 12/94: "Die Haupt-attraktion ist zweifellos die junge BirgitNilson. Unangefochtener und müheloser hatwohl kaum je eine Sopranistin diese heiklePartie bewältigt. Daß "Hagen, der Grimme" zuGottlob Fricks großartigsten Rollen über-haupt zählte, demonstriert er hier noch nach-drücklicher als auf der späteren Studio-Produktion." |
weitere ... |
Zur Oper:
Art: | Oper in einem Vorspiel und drei Aufzügen |
Libretto: | Richard Wagner |
Sprache: | deutsch |
Ort: | am Ufer des Oberrheins, in Worms und auf dem Walkürenfelsen |
Zeit: | 5. Jahrhundert |
Personen:
Siegfried: | (Tenor) |
Gunther: | (Bariton) |
Gutrune: | (Sopran) |
Hagen: | (Bass) |
Alberich: | ein Nibelung (Bass-Bariton) |
Brünnhilde: | (Sopran) |
Waltraute: | (Mezzosopran) |
Woglinde: | Rheintochter (Sopran) |
Wellgunde: | Rheintochter (Sopran) |
Floßhilde: | Rheintochter (Alt) |
Weitere: | drei Nornen (Alt, Mezzosopran, Sopran), Mannen und Frauen |
Handlung:
Prolog: | Yggdrasil hieß die Weltesche, unter der drei Nornen saßen, um am Schicksal von Göttern und Menschen zu spinnen. Nornen sind Schicksalsdamen, den griechischen Parzen ähnlich, die sich ihr Arbeitsgebiet aufgeteilt haben. Urd steht für die Vergangenheit, Verdandi bestimmt die Gegenwart und Skuld kümmert sich um die Zukunft. Ihre Namen erwähnt Richard Wagner in seiner Oper nicht, weil die Silben sich schlecht singen lassen und zum anderen sollte der Nibelungen-Zyklus nicht länger werden, als unbedingt nötig. Die Nornen wurden umquartiert, denn der Machthaber unter den Göttern benötigte die Weltesche für Anmachholz, um eine Götterdämmerung einzuleiten. Die Genannten haben jetzt auf dem Walkürenfelsen Quartier bezogen und mussten das goldene Schicksalsseil, ihr Arbeitsgerät, an eine Tanne knüpfen, damit es nicht auf dem Boden herumliegt und verfault. An der Weltesche hatte Wotan einen Naturfrevel begangen. Er hatte Holz entnommen, um daraus den Schaft für einen Speer zu schnitzen - ein verrückte Idee. Unglücklicherweise versickerte gleichzeitig auch die Quelle zu Füßen Yggdrasils, so dass der Baum kein Wasser mehr bekam, verdorrte und das Holz weggeräumt werden musste. Das Symbol seiner Weltherrschaft existiert nicht mehr, deshalb soll Walhall dem Erdboden gleichgemacht werden, denn Wotan hat zum Lenken und Regieren keine Lust mehr - seine Depressionen summieren sich. Im Hintergrund leuchtet Feuerschein. In der Waberlohe ist Brünnhilde eingeschlossen worden, weil sie einst gegen Vater Wotan ungehorsam war. Siegfried kann nur zu ihr stoßen, wenn er sich seine Tarnkappe aufsetzt. Urd stellt sich dumm, tut so, als ob sie von nichts wüsste und fragt ihre Schwester „Welch Licht leuchtet dort.“ Verdandi weiß es nicht und weicht aus: „Dämmert der Tag schon auf?“ Die dritte Norn ist die Gescheitest des Trios. Sie hält einen Vortrag und lässt sich darüber aus, was Wotan Übles im Schilde führt, ohne vorher seine Frau zu fragen. Das Holz der kleingehackten Weltesche ist an Walhalls Ringmauer schon geschichtet. Jetzt muss nur noch Loki kommen und Feuer machen. Ein paar Äpfel aus Freias Obstgarten hat der Brandstifter vorher noch einsammeln können, aus dem Rest sind Bratäpfel geworden. Ohne die übliche vitaminhaltige Ernährung bleibt der Göttergesellschaft nichts anderes übrig, als wegzudämmern. Die kostbaren Teppiche und Möbel, Importe aus Nibelheim - Kunsthandwerk aus Sklavenarbeit - sind ein Raub der Flammen geworden. Freia ist untröstlich, ihre Apfelbäume liegen verkohlt am Boden und Frickas vorlautes Mundwerk ist verstummt. Das Einreisevisum - Austrien und Neustrien kämen infrage - ist aus zeitlichen Gründen nicht eingetroffen. Nibelheim fällt grundsätzlich nicht in Betracht, denn Hammer und Amboss machen zu viel Lärm und stören den Schlaf. Die Nornen versuchen zu retten, was noch zu retten ist und spannen das Schicksalsseil straffer - Der Faden wurde in ihrem Eifer jedoch überdehnt und reißt. Ein böses Omen - es hat sich ausgesponnen. Die Arbeit am Weben des Schicksals macht keinen Spaß mehr. Die züchtig Gewandeten knüpfen die Reste zusammen, schlingen sie sich um den Körper, um diese zu einem Sammelpaket zu vereinen. In der Tiefe wohnt Allmutter Erda, zu ihr wollen sie sich begeben. Ein Hechtsprung und gluck, gluck - weg waren sie. SZENENWECHSEL, ORCHESTERZWISCHENSPIEL Brünnhilde bedankt sich für die schöne Nacht, in der ihr Held ihr reichlich Minne geschenkt hat. Sie beklagt, dass sie nicht mehr anzubieten hat, als ihre Liebe. Doch ihre Unschuld gab sie dem Helden auch, dem sie sich nun in Dankbarkeit zuneigt. Er soll die Arme bitte nicht verachten! Sie weiß, sie gibt wenig, aber sie gönnt ihm alles. Im Schlaf hat er sie vorgefunden, ihr den Helm abgesetzt und den Brustpanzer erbrochen. Doch Siegfried wehrt ihrer Bescheidenheit und erinnert sie, dass er noch ganz andere Sachen hinter sich gebracht hat: Einen wilden Wurm hat er erschlagen - ist das nichts? Er soll immer daran denken, dass er mutig durch das lodernde Feuer geschritten ist, um sie zu erobern. Auch soll er sich immer der Eide erinnern, die sie einander geschworen haben, damit das heilige Feuer der Liebe in Brünnhildens Brust niemals ausgeht, warnt die um die Beständigkeit seiner Treue Fürchtende. Jetzt möchte der Held aber zu neuen Taten aufbrechen, denn er hat schon zu viel Zeit vertrödelt und in der schmucklosen Wohnhöhle wird es langsam langweilig. „In der Lohe heiliger Hut“ kann ihr nichts passieren, was quer kommen könnte. Sie schenkt ihm als vorläufiges Abschiedsgeschenk ihr Pferd - denn Grane braucht Auslauf und frische Luft. Der wilde Rücken ihres verdienten Pferdes wird ihn von einem Sieg zum anderen tragen. Siegfried hat auch eine Gegengabe anzubieten. Er streift als Pfand seiner Treue, einen kostbaren Ring vom Finger, sagt aber nicht, dass es das Schmuckstück ist, welches aus dem Rheingold geschmiedet und dem Alberich abgenommen wurde. Soll Brünnhilde doch schauen wie sie mit dem anhaftenden Fluch, der an dem Juwel haftet, fertig wird! „Heil dir Brünnhilde, prangender Stern!