Franz Erkel (1810-1893)

István Király

(König Stephan)

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: István Király
Titel deutsch: König Stephan
Entstehungszeit: 1874-84
Uraufführung: 14. März 1885 in Budapest (Ungarische Staatsoper)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester

Zur Oper:

Art: Oper in zwei Akten
Libretto: Antal Várady nach Lajos Dobsa
Sprache: ungarisch
Ort: Ungarn
Zeit: zu Beginn der ungarischen christlichen Ära um das Jahr 1000

Personen:

Stephan / István: König von Ungarn
Gisela: seine Frau
Herzog Emmerich / Imre: beider Sohn
Cresimira: die Verlobte Emmerichs
Vazul: ein heidnischer Widerstandskämpfer
Péter: Nachfolger König Stephans
Asztrik / Anastasius: ein Abt
Barang: ein Schamane

Handlung:

Es war das Unglück König Stephans, dass ihm seine Gemahlin Gisela nur ein Kind schenkte - den Thronfolger Emmerich. Er sollte die Dynastie der Arpaden fortführen, doch der Jüngling war durch seine christliche Erziehung dermaßen verunsichert worden, dass er den Verzicht auf Ausübung der Sexualität der Heiligen Jungfrau zum Geschenk machte. Nun sorgt Stephan sich um den Fortbestand der Dynastie. Als Notstopfen gibt es noch Péter Orseolo, den Sohn seiner Schwester Maria, den man aber vorläufig nur als Brautwerber für Emmerich einsetzen kann.

Immerhin hatte der Vater dem verzogenen Lockenschopf das Zugeständnis abgerungen, überhaupt eine Ehe einzugehen. Ob die beiden hinterher miteinander etwas anfangen können, würde sich schließlich finden. Doch Imre, wie die Ungarn ihren geliebten Thronfolger nennen, hat der kroatischen Prinzessin schon in der Hochzeitsnacht klargemacht, dass aus dem Beischlaf nichts wird. Cresimira ist tief betrübt und Péter wittert Morgenluft. Er signalisiert der Prinzessin, die vor Heimweh nach der blauen Adria fast umkommt, Anlehnung an seine breiten Schultern. Guten Willens hatte sie sich auf den Weg in die Puszta gemacht und fröhliche ungarische Mädchen wurden ihre Freundinnen. Die Hochzeitsfeierlichkeiten haben ihr gefallen. Und jetzt diese Pleite mit dem Herrn Gemahl! Mutter Gisela und der Abt Anastasius hatten das Kind zwar in Frömmigkeit erzogen, aber dass die Gottesfurcht so weit gehen würde, die Fortpflanzung zu sabotieren, hatten sie nicht eingeplant.

Die wilden Magyaren hatten abgewirtschaftet, aber ihr Anführer Vazul riskierte hin und wieder einen Aufstand und nötigte König Stephan zu den Waffen zu greifen. Das Christentum sollte die neue Staatsreligion werden und die Gräuel des Heidentums - wie das Entehren und Entführen von Jungfrauen - wurde strafrechtlich verfolgt. Adalbert von Prag hatte den Grundstein gelegt und Stephan hielt das Kreuz hoch.

Péter bewegt die Kroatin dazu, den untauglichen Gemahl zu vergiften. Das ist aber nur in der Oper so, damit Cresimira die Chance hat, sich aus Reue für ihre verruchte Tat die Haare zu raufen und eine schöne Wahnsinnsarie hinzulegen. Die geschichtliche Chronik meldet, dass Imre auf der Bärenjagd umgekommen sei. Der Librettist lässt beiden widersprüchlichen Versionen Raum. Der Leichnam wird im Dom zu Gran feierlich aufgebahrt. Verzweifelt wirft sich Cresimira über den toten Gemahl. Mutter Gisela ist ebenfalls untröstlich.

Jetzt muss König Stephan entscheiden, wer zukünftig auf dem Arpadenthron die Nachfolge antreten wird. Die Kinder seines Bruders Geza kommen nicht in Betracht, weil sie heidnische Allüren an den Tag legen. Um sie regierungsuntauglich zu machen, lässt der König ihnen die Augen ausstechen und Blei in die Ohren gießen. In der Oper fallen diese Gräuel allerdings aus.

Wie gut, dass es noch Péter gibt! Das Finale der Oper endet in Székesfehérvár mit dem Tod Stephans, der auf seinem Stuhl zusammensackt. Sein Verdienst besteht darin, dass er den Magyaren das Christentum vermittelte und sich kulturell dem Abendland anschloss. Die Ungarn sehen heute in Szent István I. ihren Nationalheiligen.

Letzte Änderung am 21. Juli 2012
Beitrag von Engelbert Hellen

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