“ Heil dir Siegfried, siegendes Licht.“ Man winkt sich noch einmal zu und dann kann Brünnhilde schauen, was sie in Zukunft mit ihrer Freizeit anfängt. Der Feuerring kommt langsam zum Erlöschen, denn es gab Jemanden, der des Göttervater Speerspitze nicht fürchtete. ORCHESTERZWISCHENSPIEL: SIEGFRIEDS RHEINFAHRT |
1. Akt: | 1. Szene: In der schönen Stadt Worms am Oberrhein herrscht König Gunther. Verheiratet ist er noch nicht. Auch seine Schwester Gutrune hat noch keinen Mann. Nach dem Willen Richard Wagners besitzt Gunther noch einen Halbbruder, namens Hagen, der ein Sohn Alberichs sein soll. Das Trio residiert in der Gibichungenhalle - so benannt, weil der gemeinsame Vater Gibich geheißen hat. Dessen Frau hieß angeblich Grimhild. Die Ehrvergessene ließ sich verleiten, mit Alberich fremd zugehen. Natürlich war dabei Zauberei im Spiel, denn sonst hätte die Konstruktion Richard Wagners nicht geklappt, dass Hagen ein Halbbruder Gunthers sein soll. Nur so hat der Vermessene die Berechtigung, sich überhaupt in der Gibichungenhalle aufhalten zu dürfen. Um den Opernbesucher aber nichts vollends zu verwirren, sei darauf hingewiesen, dass der Komponist mit der Verteilung der Namen das Nibelungenlied - das bedeutendste Erzeugnis deutscher Literatur - ein wenig verhunzt hat. Deshalb sei klargestellt, eine Gutrune gibt es im Nibelungenlied nicht, dort heißt die erwähnte Person Krimhild. Die Mutter dreier Burgunderkönige ist aber nicht Krimhild, sondern Ute. Gewiss wäre es ihr nie in den Sinn gekommen mit dem Giftzwerg Alberich eine Liaison einzugehen. Diese kleine Stammbaumforschung soll dazu dienen, die Wahrheit ans Licht zu rücken. Aus dramaturgischen Erfordernissen hat Richard Wagner hier gemogelt und einen kleinen Winkelzug arrangiert Gunther möchte von Hagen gern bestätigt haben, dass es sich am Rhein gut leben lässt. Ihm gehöre zwar die Königswürde, weil er der Erstgeborene sei, dafür habe aber Hagen die Weisheit gepachtet. Noch wichtiger als Weisheit sei Ruhm, widerspricht der Umschmeichelte. Hagen kennt Güter, die der andere noch nicht gewann. Unbeweibt sei er und nicht in der Lage, den Pflichten seines Königreiches zu genügen. Auch Gutrune fehle ein Gatte. Gunther möchte wissen, wen Hagen vorschlägt. Das herrlichste Weib auf der Welt sei Brünnhilde, aber an diese sei schwer heranzukommen. Sie sitzt hoch auf einem Felsen, ist von einem Buschfeuer eingeschlossen und nur derjenige, welcher die Courage hat, den Wall zu durchdringen, darf die Augen zu ihr erheben. Gunther falle nicht unter die Begehrenswerten, denn nur dem Stärksten sei sie bestimmt. Und wer ist das? Der Naturbursche, welcher in Betracht komme, sei der Sohn eines Zwillingspaares. Im Wald sei er aufgewachsen und habe bereits etliche kühne Taten vollbracht. Aber warum sollte Brünnhilde sich das Luxusobjekt angeln? Vielmehr wäre er der passende Partner für Gutrune. In der Tat, der Bursche bezwang einen riesigen Wurm und schloss ihm den gefräßigen Schlund mit einem einzigen Schwertstreich. Jetzt ist der blonde Jüngling Besitzer des Nibelungenhorts und hat ihn bei der Rheinischen Bank deponiert. Hagen weiß noch zu berichten, dass die Nibelungen ihm dienen. Gunther ärgert sich, dass Hagen in ihm Begehrlichkeiten weckt, ihm aber gleichzeitig die Ausweglosigkeit ausmalt, das begehrenswerte Weib auch zu bekommen. Hagen fasst den Bruder am Ärmel und zwinkert ihm zu. Wenn Siegfried die Braut herbrächte, würde sie ihm auch gehören. Und warum sollte Siegfried sich auf einen Deal einlassen, der ihm nichts bringt? Damit er einen Anreiz hat, müsste man ihm Gutrune zur Eheschließung anbieten. Gutrune spitzt ihre Lauscher. Aber wenn Siegfried solch ein herrlicher Held ist, wie Hagen behauptet, wird er sich mit schönen Frauen längst eingedeckt haben. Mit leiser Stimme erklärt Hagen dem Mädchen die Funktion eines Liebestrankes. Gesetzt den Fall, Siegfried beträte die Gibichungenhalle und sie würde ihm das Gebräu kredenzen, würden seine Sinne völlig durcheinander geraten. Alle Frauen, die er bisher verwöhnte, würden vergessen und nur die neueste Eroberung Objekt seiner Wünsche sein. Gunther und Gutrune sind von Hagens Idee fasziniert und alle drei loben die Mutter, die den Prachtkeks gebar. Wäre es vielleicht denkbar, dass Siegfried auf die Jagd gehen könnte und zur Gibichungenhalle einen Abstecher macht? Ein Signalhorn ertönt aus der Ferne. Man begibt sich auf den Söller und schaut den Rhein hinunter. Tatsächlich sehen die drei Neugierigen einen Nachen mit Ross und Reiter näher kommen. Wenn ein Mann das Ruder mit starkem Arm ungewöhnlich schwungvoll gegen die Strömung schwingt, ist er auch in der Lage, einem Drachen eins aufs Maul zu geben. Ist er vielleicht zufällig der junge Königssohn aus Xanten, der nach Abenteuern sucht? „Hoi, hoi! Warum so eilig?“ Will der teure Held etwa vorbeirauschen? Gutrune zückt ihr Schnupftüchlein und winkt. Möchte der hehre Gast vielleicht einen Krug Met zusammen mit ihnen trinken? 2. Szene: „Heil! Siegfried, teurer Held!“ Hagen begrüßt den Ankömmling. Dieser sucht zu erraten, wer unter den Anwesenden Gibichs Sohn sei. Gunther stellt sich vor. „Willst Du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich Dir den Schädel ein“, gibt Siegfried seine Haltung zu erkennen. Doch Gunther wertet die Begrüßung des Raufbolds als Scherz und bietet seinem Ross einen geeigneten Rastplatz an. Wieso redet Hagen ihn mit seinem Vornamen an? Kennt er ihn etwa? Er habe ihn an seinem kräftigen Wuchs erkannt! Er soll besonders auf Grane aufpassen - das Pferd sei von edler Zucht! Der Held soll die Halle des Gibichungen-Vaters begrüßen und sich wie zu Hause fühlen. Gastfreundschaft kann Siegfried als Gegenleistung nicht bieten, aber sein Schwert wird ihn unterstützen, da er ihm seinen freundschaftlichen Bund anbietet. Er soll nicht so bescheiden auftreten, denn man sagt, dass der Nibelungenhort ihm gehöre. Dem Schatz habe er überhaupt keine Beachtung geschenkt, behauptet Siegfried, weil er Besitztum prinzipiell unnütz findet. Den Plunder ließ er dort liegen, wo er ihn vorfand und wo der Wurm ihn einst bewachte. Und er nahm wirklich nichts mit? Das Gebastelte interessiere ihn nicht, denn er weiß nicht, was er damit anfangen soll. Hagen zweifelt seine Auskunft an. Der Tarnhelm zum Beispiel sei ein kleines Wunderwerk. Wenn er ihn sich aufs Haupt stülpt, kann er sich in jede Gestalt verwandeln. Wünscht er zu verreisen, genügt der Vater des Gedankens und er wird unverzüglich ans Ziel gelangen. Vor dem Ring, den er ebenfalls entnommen habe, soll er sich hüten. Der Ring gehört ihm nicht mehr, behauptet Siegfried. Er schenkte den Goldschmuck einem edlen Weib. Meint er Brünnhilde? Hagen tritt zur Tür, hinter der Gutrune auf der Lauer liegt. „Willkommen Gast, in Gibichs Haus! Seine Tochter reicht Dir den Trank!“ Siegfried nimmt einen tiefen Schluck aus dem Trinkhorn und spricht ein paar rätselhafte Worte. Die Maid weiß genau, was sie gemacht hat und senkt verschämt den Blick. Die Wirkung des Tranks setzt sofort ein. Siegfried erklärt, dass er dem Bruder seine Freundschaft angeboten habe, doch offenbar kann dieser damit nicht viel anfangen. Wenn ihr Übermut ihm das gleiche Angebot mache, würde er sich zum Bunde bieten. Gutrune fängt den Blick Hagens ab und interpretiert, dass sie im Augenblick gar nichts sagen soll, sondern züchtig zu verschwinden habe. Siegfried ist verzückt, wechselt aber das Thema und fragt Gunther, ob er ein Weib habe. Dieser verneint und gibt als Grund an, dass er das, was er haben will, nicht bekommen kann, denn sie sitzt hoch auf einem Felsen und ein Buschfeuer umgibt ihre Wohnung. Nur wer das Feuer durchdringt und bei ihr einbricht, darf Brünnhildens Freier sein. Bei der Nennung des Namens zuckt Siegfried noch einmal zusammen und dann verschwindet Brünnhilde im Mülleimer seiner Erinnerung. Gunther bedauert, die hochmütige Frau nicht erringen zu können, denn er kommt den Felsen nicht hoch, weil er nicht klettern kann. „Ich fürcht' kein Feuer, für dich frei ich die Frau; denn dein Mann bin ich, und mein Mut ist dein, gewinn' ich mir Gutrun' zum Weib.“ Die frischgebackenen Freunde beteuern einander. „Gutrune gönn' ich Dir gerne!“ „Brünnhilde bringe ich dir!“ Wie will Siegfried es anstellen? Mit Hilfe der Tarnkappe leiht er sich seine Gestalt. Zum Schwur hat man schnell ein paar zünftige Wagner-Verse zur Hand und jetzt kann der Deal nicht mehr rückgängig gemacht werden. Warum schwört Hagen nicht auch mit ihnen Blutsbrüderschaft? Weil der Lebenssaft nicht edel genug ist und immerzu stockt, bleibt Hagen dem Bund fern. Nun geschwind auf die Reise! Hagen bewacht zwischenzeitlich die Halle. Um zuvor eine kleine Rast einzulegen, besteht keine Zeit mehr. Gutrune möchte noch gern wissen, wohin die Schiffsreise geht. Brünnhilde gewinnen, ist die schlüssige Antwort - anschließend sei sie auch zu Hochzeit fällig! Siegfried soll tatsächlich ihr gehören? Gutrune jubelt und Hagen singt seine Bravour Arie: „Hier sitz' ich zur Wacht.“ Er freut sich bereits mit Hilfe des Ringes die Macht der Welt an sich reißen zu können. Alle, die zur Zeit noch höhnisch auf ihn herab schauen, werden ihm eines Tages dienen. ORCHESTERZWISCHENSPIEL 3. Szene: Brünnhilde sitzt auf dem Walkürenfelsen und küsst den kostbaren Ring, den Siegfried ihr zum Abschied überlassen hat. Wonnige Erinnerung überfällt sie in regelmäßigen Abständen und verkürzen ihr die Wartezeit auf ihn. In der Ferne hört sie es donnern, aber es ist kein Gewitter, sondern zu ihrer großen Verwunderung kommt ihre Schwester Waltraud aus Walhall angebraust, um sie zu besuchen. Sie reitet aber kein Walross - diese Säuger wohnen im Wasser - auch kein Wogenross, sondern ein Luftross. Diese Lasttaxis gleichen eher einem Ackergaul, denn ihr Rücken wurden manchmal mit gefallen Helden hoffnungslos vollgepackt, um den Beschützern des Vaterlandes über den Wolken eine verdiente Heimstadt zu bieten. Was ist mit der Waberlohe? Bietet sie Brünnhilde keinen Schutz mehr vor Rüpeln und Sittenstrolchen? Ach Schwester, aus dem prasselnden Feuerring ist ein Schwelbrand geworden! Manchmal flackert er noch ein bisschen aber Loki macht seine Arbeit wirklich extrem nachlässig und macht nur ab und zu mal ein bisschen Wind. Bis vor kurzem hatte Brünnhilde noch drei Nachbarinnen. Sie saßen die meiste Zeit am Spinnrocken und behaupteten, am Schicksal von Göttern und Menschen zu wirken, hatten aber weder ein Konzept noch eine Ahnung. Nur Murks, nichts als Murks haben sie fabriziert. In den Schatten einer Tanne hatten sie sich verkrümmelt - der Faden war ihnen gerissen und dann sind sie unvermutet abgetaucht. Waltraute soll sich zu ihr 'rüberschwingen und den Renner in den Wald stellen. Hat Walvater nicht geschimpft, als sie ihm erzählte, sie wolle die liebe Schwester besuchen? Oder geht es ihr darum, sich hämisch zu freuen, weil es ihr miserabel geht? Doch, Waltraute hat ganz andere Sorgen. Walvater schickt die Schwestern nicht mehr zur Arbeit. Die gefallenen Helden liegen auf den Schlachtfeldern herum und verrotten. Wenn Wotan Information benötigt, schickt er seine Raben los. Ansonsten reitet er mit seinem Pferd allein durch die Welt, informiert sich ein wenig, regelt aber nichts. Walhall hat er in einem Anfall von Demenz angezündet. Die Götter wohnen in einem Trümmerhaufen. Zu den Mahlzeiten gibt es kein Obst mehr, denn der Apfelhof ist niedergebrannt. Keiner weiß, wo Freia sich herumtreibt und wo Fricka Unterschlupf gefunden hat ist unbekannt. An allem trägt der verhängnisvolle Fluch Schuld, den der Giftzwerg über den ihm entwendeten Ring verhängt hatte. Die Rheintöchter machen mordsmäßig Theater und geben wahrscheinlich nicht eher Ruhe, bis sie den albernen Reifen zurückbekommen werden. Was erwartet Waltraute eigentlich von der Schwester? Doch lassen wir den Komponisten auch einmal direkt zu Wort kommen, damit der Opernhörer nachvollziehen kann, wie der Komponist seine Phrasen baut. „Welch‘ banger Träume Mären meldest Du Traurige mir! Der Götter heiligen Himmelsnebel bin ich Törin enttaucht: nicht fasse ich, was ich erfahre. Wirr und wüst scheint mir dein Sinn; in deinen Augen so übermüde, glänzt flackernde Glut. Mit blasser Wange, du bleiche Schwester, was willst du Wilde von mir?“ Waltraute rät, dass sie den Ring, den sie an ihrer Hand trägt, ins Wasser werfen soll, damit die Rheintöchter ihr Gold wieder einsammeln können. Siegfried Liebespfand soll sie den Rheintöchtern geben! Ist Waltraute von Sinnen? Weiß sie überhaupt, was der Ring ihr bedeutet? Mehr als Walhalls Wonne, mehr als der ewige Ruhm! Kann die gefühllose Maid überhaupt erfassen, dass aus dem Ring ihr Siegfrieds Liebe entgegen leuchtet? Den Göttern soll sie zuraunen, dass sie von dem Ring niemals lassen wird. Es sei ihr „schnurzpiepegal“, wenn Walhalls strahlende Pracht in Flammen aufgeht. Wird die lieblose Schwester sie mit einer solchen Antwort nach Hause schicken? Waltraute soll sich auf ihr Ross schwingen und dahin zurückkehren, wo der Sauerampfer wächst Den Ring entführt sie ihr nicht! Wehe! Wehe! Walhalls Göttern wehe! 4. Szene: Ein Gewitter zieht auf. Es stürmt fürchterlich und die Waberlohe klettert einmal wieder über den Felssaum. „Was leckt so wütend die lodernde Welle zum Wall. Zur Felsenspitze wälzt sich der feurige Schwall.“ Erfreut vernimmt Brünnhilde aus der Tiefe Siegfrieds Hornruf. Entzückt fährt sie hoch. Auf, in ihres Heros Arme! Doch der Ankömmling ist nicht Siegfried. Brünnhilde weicht zurück und will wissen, wer zu ihr drang. Der Fremdling ist natürlich Siegfried, wirkt aber unter der Tarnkappe wie Gunther. Der Opernbesucher erinnert sich, dass Gutrunes Trunk den mutigen Helden in eine Identitätskrise gestürzt hat. Siegfried weiß zwar wer ist, aber nichts mehr von dem, was vorher passierte. Er gibt sich als Brautwerber Gunthers aus und befiehlt der Magd, ihm willig zu folgen. Brunhilde höhnt, dass es nur dem Stärksten bestimmt sei, sie zu gewinnen. Die Getäuschte merkt den Betrug, kann ihm aber nicht analysieren. Von Grauen geschüttelt fragt sie den Eindringling, ob er von Menschen abstamme oder aus Griechenland komme?. Siegfried sagt aus, dass er ein Gibichung sei und begehrt werde sie von Gunther, dem sie nun bitte folgen soll. Brünnhilde gibt Wotan die Schuld und klagt ihn an, dass er sie erneut demütigen will. Der Besucher eröffnet ihr, dass sie sich in ihrem Bettgemach mit ihm vermählen wird. Brunhilde ist sich sicher, dass er sie zu dieser Schande nicht zwingen kann, da der Ring sie schützt. Was gibt es da eigentlich zu begreifen, durch den Ring sei sie Gunther vermählt. Der Räuber soll sich nicht erfrechen, sich ihr zu nähern. Der Ring mache sie stärker als Stahl. Es gibt ein Handgemenge in dem Brünnhilde natürlich den Kürzeren zieht. Der Sieger setzt die Wehrlose auf die Bank und macht ihr klar, dass sie ihm jetzt ihr Bettgemach gönnen soll. Doch Minne gibt es in der Nacht nicht, denn schließlich will Siegfried seinem Blutsbruder die Treue bewahren. Sein Schwert Notung benutzt er als Trennlinie und legt den Abstandhalter zwischen ihre Körper. |
2. Akt: | 1. Szene: Hagen hatte versprochen, vor der Gibichungenhalle Wache zu halten, ist aber dann doch eingeschlafen beziehungsweise döst mit offenen Augen vor sich hin. Sein Vater Alberich erscheint, nimmt seinen Zustand wahr und versucht beschwörend auf ihn einzureden. Der Giftzwerg ärgert sich noch immer, weil Wotan ihm den Ring weggenommen hat, der die Weltherrschaft garantiert. Im Moment befinde sich dieser bei dem Wälsung und Alberich schmeichelt dem Sohn, sich zu beeilen, um ihn zurückzuerobern. Siegfried war es doch, der ihn dem Drachen abgenommen und die gröbste Arbeit hinter sich gebracht hat. Seine Aufgabe sei es jetzt, sich an den Wälsung heranzumachen, am besten, ihn gleich und schädlich machen. Hat er den Schneid? Nur um das Kleinod zurückzuerhalten, habe Alberich sich abgerackert und ihn gezeugt - Lust dazu hatte er keine. Hagen muss seinem Vater schwören, die angetragene Aufgabe gewissenhaft zu erfüllen. Alberichs Misstrauen ist begründet, denn Hagen überlegt bereits, ob er für den Ring nicht selbst auch Verwertung hat. 2. Szene: „Hoihoi Hagen! Müder Mann! Siehst du mich kommen?“ Siegfried kommt hinter dem Busch hervor und hängt seine Tarnkappe an den Gürtel. Wo braust der geschwinde Held plötzlich her? Aber das weiß er doch, auf dem Brünnhildenstein war er, um die stolze Maid zu entführen. „Hoihoi, Gutrune soll herauskommen, Siegfried ist wieder da. Wo bleibt das Gibichskind?“ Die fromme Maid soll sich freuen, zum Weib hat er sie heute errungen. Gutrune will wissen, ob Brünnhilde dem Bruder willig gefolgt sei? Hat Gunther sich auch nicht das Fell verbrannt, als er durch das Feuer geschritten ist? Für ihn nahm Siegfried die Gefahr auf sich, um sein Gutrunchen zu bekommen. Und wie war es? Hielt Brünnhilde ihn für Gunther. Natürlich! Mit Tarnhelm glich er ihm aufs Haar. Gutrune will alles ganz genau wissen und gibt mit ihrer Neugier keine Ruhe. Also, zuerst sei Siegfried neben ihr gelegen und dann hat er mit Gunther die Plätze getauscht, so dass der Erstgenannte seinen vollen bräutlichen Spaß kassierte. Also, noch einmal zusammengefasst! Siegfrieds Gedanken waren bei Gutrune, aber an ihrer Seite ruhte Gunther, schwindelt der Tarnkappenheld. Durch die verlöschende Lohe sei das Paar ins Freie gelangt und dann in die Barke gestiegen, während er sich unter dem Schutz seiner Spezialmütze unverzüglich nach Worms begab. Alle Unklarheiten beseitigt? Gutrune empfiehlt: „Lasset uns sie hold empfangen, dass heiter sie und gern hier weile! Du, Hagen, minnig rufe den Mannen nach Giebichs Hof zur Hochzeit! Frohe Frauen ruf' ich zum Fest: der Freudigen folgen sie gern.“ Siegfried reicht ihr die Hand und geht mit Gutrune in die Halle. 3. Szene: Eine Möglichkeit, Leute zu mobilisieren, bestand in der Vergangenheit darin, sich auf einen Hügel zu stellen und ins Horn zu stoßen. In Worms hatte Hagen die Position des Herolds inne. Wenn er blies, kamen die Leute aus allen Himmelsrichtungen angerannt und wollten wissen, ob es schon wieder Krieg gibt. Im Gegenteil, der König hat ein Weib gefreit. Siegfried, der Wurmtöter, hat ihn dabei unterstützt. Jetzt gilt es, Opfertiere zu schlachten, damit die Götter dem bräutlichen Paar Segen spenden und nicht Unheil stiften. Das Blut von starken Stieren soll am Opferaltar für Wotan fließen, für Froh falle ein Eber und für Donner soll ein Bock gestochen werden. Damit Fricka eine gute Ehe gibt, müssen noch ein paar Schafe dran glauben. Und wenn die Schwerarbeit getan ist, was kommt dann an die Reihe, fragen die Untertanen? Anschließend dürfen alle Festgäste das Trinkhorn in die Hand nehmen bis der Rausch die Gesellschaft zähmt. Dann wird Hagen wohl auch einmal ein bisschen lustig werden? Nun sollen die mutigen Mannen lachen und Gunthers Braut empfangen. Sie naht bereits! Die Männer springen in den Fluss und ziehen die Barke an Land. 4. Szene: Am Ufer ausgestiegen, stellt Gunther seine hohe Braut prahlerisch vor. Er sagt, dass das Geschlecht der Gibichungen nun zu höchstem Ruhm aufragen werde, nachdem die Götter es begünstigt hätten. Doch Brünnhilde ist keineswegs in bester Stimmung und verhält sich abweisend. Als Gunther nun auch den Helden Siegfried vorstellt, dem es gelang, die holde Schwester zu gewinnen, schlägt Brünnhilde erschreckt die Augen auf. Die Hand beginnt ihr zu zittern, und alle fragen sich: „Was ist mit ihr? Ist sie entrückt?“ Siegfried und Gutrune? Brünnhilde fällt es wie Schuppen aus den Haaren! „Gunthers milde Schwester: Mir vermählt wie Gunther du“, stellt Siegfried seine Partnerin vor. Brünnhilde schilt den Ahnungslosen einen Lügner. Doch dann bemerkt sie, dass Siegfried sie überhaupt nicht kennt. Er macht Gunther aufmerksam, dass seinem Weib offenbar übel sei. Dieser baut sich vor ihr auf und befielt ihr herrisch, dass sie sich ein bisschen zusammennehmen soll. Nun sieht Brünnhilde an Siegfrieds Finger ihren Ring und schreit heftig auf. Was ist los? Hagen tritt vor und ersucht die Mannen, sich zu merken, was die Frau ihnen zu erzählen hat. Brünnhilde berichtet aufgeregt, dass der Ring an Siegfrieds Hand nicht ihm gehöre. Gunther habe ihn ihr vom Finger gerissen und er soll doch jetzt bitte erklären, auf welche Weise er ihn bekommen habe. Siegfried behauptet, dass er den Ring nicht von seinem Blutsbruder bekommen habe. Brünnhilde besteht darauf, dass es der gleiche Ring sei, mit dem sie ihm vermählt wurde. Gunther soll bitte das Pfand zurückfordern. Gunther reagiert verwirrt und fragt, ob sie den Reif gut kenne. Er solle ihr doch bitte einmal zeigen, wo er den Reif versteckt hält, den er von ihr erbeutet hat. Gunther hülle sich in Schweigen und weiß nicht zu antworten. Wütend zeigt Brünnhilde auf Siegfried und behauptet, dass er und nicht Gunther es war, der ihn ihr entriss. Siegfried vertieft sich in den Ring und versucht sich zu erinnern, woher er das Schmuckstück hat. Dann erklärt er nach langem Nachdenken, dass er den Reif von keinem Weib erhalten habe, denn er gewann ihn beim Kampf mit dem starken Wurm, den er erschlug. Hagen mischt sich ein und fragt Brünnhilde, ob sie den Ring wirklich als Gunthers Hochzeitsgabe wiedererkennt. Wenn es so ist, habe Siegfried eine Betrügerei begangen und der Treulose wird es zu büßen haben. Verrat! Verrat! Brünnhilde schreit furchtbar nach Rache. Der Betrug soll gerächt werden, wir bisher niemals etwas gerächt wurde. „Heilige Götter, himmlische Lenker! Rauntet ihr dies in Eurem Rat? Lehrt ihr mich Leiden, wie keiner sie litt? Schuft ihr mir Schmach, wie nie sie geschmerzt? Ratet nun Rache, wie sie nie gerast! Zündet ihr Zorn, wie noch nie er gezähmt! Heißet Brünnhild' ihr Herz zu zerbrechen, den zu zertrümmern, der sie betrog!“ Gunther fordert die Erregte auf, sich zu mäßigen. Der Verräter solle weichen, entgegnet Brünnhilde, denn er selbst ist ein Verratener. Alle sollen es wissen, dass sie nicht Gunther, sondern Siegfried vermählt ist. Er zwang ihr Lust und Liebe ab. Siegfried rügt, dass Brünnhilde ihrer eigenen Ehre nicht achte. Die Zunge, die sie lästert muss er der Lüge zeihen. Blutsbrüderschaft hat er Gunther geschworen. Das Schwert Notung bewachte den Eid. Seine Schärfe trennte das Schwert von dem traurigen Weib. Doch Brünnhilde durchschaut nun das gesamte Volumen des Betruges und klagt Siegfried in aller Offenheit an. Er sei es gewesen, der sie in Gunthers Maske bezwungen habe. Doch dieser, durch den Zaubertrank seines Gedächtnisses verlustig, schwört auf die Speerspitze, die Hagen ihm hinhält, dass er dem Blutsbruder Gunther die Treue hielt. Doch Brünnhilde reißt im Affekt den Speer an sich und besteht schwörend auf ihrer Gegendarstellung. Siegfried fordert Gunther auf, seinem Weibe zu wehren, doch dieser möchte am liebsten vor Scham im Erdboden versinken. Siegfried legt seinen Arm um Gutrune und zieht sie scherzend mit sich fort - was kümmern ihn die Emotionen der anderen. 5. Szene: Brünnhilde kann den Verrat Siegfrieds nicht begreifen. Ließen sie ihre Zauberrunen dermaßen im Stich? Hagen bietet sich an, die betrogene Frau zu rächen. Wie will er das anstellen? Seines Speeres Spitze wird den Meineid an Siegfried rächen! Da müsse schon jemand kommen, der stärker sei, als er, kommentiert Brünnhilde sein Angebot ungläubig. Er weiß um Siegfrieds Stärke, aber auch von einer Stelle, an welcher er verwundbar sein soll. Brünnhilde soll ihm guten Rat raunen, wo Hagen seinen Pelz löchern kann. Falls Siegfried gelegentlich fliehen musste, zeigte er dem Feind nie den Rücken, folglich muss da irgendwo eine verwundbare Stelle sein, kramt die Befragte aus dem Nähkästchen ihrer Weisheit. Die Ortsbestimmung ist ungenau, doch Richard Wagner meint offenbar, dass die Stelle, die durch das hernieder schwebende Lindenblatt abgedeckt wurde, auch ohne nähere Angaben zu erraten sein müsse. Das Nibelungenlied lässt sich vergleichsweise auf ungenaue Stellenbeschreibung nicht ein, sondern legt fest, dass sein Weib ein rotes Kreuzchen exakt auf die Stelle nähen soll, an der Siegfried durchlässig sei. Ungenügend vorbereitet, droht das Unternehmen für Hagen riskant zu werden! „O Schmach! O Schande! Wehe mir, dem jammervollsten Mann!“ Hagen spottet, dass er niemals etwas anderes behauptet habe und Brünnhilde lamentiert, dass der Feigling sich hinter dem Helden Siegfried versteckte, um den Preis des Ruhmes und ihre Gunst zu erringen. Nun soll Hagen den Verzweifelten von seiner Depression befreien, ihm die Brust zerbrechen und das Mark zermalmen, bittet Gunther. „Da hilft kein Hirn, da hilft keine Hand, da Hilft nur Siegfrieds Tod!“ Das geht leider nicht, Gunther habe Siegfried Blutsbrüderschaft geschworen. Wenn Siegfried den Bund gebrochen hat, dann besteht die Sühne schlicht und einfach aus Blut? Hat Siegfried König Gunther etwa nicht verraten? „Alle habt ihr mich verraten,“ kreischt Brünnhilde dazwischen. Deshalb genüge ihr Siegfrieds Tod als Sühne für alle, Unbeteiligte inklusive. Hagen flüstert seinem Halbbruder zu, dass mit Siegfrieds Tod auch der Ring freigesetzt würde, und den will er doch haben, damit er die Macht der Welt in seinen Händen hält. Der Unbeständige soll deshalb nicht beginnen, zu lamentieren, sondern seine Zustimmung geben. Was wird aus der armen Gutrune? Wie wird man ihr den Tod des Gatten beibringen. Um Gutrune sei es nicht weiter schade, kommentiert Brünnhilde - den Gatten hat sie ihr genommen und zur Strafe soll sie jetzt vor Angst vergehen. Morgen ist der Tag der Jagd. Man kann die Verzweiflung von Gunthers Schwester mildern, indem man der Kleinen erzählt, ein wilder Eber habe den Helden angefallen und auseinander gebogen. Ein schöner Schlamassel, der sich da im Vorfeld zusammenbraut! Dramaturgisch ungünstig deplatziert, kommt jetzt der Brautzug mit Jubel, Blumengirlanden, Hörnerklang und Trallala. Siegfried wird von den Männern auf einem Schild getragen und Gutrune sitzt in einer Sänfte. Die Frauen fordern Brünnhilde auf, Gutrune, die ihr lächelnd zuwinkt, das Ehrengeleit zu geben. Doch die Gedemütigte hat nichts anderes im Sinn, als die heimtückische Rivalin aus der Sänfte zu werfen. Hagen hat Mühe, Brünnhildes Arm in den Griff zu bekommen und Gunther in Verwahr zu geben. |
3. Akt: | 1. Szene: Ist es wirklich der Rheinstrom, in dem Woglinde, Wellgunde und Floßhilde dem Jäger Siegfried auflauern, um ihm den Ring abzuschwatzen, der aus Gold geschmiedet wurde, welches ihm nicht gehörte. Oder ist es nur ein kleiner Süßwassertümpel, in dem die Nixen sich die Zeit mit Reigenspielen vertreiben. Weialala leia, wallala leialala! Sie hören sein Horn, aber der Held ist nicht in guter Stimmung, denn er hat noch nichts gejagt und ist der Vorstellung, dass Alberich das Wild vor ihm versteckt halte. Die Rheintöchter erklären, den Nachtalben, die alberne Person, welche ihm Bären und Rotwild verscheuchte, gesehen zu haben. Ach ist der haarige Geselle etwa ihr Friedel? Eine feine Wahl haben sie getroffen und er gönnt den lustigen Frauen den Spaß gern. Die Nicker lachen ihn aus und Woglinde fragt, was Siegfried ihnen gibt, wenn sie ihm das Wild wieder zutreiben. Was möchten sie gern essen, aber bis jetzt hat er noch keine Beute gemacht und für eine Einladung ins Restaurant sei er nicht fein angezogen. Der Ring, der ihm am Finger ragt, habe es ihnen angetan. Was bilden die Damen sich eigentlich ein? Um an den Ring zu gelangen hat er einen riesigen Wurm erschlagen müssen. Für ein bisschen Jagdglück gibt er die Kostbarkeit nicht heraus. Sein Weib würde ihn schelten! Bekommt der Geizkragen etwa auch Prügel von ihr.? So schön! So stark! So begehrenswert! Ist es denkbar, dass er sich nicht durchsetzen kann? Die Rheintöchter sehen ein, dass Siegfried nicht bereit ist, den Ring zu verschenken, drehen noch eine Runde und tauchen dann ab. Doch jetzt ist es Siegfried, der keine Ruhe gibt. Er bereut, die Mädchen vergrault zu haben, hält den Ring empor, schäkert mit ihnen und tut so, als ob er jetzt in Geberlaune sei. Die Rheintöchter sagen ihm, dass er das Schmuckstück ruhig behalten soll. Er wird schon noch merken, welches Unheil er am Finger trägt. Er könnte sich froh fühlen, wenn sie ihn von dem Reifen, der aus dem Gold des Rheins geglüht wurde, erleichtern würden. Dann sollen sie Mädchen ihm doch bitte vorsingen, was ihn Schlimmes erwarte. Die munteren Wasserminnen sollen rasch hochkommen - er will ihnen den Ring schenken. Nein, verschaukeln lässt Floßhilde sich nicht. Der Held soll den Ring gut verwahren bis das Unheil ihn erwischt. So wie der Wurm fiel falle auch er und zwar noch heute - ein Fluch sei in seinem Schicksalsfaden verwoben. Nur die Fluten des Rheins können ihn neutralisieren, wenn er sich von dem Reifen trennt und ihn dem Rhein zurückgibt. Doch Siegfried traut dem listigen Schmeicheln der Frauen nicht. Eindringlich ergeht eine letzte Warnung: „Siegfried, Siegfried! Wir weisen dich wahr. Weiche, weiche dem Fluch! Ihn flochten nächtlich webende Nornen in des Urgesetzes Seil!“ „Weialala leia, wallala leialala!“ Siegfried stützt den Fuß auf den Felsen und macht sich Gedanken über weibliche Logik. Zuerst wird geschmeichelt und wenn das anschließende Drohen nichts nützt, kommt das Keifen dran. Zumindest Gutrun', die Zierde der Frauen, hat er sich frisch gezähmt. Im Herzen trägt er ihre Treue. 2. Szene: Die Jagdgesellschaft trifft sich zum Mahl. Siegfried hat nichts erjagt, weil er seine Zeit mit den Rheintöchtern vertrödelt hat. Er bittet daher sie Gefährten, ihm von der Beute ein wenig abzugeben. Hat er wirklich nichts gefangen? Drei wilde Wasservögel hätte er erlegen können. Die seltsamen Geschöpfe haben ihm gesungen, dass man ihn noch heute erschlagen würde. Gunther erschrickt und blickt düster auf Hagen. Das wäre eine schlimme Jagd, wenn der Jäger selbst vom lauernden Wild erlegt würde. Siegfried hat Durst und man reicht ihm ein gefülltes Trinkhorn. Er soll die Jagdgesellschaft ein wenig unterhalten. Man sagt, dass er Fremdsprache beherrsche und sich sogar im Wortlaut der Vögel auskenne. Er habe inzwischen vieles verlernt, weil er auf das Lallen der Vögel nicht mehr sonderlich achte, antwortet der Gelobte. Siegfried möchte von Hagen zugeflüstert bekommen, ob Brünnhilde dem Gemahl auch keine Probleme mache. Wenn er sie so gut verstünde, wie er seine Vögel, gäbe es in der Tat keine. Seit er die Frauen singen hörte, ist ihm der Gesang der Vögel gleichgültig. Gunther soll nicht so betrübt dreinblicken! Wenn er möchte erzählt Siegfried ihm aus jungen Tagen. Alle sind von dem Angebot begeistert und drängen sich um ihn. Siegfried bringt sich in Positur: „Mime hieß ein mürrischer Zwerg“, beginnt Siegfried seine Ballade, der ihm das Schmieden beibrachte, obwohl der Buckelige selbst diese Kunst nicht beherrschte. Die Rüstung hat er schließlich hingekriegt, aber das Schwert musste er schon selbst schmieden. Mime schickte ihn los, einen Wurm zu erlegen und er zeigte ihm die Höhle, die Fafner sich als Unterschlupf gewählt hatte. Doch als er das Tier erlegt hatte floss Blut über seine Finger. welche danach fürchterlich brannten. Um sie zu kühlen führte er den Zeigefinger zum Munde und flugs konnte er die Sprache eines Vögleins verstehen, welches auf dem Ast über ihm saß und aufgelegt war, Konversation mit ihm zu machen. Der Piepmatz erzählte ihm, dass er aus dem Schatz, der in der Höhle läge nur den Tarnhelm auswählen solle, weil dieser zu wonnigen Taten anregen würde. Den Ring solle er aber auch mitnehmen, denn dieser mache ihn zum Herrscher dieser Welt. Allen anderen Plunder möge er liegen lassen, denn er sei von minderer Qualität. Die erwähnten Sachen habe er, wie geraten an sich genommen, aber der wonnige Laller war mit seinem Vortrag noch nicht fertig. Er warnte ihn vor dem heimtückischen Mime, der beabsichtige, alle netten Sachen an sich zu bringen. Und was ist dann mit Mime passiert. Kurzen Prozess habe er mit seinem Ziehvater gemacht: „Notung steckte den Strolch!“ Hagen füllt dem Redseligen das Füllhorn nochmals nach und träufelt den Saft eines Kräutleins hinein, um wie er sagt, zu bewirken, dass ihm auch Zurückliegendes nicht entfalle. Das Medikament bewirkt, dass die jüngsten Ereignisse den Weg in sein Gedächtnis zurückfinden. Folgerichtig erzählt der Betrogene nun von dem herrlichen Weib, welches oben auf dem Felsen schlief. Er durchschritt die flammende Barriere und brachte das Wertstück in seinen Besitz. Brünnhilde befreit er dann von Helm und Rüstung. Siegfried gerät in Verzückung und Gunther in Bestürzung, als der mutige Held nun die Einzelheiten hervorkramt. „Zum Lohn fand er ein wonniges Weib in lichter Waffen Gewand Den Helm löst ich der herrlichen Maid; mein Kuss erweckte sie kühn: oh, wie mich brünstig da umschlangen der schönen Brünnhilde Arm.“ Errät Siegfried auch der Raben Geraun', die gerade über seinem Kopf vorbeifliegen. Siegfried kommt nicht dazu, hinzuhören, denn er ist durch die Frage abgelenkt. Seinem Erzfeind hat er seinen Rücken zugedreht und Hagen nimmt seinen Speer und stößt blitzschnell zu. Gunther will ihm in den Arm fallen, reagiert aber zu spät. Mit seinem geschwungenen Schild versucht Siegfried, seinen Widersacher zu erschlagen, doch auf halben Weg verlässt ihn die Kraft und er bricht tödlich getroffen zusammen. Die Männer sind zutiefst erschrocken und rügen die grausame Tat. Mit den Worten „Meineid rächt ich!“ verteidigt sich Hagen. Von zwei Gefährten gestützt wird der Held in sitzende Position gebracht und schlägt noch einmal die Augen auf. Mit dem Monolog „Brünnhilde, heilige Braut“ verabschiedet sich der Sterbende von der Abwesenden. Die Erinnerung übermannt ihn: Er war der Wecker, der sie wachküsste und dann lachte ihm Brünnhildes Lust. Ihres Atems wonniges Wehen verbindet sich zu süßem Vergehen in seligem Grausen. Während der TRAUERMARSCH erklingt, bricht der Mond durch die Wolken und verteilt das Licht auf der ganzen Bühne. Der Techniker richtet es ein, dass die Gibichungenhalle aus dem Hintergrund heranfährt und zur nächsten Szene überleitet. 3. Szene: Die Jagdgesellschaft kehrt heim. Gutrune hat ein Jagdhorn vernommen. Von böser Vorahnung geplagt, wollte sie Trost bei Brünnhilde suchen, doch deren Kammer war leer. Ebenfalls zutiefst beunruhigt hatte sie den Fußweg zum Rhein zurückgelegt. Hagen erscheint als erstes in der Halle und kündet zynisch, dass man Beute gemacht habe und Siegfried, der starke Held, heimkehre. Gutrune möchte die Ursache erfahren, weshalb sie sein Horn nicht gehört habe. Der bleiche Held wird nicht mehr blasen, nicht mehr zur Jagd stürmen und auch nicht mehr um wonnige Frauen buhlen. Was tragen die Männer auf dem Schild, erkundigt sich Gutrune ängstlich. Sie bringen eines wilden Ebers Beute, ihren toten Mann. Gutrune wirft sich über die Leiche. Hysterisch beschuldigt sie ihren Bruder, ihren Siegfried umgebracht zu haben, doch Gunther verweist sie an Hagen, welcher der wilde Eber gewesen sei und den Edlen zerfleischt habe. Hagen gibt sich keine Mühe zu leugnen. Absprachegemäß habe er gehandelt und Gunther und Brünnhilde waren bei der Planung dabei. Durch die Bestrafung des Meineids habe er sich heiliges Beuterecht erworben und Gunther möchte ihm bitte den Ring überantworten. Gunther verweigert die Herausgabe und der schamlose Albensohn solle sich nicht an Gutrunes Erbe vergreifen. „Her mit dem Ring“, als Sohn Alberichs sei er der Erbe. Die beiden ungleichen Brüder fechten miteinander und Gunther zieht den Kürzeren. Übernatürliche Kräfte greifen ein und der Tote hebt sie Hand, als Hagen ihm den Ring vom Finger ziehen will. Brünnhilde schreitet feierlich in den Vordergrund und es gelingt ihr mühelos das Geschenk ihres Mannes wieder an sich zu nehmen. Doch Gutrune protestiert und erhält von Brünnhilde zur Antwort: „Armselige, schweig! Sein Eheweib warst du nie. Als Buhlerin bandest du ihn. Sein Mannesgemahl bin ich, er ewige Eide er schwur, eh Siegfried je dich ersah!“. Gutrune bricht in Verzweiflung aus und wechselt von Siegfrieds zu Gunthers Leichnam, um auch hier ein Weilchen zu verbringen. Brünnhilde, überwältigt von Schmerz und Wehmut, fasst nun den Entschluss zu einem der spektakulärsten Suizide, welche die Operngeschichte kennt: Im Galopp wird sie mit ihrem Lieblingspferd Grane in den Scheiterhaufen reiten, der zur Verbrennung der Leiche Siegfrieds aufgeschichtet wird. Die Poesie ist umwerfend - nur der Spielleiter muss sich etwas ausdenken, wie die Ausführung der aufwendigen Prozedur umgangen werden kann, damit der Einsatz der Feuerwehr sich erübrigt und der Tierschutzverein keinen Protest einlegt. Mit wortgewaltiger machtvoller Stimme legt Brünnhilde los: „Starke Scheide schichtet mir dort am Rande des Rheins zuhauf! Hoch und hell lodre die Glut, die den edlen Leib des hehrsten Helden verzehrt. Sein Ross führet daher, dass mit mir dem Recken folgt; denn des Helden heiligste Ehre zu teilen, verlangt mein heiliger Leib. Vollbringt Brünnhildes Wunsch!“ An dieser Stelle wollen wir unseren Report schließen, denn Brünnhilde kann sich nur schwer entschließen, das Erdachte auch auszuführen und singt endlos weiter. Es sei nur noch verraten, dass der raffgierige Hagen in voller Rüstung zu den Rheintöchtern, die er in der Wurzel nicht ausstehen kann, ins Wasser springt um von zarter Hand in die Tiefe gezerrt zu werden. Floßhilde hält den dem Rhein zurückgewonnenen Ring empor und das Publikum kann mit der Gewissheit leben, dass das Schicksal angemessen gewaltet hat. |
Letzte Änderung am 23. April 2012
Beitrag von Engelbert Hellen
Beitrag von Engelbert Hellen